Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.
Es bleibt der Geist doch unzerstöhret, Wenn gleich der Leibes Bau verheeret; Wie Trümmer in einander fällt; Weil ihm der Schöpfer stets erhält. Unsterblichkeit ist vor sein Wesen, Zum Schmuk und Eigenthum erlesen, Die Seele bleibt, die Denkungskraft, Jst ihre ewge Eigenschaft: Sie wird durch keine Aenderungen, Jn ein zerflatternd Nichts verschlungen. Dies ist der Vorzug vor die Seele Daß sie in keiner Grabes Höle Den Untergang zu fürchten hat; Sie geht nach ihres Schöpfers Rath: So bald des Körpers Bau zerstükket, Dahin wo sie sein Antliz blikket, Wenn sie auf dieser Unterwelt, Des Höchsten Recht und Zeugnis hält, Und durch des Heilands Gnade sieget, Und der Begierden Heer bekrieget. Wenn sie den Höchsten recht erkennet, Jn ihr das Feur der Liebe brennet Wenn sie im allerhöchsten Gut, Durch dieser Liebe Neigung ruht; So kann den Menschen nichts mehr fehlen, Nichts mit den bangen Kummer quälen; So trift ihm kein betrübt Geschik Von einem wahren Ungelük: Viel-
Es bleibt der Geiſt doch unzerſtoͤhret, Wenn gleich der Leibes Bau verheeret; Wie Truͤmmer in einander faͤllt; Weil ihm der Schoͤpfer ſtets erhaͤlt. Unſterblichkeit iſt vor ſein Weſen, Zum Schmuk und Eigenthum erleſen, Die Seele bleibt, die Denkungskraft, Jſt ihre ewge Eigenſchaft: Sie wird durch keine Aenderungen, Jn ein zerflatternd Nichts verſchlungen. Dies iſt der Vorzug vor die Seele Daß ſie in keiner Grabes Hoͤle Den Untergang zu fuͤrchten hat; Sie geht nach ihres Schoͤpfers Rath: So bald des Koͤrpers Bau zerſtuͤkket, Dahin wo ſie ſein Antliz blikket, Wenn ſie auf dieſer Unterwelt, Des Hoͤchſten Recht und Zeugnis haͤlt, Und durch des Heilands Gnade ſieget, Und der Begierden Heer bekrieget. Wenn ſie den Hoͤchſten recht erkennet, Jn ihr das Feur der Liebe brennet Wenn ſie im allerhoͤchſten Gut, Durch dieſer Liebe Neigung ruht; So kann den Menſchen nichts mehr fehlen, Nichts mit den bangen Kummer quaͤlen; So trift ihm kein betruͤbt Geſchik Von einem wahren Ungeluͤk: Viel-
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das koſtbare Kleinod der Menſchen.
Entflieht den Tod den Fuͤrſt des Raubes
Beſiegt die Herrſchaft ſeines Staubes.
Es bleibt der Geiſt doch unzerſtoͤhret,
Wenn gleich der Leibes Bau verheeret;
Wie Truͤmmer in einander faͤllt;
Weil ihm der Schoͤpfer ſtets erhaͤlt.
Unſterblichkeit iſt vor ſein Weſen,
Zum Schmuk und Eigenthum erleſen,
Die Seele bleibt, die Denkungskraft,
Jſt ihre ewge Eigenſchaft:
Sie wird durch keine Aenderungen,
Jn ein zerflatternd Nichts verſchlungen.
Dies iſt der Vorzug vor die Seele
Daß ſie in keiner Grabes Hoͤle
Den Untergang zu fuͤrchten hat;
Sie geht nach ihres Schoͤpfers Rath:
So bald des Koͤrpers Bau zerſtuͤkket,
Dahin wo ſie ſein Antliz blikket,
Wenn ſie auf dieſer Unterwelt,
Des Hoͤchſten Recht und Zeugnis haͤlt,
Und durch des Heilands Gnade ſieget,
Und der Begierden Heer bekrieget.
Wenn ſie den Hoͤchſten recht erkennet,
Jn ihr das Feur der Liebe brennet
Wenn ſie im allerhoͤchſten Gut,
Durch dieſer Liebe Neigung ruht;
So kann den Menſchen nichts mehr fehlen,
Nichts mit den bangen Kummer quaͤlen;
So trift ihm kein betruͤbt Geſchik
Von einem wahren Ungeluͤk:
Viel-
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Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/231>, abgerufen am 23.07.2024. |