Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der Sommer. Bei euch ist in Sommertagen, eine rechte güldneZeit, Darin sich ein frommer Hirte, ob der stillen Rast erfreut, Der ein folgsam Vieh regiert, und entfernt von Gram und Leide, Auf den Schauplaz der Natur eine frohe Augen- weide Tag vor Tag zum Vorwurf wählet, und was sein Gemüthe fühlt, Auf den dünnen Haberrohre, in die freien Lüfte spielt, Da er in der Einsamkeit, sich dem langen Tag verkürzet, Und mit der vergnügten Lust, seine trocknen Spei- sen würzet. Wir verlassen eure Triften, suchen einen Aufent- halt, Da die Mittags-Sonne brennet, in den dick be- laubten Wald, Wo die stille Andacht wohnt unter den erhabnen Eichen, Untern stolzen Fichtenbaum, unter niedrigen Ge- sträuchen. Da ist die gewünschte Kühlung, in den dichten Lorbeer-Hain, Wo die Sonne rükwerts prallet mit den Feuerrei- chen Schein, Da das brennend Ungemach uns nicht auf die Scheitel schiesset, Noch der ausgedrungne Schweis, mehr auf unsern Rükken fliesset. Angenehme Sommerlauben! dichte Wälder! ihr komt mir, Als
Der Sommer. Bei euch iſt in Sommertagen, eine rechte guͤldneZeit, Darin ſich ein frommer Hirte, ob der ſtillen Raſt erfreut, Der ein folgſam Vieh regiert, und entfernt von Gram und Leide, Auf den Schauplaz der Natur eine frohe Augen- weide Tag vor Tag zum Vorwurf waͤhlet, und was ſein Gemuͤthe fuͤhlt, Auf den duͤnnen Haberrohre, in die freien Luͤfte ſpielt, Da er in der Einſamkeit, ſich dem langen Tag verkuͤrzet, Und mit der vergnuͤgten Luſt, ſeine trocknen Spei- ſen wuͤrzet. Wir verlaſſen eure Triften, ſuchen einen Aufent- halt, Da die Mittags-Sonne brennet, in den dick be- laubten Wald, Wo die ſtille Andacht wohnt unter den erhabnen Eichen, Untern ſtolzen Fichtenbaum, unter niedrigen Ge- ſtraͤuchen. Da iſt die gewuͤnſchte Kuͤhlung, in den dichten Lorbeer-Hain, Wo die Sonne ruͤkwerts prallet mit den Feuerrei- chen Schein, Da das brennend Ungemach uns nicht auf die Scheitel ſchieſſet, Noch der ausgedrungne Schweis, mehr auf unſern Ruͤkken flieſſet. Angenehme Sommerlauben! dichte Waͤlder! ihr komt mir, Als
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Der Sommer.
Bei euch iſt in Sommertagen, eine rechte guͤldne
Zeit,
Darin ſich ein frommer Hirte, ob der ſtillen Raſt
erfreut,
Der ein folgſam Vieh regiert, und entfernt von
Gram und Leide,
Auf den Schauplaz der Natur eine frohe Augen-
weide
Tag vor Tag zum Vorwurf waͤhlet, und was ſein
Gemuͤthe fuͤhlt,
Auf den duͤnnen Haberrohre, in die freien Luͤfte
ſpielt,
Da er in der Einſamkeit, ſich dem langen Tag
verkuͤrzet,
Und mit der vergnuͤgten Luſt, ſeine trocknen Spei-
ſen wuͤrzet.
Wir verlaſſen eure Triften, ſuchen einen Aufent-
halt,
Da die Mittags-Sonne brennet, in den dick be-
laubten Wald,
Wo die ſtille Andacht wohnt unter den erhabnen
Eichen,
Untern ſtolzen Fichtenbaum, unter niedrigen Ge-
ſtraͤuchen.
Da iſt die gewuͤnſchte Kuͤhlung, in den dichten
Lorbeer-Hain,
Wo die Sonne ruͤkwerts prallet mit den Feuerrei-
chen Schein,
Da das brennend Ungemach uns nicht auf die
Scheitel ſchieſſet,
Noch der ausgedrungne Schweis, mehr auf unſern
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