So bewegt das Mannigfalt von den Früchten und Getraide, Sein von Anmuth wallend Herz, durch die schön- ste Augenweide. Es dünkt uns in dieser Ferne, als wenn das be- saamte Land, Mit den türkschen Kunstgewirke, mit Tapeten über- spannt; Hie ist eine Lage grün, da der Blumen bunte Spizzen Wie ein heller Silberstrahl, wie erhabnes Stick- werk blizzen. Da läst sich ein rothes Feuer, dort ein blaulicht Flammen sehn, Von den roth und blaugemahlten Blumen, die darzwischen stehn: Dort ist die Tapecerei, wieder anders übermah- let, Die wie ein vergüldtes Tuch, kostbar in die Augen strahlet, Das mit Ranken durchgeblümet. Wirft man den vergnügten Blik, Auf die breiten Gegenden die in Blüte stehn, zu- rük; So sieht man die bunte Pracht allenthalben herrlich glimmen Und in einer heissen Glut, wie in glatten Meere schwimmen. Wenn die Erndte Zeit sich nähert, und die Hal- men sich gesteift Die die Sonne endlich troknet, und mit ihren Körnern reift: So verdoppelt sich die Lust, wenn wir bei den sanf- ten Wehen,
Auf
Der Sommer.
So bewegt das Mannigfalt von den Fruͤchten und Getraide, Sein von Anmuth wallend Herz, durch die ſchoͤn- ſte Augenweide. Es duͤnkt uns in dieſer Ferne, als wenn das be- ſaamte Land, Mit den tuͤrkſchen Kunſtgewirke, mit Tapeten uͤber- ſpannt; Hie iſt eine Lage gruͤn, da der Blumen bunte Spizzen Wie ein heller Silberſtrahl, wie erhabnes Stick- werk blizzen. Da laͤſt ſich ein rothes Feuer, dort ein blaulicht Flammen ſehn, Von den roth und blaugemahlten Blumen, die darzwiſchen ſtehn: Dort iſt die Tapecerei, wieder anders uͤbermah- let, Die wie ein verguͤldtes Tuch, koſtbar in die Augen ſtrahlet, Das mit Ranken durchgebluͤmet. Wirft man den vergnuͤgten Blik, Auf die breiten Gegenden die in Bluͤte ſtehn, zu- ruͤk; So ſieht man die bunte Pracht allenthalben herrlich glimmen Und in einer heiſſen Glut, wie in glatten Meere ſchwimmen. Wenn die Erndte Zeit ſich naͤhert, und die Hal- men ſich geſteift Die die Sonne endlich troknet, und mit ihren Koͤrnern reift: So verdoppelt ſich die Luſt, wenn wir bei den ſanf- ten Wehen,
Auf
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Der Sommer.
So bewegt das Mannigfalt von den Fruͤchten und
Getraide,
Sein von Anmuth wallend Herz, durch die ſchoͤn-
ſte Augenweide.
Es duͤnkt uns in dieſer Ferne, als wenn das be-
ſaamte Land,
Mit den tuͤrkſchen Kunſtgewirke, mit Tapeten uͤber-
ſpannt;
Hie iſt eine Lage gruͤn, da der Blumen bunte
Spizzen
Wie ein heller Silberſtrahl, wie erhabnes Stick-
werk blizzen.
Da laͤſt ſich ein rothes Feuer, dort ein blaulicht
Flammen ſehn,
Von den roth und blaugemahlten Blumen, die
darzwiſchen ſtehn:
Dort iſt die Tapecerei, wieder anders uͤbermah-
let,
Die wie ein verguͤldtes Tuch, koſtbar in die Augen
ſtrahlet,
Das mit Ranken durchgebluͤmet. Wirft man den
vergnuͤgten Blik,
Auf die breiten Gegenden die in Bluͤte ſtehn, zu-
ruͤk;
So ſieht man die bunte Pracht allenthalben herrlich
glimmen
Und in einer heiſſen Glut, wie in glatten Meere
ſchwimmen.
Wenn die Erndte Zeit ſich naͤhert, und die Hal-
men ſich geſteift
Die die Sonne endlich troknet, und mit ihren
Koͤrnern reift:
So verdoppelt ſich die Luſt, wenn wir bei den ſanf-
ten Wehen,
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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/28>, abgerufen am 20.02.2025.
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