Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Was Leben heisse?
Was Leben heisse?
[Abbildung]
Nicht alle leben auf der Erden,
Die in die Welt gebohren werden,
Die auf derselben Schauplaz stehn,
Und wiederum von hinnen gehn.
Der Ausspruch, wird wol mancher
meinen,

Jst ungegründet, zu verneinen.
Allein, die ihr also urtheilt
Jhr schliesset warlich übereilt.
Jch will euch von den Menschen Leben,
Die richtige Beschreibung geben:
Der lebet wer sich auf der Welt,
So wie sein Schöpfer will, verhält,
Und die ihm aufgetragnen Pflichten,
Jn Emßiakeit sucht zu verrichten.
Wenn man des Schöpfers Zwek bedenkt,
So ist das Leben uns geschenkt,
Daß wir ihn auf der Welt betrachten,
Und in Erkenntnis herrlich achten,
Wir stehen im Gesellschafts-Band
Und jeder muß nach seinem Stand,
Den Neben-Menschen redlich lieben,
Und sich im wahren Guten üben.
Wir leben wenn wir uns bemühn,
Den Hindernissen zu entfliehn,
Die
Was Leben heiſſe?
Was Leben heiſſe?
[Abbildung]
Nicht alle leben auf der Erden,
Die in die Welt gebohren werden,
Die auf derſelben Schauplaz ſtehn,
Und wiederum von hinnen gehn.
Der Ausſpruch, wird wol mancher
meinen,

Jſt ungegruͤndet, zu verneinen.
Allein, die ihr alſo urtheilt
Jhr ſchlieſſet warlich uͤbereilt.
Jch will euch von den Menſchen Leben,
Die richtige Beſchreibung geben:
Der lebet wer ſich auf der Welt,
So wie ſein Schoͤpfer will, verhaͤlt,
Und die ihm aufgetragnen Pflichten,
Jn Emßiakeit ſucht zu verrichten.
Wenn man des Schoͤpfers Zwek bedenkt,
So iſt das Leben uns geſchenkt,
Daß wir ihn auf der Welt betrachten,
Und in Erkenntnis herrlich achten,
Wir ſtehen im Geſellſchafts-Band
Und jeder muß nach ſeinem Stand,
Den Neben-Menſchen redlich lieben,
Und ſich im wahren Guten uͤben.
Wir leben wenn wir uns bemuͤhn,
Den Hinderniſſen zu entfliehn,
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0299" n="287"/>
      <fw place="top" type="header">Was Leben hei&#x017F;&#x017F;e?</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Was Leben hei&#x017F;&#x017F;e?</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <figure/>
          <l><hi rendition="#in">N</hi>icht alle leben auf der Erden,</l><lb/>
          <l>Die in die Welt gebohren werden,</l><lb/>
          <l>Die auf der&#x017F;elben Schauplaz &#x017F;tehn,</l><lb/>
          <l>Und wiederum von hinnen gehn.</l><lb/>
          <l>Der Aus&#x017F;pruch, wird wol mancher<lb/><hi rendition="#et">meinen,</hi></l><lb/>
          <l>J&#x017F;t ungegru&#x0364;ndet, zu verneinen.</l><lb/>
          <l>Allein, die ihr al&#x017F;o urtheilt</l><lb/>
          <l>Jhr &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et warlich u&#x0364;bereilt.</l><lb/>
          <l>Jch will euch von den Men&#x017F;chen Leben,</l><lb/>
          <l>Die richtige Be&#x017F;chreibung geben:</l><lb/>
          <l>Der lebet wer &#x017F;ich auf der Welt,</l><lb/>
          <l>So wie &#x017F;ein Scho&#x0364;pfer will, verha&#x0364;lt,</l><lb/>
          <l>Und die ihm aufgetragnen Pflichten,</l><lb/>
          <l>Jn Emßiakeit &#x017F;ucht zu verrichten.</l><lb/>
          <l>Wenn man des Scho&#x0364;pfers Zwek bedenkt,</l><lb/>
          <l>So i&#x017F;t das Leben uns ge&#x017F;chenkt,</l><lb/>
          <l>Daß wir ihn auf der Welt betrachten,</l><lb/>
          <l>Und in Erkenntnis herrlich achten,</l><lb/>
          <l>Wir &#x017F;tehen im Ge&#x017F;ell&#x017F;chafts-Band</l><lb/>
          <l>Und jeder muß nach &#x017F;einem Stand,</l><lb/>
          <l>Den Neben-Men&#x017F;chen redlich lieben,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ich im wahren Guten u&#x0364;ben.</l><lb/>
          <l>Wir leben wenn wir uns bemu&#x0364;hn,</l><lb/>
          <l>Den Hinderni&#x017F;&#x017F;en zu entfliehn,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0299] Was Leben heiſſe? Was Leben heiſſe? [Abbildung] Nicht alle leben auf der Erden, Die in die Welt gebohren werden, Die auf derſelben Schauplaz ſtehn, Und wiederum von hinnen gehn. Der Ausſpruch, wird wol mancher meinen, Jſt ungegruͤndet, zu verneinen. Allein, die ihr alſo urtheilt Jhr ſchlieſſet warlich uͤbereilt. Jch will euch von den Menſchen Leben, Die richtige Beſchreibung geben: Der lebet wer ſich auf der Welt, So wie ſein Schoͤpfer will, verhaͤlt, Und die ihm aufgetragnen Pflichten, Jn Emßiakeit ſucht zu verrichten. Wenn man des Schoͤpfers Zwek bedenkt, So iſt das Leben uns geſchenkt, Daß wir ihn auf der Welt betrachten, Und in Erkenntnis herrlich achten, Wir ſtehen im Geſellſchafts-Band Und jeder muß nach ſeinem Stand, Den Neben-Menſchen redlich lieben, Und ſich im wahren Guten uͤben. Wir leben wenn wir uns bemuͤhn, Den Hinderniſſen zu entfliehn, Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/299
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/299>, abgerufen am 03.12.2024.