Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Weisheit GOttes
Die ihr wenn sie vom Licht der Sonnen, ge-
kocht, in Meel und Brod genießt,

Jhr saugt aus uns die süssen Tränke, und
schöpfet eure Lebenskräfte,

Durch uns vom Himmel aus der Erde; ihr
labet euch durch unsere Säfte,

Drum denket zu des Schöpfers Preise, was
GOtt an uns, für euch gethan,

Betrachtet seiner Weisheit Wunder, so oft
ihr uns nur sehet an.

Erwegt wie wunderbar wir wachsen, wie
uns der Schöpfer auferziehet,

Wie künstlich er den Keim entwikkelt, der
aus zersprungnen Körnern blühet.

Er zieht uns durch die Sonnenstrahlen, und
durch den Einflus dünner Luft,

Auf eine recht verborgne Weise, aus unsrer
schwarzen Todtengruft,

Wenn wir mit unsern gtünen Spizzen, durch
die zerriebnen Akkerflächen,

Als Kinder aus der Mutterschoosse, mit auf-
gequollnen Triebe brechen.

Geniessen wir denn erst die Sonne, so stei-
gen wir in unsern Lauf,

Nach einer uns bestimmten Länge, in un-
serm Wachsthum höher auf;

Die Erde nährt uns durch die Wurzel, die
sich als Füsse weiter breiten,

Durch ihre Oefnungen einsaugen, was sie
zu uns durch Röhren leiten.

Je grösser wir im Wachsthum worden, je-
mehr verbreitet sie sich aus,

Damit wir nicht zu Boden fallen, bei ei-
nem starken Winde Braus.

Die
Die Weisheit GOttes
Die ihr wenn ſie vom Licht der Sonnen, ge-
kocht, in Meel und Brod genießt,

Jhr ſaugt aus uns die ſuͤſſen Traͤnke, und
ſchoͤpfet eure Lebenskraͤfte,

Durch uns vom Himmel aus der Erde; ihr
labet euch durch unſere Saͤfte,

Drum denket zu des Schoͤpfers Preiſe, was
GOtt an uns, fuͤr euch gethan,

Betrachtet ſeiner Weisheit Wunder, ſo oft
ihr uns nur ſehet an.

Erwegt wie wunderbar wir wachſen, wie
uns der Schoͤpfer auferziehet,

Wie kuͤnſtlich er den Keim entwikkelt, der
aus zerſprungnen Koͤrnern bluͤhet.

Er zieht uns durch die Sonnenſtrahlen, und
durch den Einflus duͤnner Luft,

Auf eine recht verborgne Weiſe, aus unſrer
ſchwarzen Todtengruft,

Wenn wir mit unſern gtuͤnen Spizzen, durch
die zerriebnen Akkerflaͤchen,

Als Kinder aus der Mutterſchooſſe, mit auf-
gequollnen Triebe brechen.

Genieſſen wir denn erſt die Sonne, ſo ſtei-
gen wir in unſern Lauf,

Nach einer uns beſtimmten Laͤnge, in un-
ſerm Wachsthum hoͤher auf;

Die Erde naͤhrt uns durch die Wurzel, die
ſich als Fuͤſſe weiter breiten,

Durch ihre Oefnungen einſaugen, was ſie
zu uns durch Roͤhren leiten.

Je groͤſſer wir im Wachsthum worden, je-
mehr verbreitet ſie ſich aus,

Damit wir nicht zu Boden fallen, bei ei-
nem ſtarken Winde Braus.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0134" n="122"/>
          <fw place="top" type="header">Die Weisheit GOttes</fw><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Die ihr wenn &#x017F;ie vom Licht der Sonnen, ge-<lb/><hi rendition="#et">kocht, in Meel und Brod genießt,</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Jhr &#x017F;augt aus uns die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Tra&#x0364;nke, und<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;cho&#x0364;pfet eure Lebenskra&#x0364;fte,</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Durch uns vom Himmel aus der Erde; ihr<lb/><hi rendition="#et">labet euch durch un&#x017F;ere Sa&#x0364;fte,</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Drum denket zu des Scho&#x0364;pfers Prei&#x017F;e, was<lb/><hi rendition="#et">GOtt an uns, fu&#x0364;r euch gethan,</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Betrachtet &#x017F;einer Weisheit Wunder, &#x017F;o oft<lb/><hi rendition="#et">ihr uns nur &#x017F;ehet an.</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Erwegt wie wunderbar wir wach&#x017F;en, wie<lb/><hi rendition="#et">uns der Scho&#x0364;pfer auferziehet,</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Wie ku&#x0364;n&#x017F;tlich er den Keim entwikkelt, der<lb/><hi rendition="#et">aus zer&#x017F;prungnen Ko&#x0364;rnern blu&#x0364;het.</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Er zieht uns durch die Sonnen&#x017F;trahlen, und<lb/><hi rendition="#et">durch den Einflus du&#x0364;nner Luft,</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Auf eine recht verborgne Wei&#x017F;e, aus un&#x017F;rer<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chwarzen Todtengruft,</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Wenn wir mit un&#x017F;ern gtu&#x0364;nen Spizzen, durch<lb/><hi rendition="#et">die zerriebnen Akkerfla&#x0364;chen,</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Als Kinder aus der Mutter&#x017F;choo&#x017F;&#x017F;e, mit auf-<lb/><hi rendition="#et">gequollnen Triebe brechen.</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Genie&#x017F;&#x017F;en wir denn er&#x017F;t die Sonne, &#x017F;o &#x017F;tei-<lb/><hi rendition="#et">gen wir in un&#x017F;ern Lauf,</hi></hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Nach einer uns be&#x017F;timmten La&#x0364;nge, in un-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;erm Wachsthum ho&#x0364;her auf;</hi></hi> </l><lb/>
          <l>D<hi rendition="#fr">ie Erde na&#x0364;hrt uns durch die Wurzel, die<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ich als Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e weiter breiten,</hi></hi></l><lb/>
          <l>D<hi rendition="#fr">urch ihre Oefnungen ein&#x017F;augen, was &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#et">zu uns durch Ro&#x0364;hren leiten.</hi></hi></l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er wir im Wachsthum worden, je-<lb/><hi rendition="#et">mehr verbreitet &#x017F;ie &#x017F;ich aus,</hi></hi> </l><lb/>
          <l>D<hi rendition="#fr">amit wir nicht zu Boden fallen, bei ei-<lb/><hi rendition="#et">nem &#x017F;tarken Winde Braus.</hi></hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Die</hi> </fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0134] Die Weisheit GOttes Die ihr wenn ſie vom Licht der Sonnen, ge- kocht, in Meel und Brod genießt, Jhr ſaugt aus uns die ſuͤſſen Traͤnke, und ſchoͤpfet eure Lebenskraͤfte, Durch uns vom Himmel aus der Erde; ihr labet euch durch unſere Saͤfte, Drum denket zu des Schoͤpfers Preiſe, was GOtt an uns, fuͤr euch gethan, Betrachtet ſeiner Weisheit Wunder, ſo oft ihr uns nur ſehet an. Erwegt wie wunderbar wir wachſen, wie uns der Schoͤpfer auferziehet, Wie kuͤnſtlich er den Keim entwikkelt, der aus zerſprungnen Koͤrnern bluͤhet. Er zieht uns durch die Sonnenſtrahlen, und durch den Einflus duͤnner Luft, Auf eine recht verborgne Weiſe, aus unſrer ſchwarzen Todtengruft, Wenn wir mit unſern gtuͤnen Spizzen, durch die zerriebnen Akkerflaͤchen, Als Kinder aus der Mutterſchooſſe, mit auf- gequollnen Triebe brechen. Genieſſen wir denn erſt die Sonne, ſo ſtei- gen wir in unſern Lauf, Nach einer uns beſtimmten Laͤnge, in un- ſerm Wachsthum hoͤher auf; Die Erde naͤhrt uns durch die Wurzel, die ſich als Fuͤſſe weiter breiten, Durch ihre Oefnungen einſaugen, was ſie zu uns durch Roͤhren leiten. Je groͤſſer wir im Wachsthum worden, je- mehr verbreitet ſie ſich aus, Damit wir nicht zu Boden fallen, bei ei- nem ſtarken Winde Braus. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/134
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/134>, abgerufen am 24.11.2024.