Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der Sommer. Jhre Hizze wird von innen, wie von aussen abge-kühlt, Und sie werden wieder frisch, legen ihre sanften Glieder, Wiederum, als wie vergnügt in das Grase-Bette nieder. Diese Ruh bleibt ungestöhret, bis etwan sich ihr Geschrei, Nach den Stall und Hürden sehnet, wenn die Ta- geszeit vorbei; Oder wenn ein Streit entsteht unter denen geilen Bökken, Da sie bei gewagten Kampf, nach den Schiedes- richter blökken: Damit sie sich nicht die Köpfe, bei den an einander prelln Der mit Grim gesteiften Stösse, in der Naserei zerschelln. Abermahl ein neues Spiel, sieht man an der süs- sen Mühe, Auf der grünen Weide an, da die fresbegiergen Kühe Schmazzend ihren Hals ausstrekken und den weiten Magen fülln, Bis sie endlich die Begierde, nach den fetten Kle- en stilln: Alsdenn lagern sie sich auch, liegen bei der schwü- len Hizze, Als gesättigt ausgestrekt, in den lauen Dampf und Schwizze, Jm Vergnügen misvergnüget, bis die frohe Mit- tagszeit, Da sie werden ausgemolken, sie von ihrer Last be- freit. Da A 5
Der Sommer. Jhre Hizze wird von innen, wie von auſſen abge-kuͤhlt, Und ſie werden wieder friſch, legen ihre ſanften Glieder, Wiederum, als wie vergnuͤgt in das Graſe-Bette nieder. Dieſe Ruh bleibt ungeſtoͤhret, bis etwan ſich ihr Geſchrei, Nach den Stall und Huͤrden ſehnet, wenn die Ta- geszeit vorbei; Oder wenn ein Streit entſteht unter denen geilen Boͤkken, Da ſie bei gewagten Kampf, nach den Schiedes- richter bloͤkken: Damit ſie ſich nicht die Koͤpfe, bei den an einander prelln Der mit Grim geſteiften Stoͤſſe, in der Naſerei zerſchelln. Abermahl ein neues Spiel, ſieht man an der ſuͤſ- ſen Muͤhe, Auf der gruͤnen Weide an, da die fresbegiergen Kuͤhe Schmazzend ihren Hals ausſtrekken und den weiten Magen fuͤlln, Bis ſie endlich die Begierde, nach den fetten Kle- en ſtilln: Alsdenn lagern ſie ſich auch, liegen bei der ſchwuͤ- len Hizze, Als geſaͤttigt ausgeſtrekt, in den lauen Dampf und Schwizze, Jm Vergnuͤgen misvergnuͤget, bis die frohe Mit- tagszeit, Da ſie werden ausgemolken, ſie von ihrer Laſt be- freit. Da A 5
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Der Sommer.
Jhre Hizze wird von innen, wie von auſſen abge-
kuͤhlt,
Und ſie werden wieder friſch, legen ihre ſanften
Glieder,
Wiederum, als wie vergnuͤgt in das Graſe-Bette
nieder.
Dieſe Ruh bleibt ungeſtoͤhret, bis etwan ſich ihr
Geſchrei,
Nach den Stall und Huͤrden ſehnet, wenn die Ta-
geszeit vorbei;
Oder wenn ein Streit entſteht unter denen geilen
Boͤkken,
Da ſie bei gewagten Kampf, nach den Schiedes-
richter bloͤkken:
Damit ſie ſich nicht die Koͤpfe, bei den an einander
prelln
Der mit Grim geſteiften Stoͤſſe, in der Naſerei
zerſchelln.
Abermahl ein neues Spiel, ſieht man an der ſuͤſ-
ſen Muͤhe,
Auf der gruͤnen Weide an, da die fresbegiergen
Kuͤhe
Schmazzend ihren Hals ausſtrekken und den weiten
Magen fuͤlln,
Bis ſie endlich die Begierde, nach den fetten Kle-
en ſtilln:
Alsdenn lagern ſie ſich auch, liegen bei der ſchwuͤ-
len Hizze,
Als geſaͤttigt ausgeſtrekt, in den lauen Dampf und
Schwizze,
Jm Vergnuͤgen misvergnuͤget, bis die frohe Mit-
tagszeit,
Da ſie werden ausgemolken, ſie von ihrer Laſt be-
freit.
Da
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