Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der Sommer. Und in Garben zu sich ziehen. Welch ein emßigesGewühl! Und das in der schwülen Hizze: doch die Arbeit, wird zum Spiel Weil sie in der Aehren-Meng, die sie froh zusam- men binden, Einen fetten Lebens-Mark, wieder sich zu stärken finden. Diese Hofnung stärkt das Herze und erwekket in der Brust Der beschweißten Schnitter Freude; ihre Mühe wird zur Lust Wenn sie mit gerührten Sinn den geschenkten Nah- rungsseegen, Den der fette Boden trägt und von Höchsten fliest, erwegen. O! ein lustiges Gewimmel! ist es gleich recht schwül und heis, So bleibt dennoch unermüdet, ihr vergnügter Ernd- te-Fleis, Einer bindet, jener häuft und stellt in geschwinden Wandeln, Die geknüpften Garben auf, und macht reiche See- gens-Mandeln; Daran eine Aehren-Menge, die auf ihren Halmen hängt, Ein betrachtendes Gemüte zu dem höchsten Geber lenkt, Wenn sie wie mit Fingern zeigt, daß von den be- stirnten Höhen, Als der GOttheit lichten Thron, sie und alle Ding, entstehen. Wenn das Feld mit solchen Hauffen, als mit Kro- nen ausgeschmükt, Dar-
Der Sommer. Und in Garben zu ſich ziehen. Welch ein emßigesGewuͤhl! Und das in der ſchwuͤlen Hizze: doch die Arbeit, wird zum Spiel Weil ſie in der Aehren-Meng, die ſie froh zuſam- men binden, Einen fetten Lebens-Mark, wieder ſich zu ſtaͤrken finden. Dieſe Hofnung ſtaͤrkt das Herze und erwekket in der Bruſt Der beſchweißten Schnitter Freude; ihre Muͤhe wird zur Luſt Wenn ſie mit geruͤhrten Sinn den geſchenkten Nah- rungsſeegen, Den der fette Boden traͤgt und von Hoͤchſten flieſt, erwegen. O! ein luſtiges Gewimmel! iſt es gleich recht ſchwuͤl und heis, So bleibt dennoch unermuͤdet, ihr vergnuͤgter Ernd- te-Fleis, Einer bindet, jener haͤuft und ſtellt in geſchwinden Wandeln, Die geknuͤpften Garben auf, und macht reiche See- gens-Mandeln; Daran eine Aehren-Menge, die auf ihren Halmen haͤngt, Ein betrachtendes Gemuͤte zu dem hoͤchſten Geber lenkt, Wenn ſie wie mit Fingern zeigt, daß von den be- ſtirnten Hoͤhen, Als der GOttheit lichten Thron, ſie und alle Ding, entſtehen. Wenn das Feld mit ſolchen Hauffen, als mit Kro- nen ausgeſchmuͤkt, Dar-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0030" n="18"/> <fw place="top" type="header">Der Sommer.</fw><lb/> <l>Und in Garben zu ſich ziehen. Welch ein emßiges<lb/><hi rendition="#et">Gewuͤhl!</hi></l><lb/> <l>Und das in der ſchwuͤlen Hizze: doch die Arbeit, wird<lb/><hi rendition="#et">zum Spiel</hi></l><lb/> <l>Weil ſie in der Aehren-Meng, die ſie froh zuſam-<lb/><hi rendition="#et">men binden,</hi></l><lb/> <l>Einen fetten Lebens-Mark, wieder ſich zu ſtaͤrken<lb/><hi rendition="#et">finden.</hi></l><lb/> <l>Dieſe Hofnung ſtaͤrkt das Herze und erwekket in der<lb/><hi rendition="#et">Bruſt</hi></l><lb/> <l>Der beſchweißten Schnitter Freude; ihre Muͤhe<lb/><hi rendition="#et">wird zur Luſt</hi></l><lb/> <l>Wenn ſie mit geruͤhrten Sinn den geſchenkten Nah-<lb/><hi rendition="#et">rungsſeegen,</hi></l><lb/> <l>Den der fette Boden traͤgt und von Hoͤchſten flieſt,<lb/><hi rendition="#et">erwegen.</hi></l><lb/> <l>O! ein luſtiges Gewimmel! iſt es gleich recht ſchwuͤl<lb/><hi rendition="#et">und heis,</hi></l><lb/> <l>So bleibt dennoch unermuͤdet, ihr vergnuͤgter Ernd-<lb/><hi rendition="#et">te-Fleis,</hi></l><lb/> <l>Einer bindet, jener haͤuft und ſtellt in geſchwinden<lb/><hi rendition="#et">Wandeln,</hi></l><lb/> <l>Die geknuͤpften Garben auf, und macht reiche See-<lb/><hi rendition="#et">gens-Mandeln;</hi></l><lb/> <l>Daran eine Aehren-Menge, die auf ihren Halmen<lb/><hi rendition="#et">haͤngt,</hi></l><lb/> <l>Ein betrachtendes Gemuͤte zu dem hoͤchſten Geber<lb/><hi rendition="#et">lenkt,</hi></l><lb/> <l>Wenn ſie wie mit Fingern zeigt, daß von den be-<lb/><hi rendition="#et">ſtirnten Hoͤhen,</hi></l><lb/> <l>Als der GOttheit lichten Thron, ſie und alle Ding,<lb/><hi rendition="#et">entſtehen.</hi></l><lb/> <l>Wenn das Feld mit ſolchen Hauffen, als mit Kro-<lb/><hi rendition="#et">nen ausgeſchmuͤkt,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Dar-</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [18/0030]
Der Sommer.
Und in Garben zu ſich ziehen. Welch ein emßiges
Gewuͤhl!
Und das in der ſchwuͤlen Hizze: doch die Arbeit, wird
zum Spiel
Weil ſie in der Aehren-Meng, die ſie froh zuſam-
men binden,
Einen fetten Lebens-Mark, wieder ſich zu ſtaͤrken
finden.
Dieſe Hofnung ſtaͤrkt das Herze und erwekket in der
Bruſt
Der beſchweißten Schnitter Freude; ihre Muͤhe
wird zur Luſt
Wenn ſie mit geruͤhrten Sinn den geſchenkten Nah-
rungsſeegen,
Den der fette Boden traͤgt und von Hoͤchſten flieſt,
erwegen.
O! ein luſtiges Gewimmel! iſt es gleich recht ſchwuͤl
und heis,
So bleibt dennoch unermuͤdet, ihr vergnuͤgter Ernd-
te-Fleis,
Einer bindet, jener haͤuft und ſtellt in geſchwinden
Wandeln,
Die geknuͤpften Garben auf, und macht reiche See-
gens-Mandeln;
Daran eine Aehren-Menge, die auf ihren Halmen
haͤngt,
Ein betrachtendes Gemuͤte zu dem hoͤchſten Geber
lenkt,
Wenn ſie wie mit Fingern zeigt, daß von den be-
ſtirnten Hoͤhen,
Als der GOttheit lichten Thron, ſie und alle Ding,
entſtehen.
Wenn das Feld mit ſolchen Hauffen, als mit Kro-
nen ausgeſchmuͤkt,
Dar-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/30 |
Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/30>, abgerufen am 16.02.2025. |