Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die Lehrreiche Weltschule. Folg hier in Demuth stets dem, der die Welt re-giert, Der uns zwar wunderbar, doch treu und seelig führt: Lern was du lernen solt, und sey auch bey dem Wissen Des Glaubens, allemahl, auf richtig Thun beflissen. Gefällt dem Schöpfer es, daß dir bey Angst und Pein, Die Welt worin du lebst, soll eine Kreuz-Schul seyn; Halt nur geduldig aus; GOtt pflegt auch im Be- trüben, Jndem er auf uns schlägt, nach Vater-Art zu lie- ben; Wenn er dich gnug geprüft; geläutert und bewährt, Geübet auf der Welt, in ihrer Schul gelehrt; So giebt er dir hernach die schöne Ehren-Krone, Zum Zeichen seiner Huld, zu einem Gnadenlohne; Alsdenn gelangest du zu Salems grünen Aun, Wo du nicht lernen solt; Nein! alles klar anschaun: Da wird die Lust gestillt, in jenen Geister Chören, Da deine Lernbegier, wird neue Wunder hören, Die hier auf dieser Welt, kein Auge je gesehn, Die unaussprechlich sind, und keiner kan verstehn: Und da die Lehrer sind der unvollkomnen Erden, Jn jener Geisterwelt gar gerne Schüler werden. Gib! Herrscher aller Welt! daß ich hier fleißig sey, Zum Lernen stets erwekt, in Ausübung getreu; Geduldig in dem Leid; so werd ich nach den Jah- ren, Die mir zur Prob bestimmt, was hier verdekt, erfahren. Die
Die Lehrreiche Weltſchule. Folg hier in Demuth ſtets dem, der die Welt re-giert, Der uns zwar wunderbar, doch treu und ſeelig fuͤhrt: Lern was du lernen ſolt, und ſey auch bey dem Wiſſen Des Glaubens, allemahl, auf richtig Thun befliſſen. Gefaͤllt dem Schoͤpfer es, daß dir bey Angſt und Pein, Die Welt worin du lebſt, ſoll eine Kreuz-Schul ſeyn; Halt nur geduldig aus; GOtt pflegt auch im Be- truͤben, Jndem er auf uns ſchlaͤgt, nach Vater-Art zu lie- ben; Wenn er dich gnug gepruͤft; gelaͤutert und bewaͤhrt, Geuͤbet auf der Welt, in ihrer Schul gelehrt; So giebt er dir hernach die ſchoͤne Ehren-Krone, Zum Zeichen ſeiner Huld, zu einem Gnadenlohne; Alsdenn gelangeſt du zu Salems gruͤnen Aun, Wo du nicht lernen ſolt; Nein! alles klar anſchaun: Da wird die Luſt geſtillt, in jenen Geiſter Choͤren, Da deine Lernbegier, wird neue Wunder hoͤren, Die hier auf dieſer Welt, kein Auge je geſehn, Die unausſprechlich ſind, und keiner kan verſtehn: Und da die Lehrer ſind der unvollkomnen Erden, Jn jener Geiſterwelt gar gerne Schuͤler werden. Gib! Herrſcher aller Welt! daß ich hier fleißig ſey, Zum Lernen ſtets erwekt, in Ausuͤbung getreu; Geduldig in dem Leid; ſo werd ich nach den Jah- ren, Die mir zur Prob beſtimmt, was hier verdekt, erfahren. Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0226" n="214"/> <fw place="top" type="header">Die Lehrreiche Weltſchule.</fw><lb/> <l>Folg hier in Demuth ſtets dem, der die Welt re-<lb/><hi rendition="#et">giert,</hi></l><lb/> <l>Der uns zwar wunderbar, doch treu und ſeelig<lb/><hi rendition="#et">fuͤhrt:</hi></l><lb/> <l>Lern was du lernen ſolt, und ſey auch bey dem<lb/><hi rendition="#et">Wiſſen</hi></l><lb/> <l>Des Glaubens, allemahl, auf richtig Thun befliſſen.</l><lb/> <l>Gefaͤllt dem Schoͤpfer es, daß dir bey Angſt und<lb/><hi rendition="#et">Pein,</hi></l><lb/> <l>Die Welt worin du lebſt, ſoll eine Kreuz-Schul<lb/><hi rendition="#et">ſeyn;</hi></l><lb/> <l>Halt nur geduldig aus; <hi rendition="#fr">GOtt</hi> pflegt auch im Be-<lb/><hi rendition="#et">truͤben,</hi></l><lb/> <l>Jndem er auf uns ſchlaͤgt, nach Vater-Art zu lie-<lb/><hi rendition="#et">ben;</hi></l><lb/> <l>Wenn er dich gnug gepruͤft; gelaͤutert und bewaͤhrt,</l><lb/> <l>Geuͤbet auf der Welt, in ihrer Schul gelehrt;</l><lb/> <l>So giebt er dir hernach die ſchoͤne Ehren-Krone,</l><lb/> <l>Zum Zeichen ſeiner Huld, zu einem Gnadenlohne;</l><lb/> <l>Alsdenn gelangeſt du zu Salems gruͤnen Aun,</l><lb/> <l>Wo du nicht lernen ſolt; Nein! alles klar anſchaun:</l><lb/> <l>Da wird die Luſt geſtillt, in jenen Geiſter Choͤren,</l><lb/> <l>Da deine Lernbegier, wird neue Wunder hoͤren,</l><lb/> <l>Die hier auf dieſer Welt, kein Auge je geſehn,</l><lb/> <l>Die unausſprechlich ſind, und keiner kan verſtehn:</l><lb/> <l>Und da die Lehrer ſind der unvollkomnen Erden,</l><lb/> <l>Jn jener Geiſterwelt gar gerne Schuͤler werden.</l><lb/> <l>Gib! Herrſcher aller Welt! daß ich hier fleißig ſey,</l><lb/> <l>Zum Lernen ſtets erwekt, in Ausuͤbung getreu;</l><lb/> <l>Geduldig in dem Leid; ſo werd ich nach den Jah-<lb/><hi rendition="#et">ren,</hi></l><lb/> <l>Die mir zur Prob beſtimmt, was hier verdekt,<lb/><hi rendition="#et">erfahren.</hi></l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Die</hi> </fw><lb/> </body> </text> </TEI> [214/0226]
Die Lehrreiche Weltſchule.
Folg hier in Demuth ſtets dem, der die Welt re-
giert,
Der uns zwar wunderbar, doch treu und ſeelig
fuͤhrt:
Lern was du lernen ſolt, und ſey auch bey dem
Wiſſen
Des Glaubens, allemahl, auf richtig Thun befliſſen.
Gefaͤllt dem Schoͤpfer es, daß dir bey Angſt und
Pein,
Die Welt worin du lebſt, ſoll eine Kreuz-Schul
ſeyn;
Halt nur geduldig aus; GOtt pflegt auch im Be-
truͤben,
Jndem er auf uns ſchlaͤgt, nach Vater-Art zu lie-
ben;
Wenn er dich gnug gepruͤft; gelaͤutert und bewaͤhrt,
Geuͤbet auf der Welt, in ihrer Schul gelehrt;
So giebt er dir hernach die ſchoͤne Ehren-Krone,
Zum Zeichen ſeiner Huld, zu einem Gnadenlohne;
Alsdenn gelangeſt du zu Salems gruͤnen Aun,
Wo du nicht lernen ſolt; Nein! alles klar anſchaun:
Da wird die Luſt geſtillt, in jenen Geiſter Choͤren,
Da deine Lernbegier, wird neue Wunder hoͤren,
Die hier auf dieſer Welt, kein Auge je geſehn,
Die unausſprechlich ſind, und keiner kan verſtehn:
Und da die Lehrer ſind der unvollkomnen Erden,
Jn jener Geiſterwelt gar gerne Schuͤler werden.
Gib! Herrſcher aller Welt! daß ich hier fleißig ſey,
Zum Lernen ſtets erwekt, in Ausuͤbung getreu;
Geduldig in dem Leid; ſo werd ich nach den Jah-
ren,
Die mir zur Prob beſtimmt, was hier verdekt,
erfahren.
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |