Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die unerkandte Wollthat GOttes. So wird die Lustbarkeit, die Würze saurer Plage.Jch schweige billig hier von andrer Ueppigkeit Die auf den Feldern wird zur Erndte-Zeit begangen, Und was die Wollust da vor Schlummer-Körner sträut, Der eitlen Jugend Herz ins geile Nez zufangen. Heist das nicht undankbahr; wenn GOtt uns Ga- ben giebt Der Sünd und Eitelkeit das Herze einzuweihen? Wie schändlich ist es nicht, wenn ein Kind dem be- trübt, Der es nach Vatergüt mit Gaben will erfreuen? Wer in dem Heiligthum vor GOttes Angesicht, Da stille Andacht wohnt, den frechen Lastern fröh- net, Der scheuet keinen GOtt und ist ein Bösewicht Weil er der Gottheit lacht; und ihr Gesez ver- höhnet: Der Felder Heiligthum, der Tempel der Natur, Lehrt GOttes Gegenwart, und die muß uns ver- binden, Des Schöpfers Herrligkeit, an seiner Kreatur Mit Ehrfurcht anzusehn, mit Andacht zu empfin- den. Der Halmen schlanke Meng, die strekt sich Him- mel an, Und zeigt uns Fingern gleich, daß der im Himmel wohne, Der uns erhalten will, und auch erhalten kan, Jm Himmel wo er herscht auf seinem lichten Throne. Und dennoch finden wir, daß viele nur ihr Herz, An eine reiche Erndt, als ihren Abgott hangen, Und bei dem innren Gram und den gesuchten Schmerz, Des
Die unerkandte Wollthat GOttes. So wird die Luſtbarkeit, die Wuͤrze ſaurer Plage.Jch ſchweige billig hier von andrer Ueppigkeit Die auf den Feldern wird zur Erndte-Zeit begangen, Und was die Wolluſt da vor Schlummer-Koͤrner ſtraͤut, Der eitlen Jugend Herz ins geile Nez zufangen. Heiſt das nicht undankbahr; wenn GOtt uns Ga- ben giebt Der Suͤnd und Eitelkeit das Herze einzuweihen? Wie ſchaͤndlich iſt es nicht, wenn ein Kind dem be- truͤbt, Der es nach Vaterguͤt mit Gaben will erfreuen? Wer in dem Heiligthum vor GOttes Angeſicht, Da ſtille Andacht wohnt, den frechen Laſtern froͤh- net, Der ſcheuet keinen GOtt und iſt ein Boͤſewicht Weil er der Gottheit lacht; und ihr Geſez ver- hoͤhnet: Der Felder Heiligthum, der Tempel der Natur, Lehrt GOttes Gegenwart, und die muß uns ver- binden, Des Schoͤpfers Herrligkeit, an ſeiner Kreatur Mit Ehrfurcht anzuſehn, mit Andacht zu empfin- den. Der Halmen ſchlanke Meng, die ſtrekt ſich Him- mel an, Und zeigt uns Fingern gleich, daß der im Himmel wohne, Der uns erhalten will, und auch erhalten kan, Jm Himmel wo er herſcht auf ſeinem lichten Throne. Und dennoch finden wir, daß viele nur ihr Herz, An eine reiche Erndt, als ihren Abgott hangen, Und bei dem innren Gram und den geſuchten Schmerz, Des
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Die unerkandte Wollthat GOttes.
So wird die Luſtbarkeit, die Wuͤrze ſaurer Plage.
Jch ſchweige billig hier von andrer Ueppigkeit
Die auf den Feldern wird zur Erndte-Zeit begangen,
Und was die Wolluſt da vor Schlummer-Koͤrner
ſtraͤut,
Der eitlen Jugend Herz ins geile Nez zufangen.
Heiſt das nicht undankbahr; wenn GOtt uns Ga-
ben giebt
Der Suͤnd und Eitelkeit das Herze einzuweihen?
Wie ſchaͤndlich iſt es nicht, wenn ein Kind dem be-
truͤbt,
Der es nach Vaterguͤt mit Gaben will erfreuen?
Wer in dem Heiligthum vor GOttes Angeſicht,
Da ſtille Andacht wohnt, den frechen Laſtern froͤh-
net,
Der ſcheuet keinen GOtt und iſt ein Boͤſewicht
Weil er der Gottheit lacht; und ihr Geſez ver-
hoͤhnet:
Der Felder Heiligthum, der Tempel der Natur,
Lehrt GOttes Gegenwart, und die muß uns ver-
binden,
Des Schoͤpfers Herrligkeit, an ſeiner Kreatur
Mit Ehrfurcht anzuſehn, mit Andacht zu empfin-
den.
Der Halmen ſchlanke Meng, die ſtrekt ſich Him-
mel an,
Und zeigt uns Fingern gleich, daß der im Himmel
wohne,
Der uns erhalten will, und auch erhalten kan,
Jm Himmel wo er herſcht auf ſeinem lichten Throne.
Und dennoch finden wir, daß viele nur ihr Herz,
An eine reiche Erndt, als ihren Abgott hangen,
Und bei dem innren Gram und den geſuchten
Schmerz,
Des
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