Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.an einem Kornhalm. Und gleichsam eine Wand formiren. O! welch einheller Weisheits-Strahl, Fällt dadurch in ein achtsam Auge, wenn man die grosse Halmen Zahl Jm Feldbezirke übersiehet, wenn wir dabei mit Lust erwegen, Wie durch die Einrichtung vermehret, der Felder reicher Nahrungs-Seegen. O! möchten wir uns von dem Schlaffe, den die Ge- wohnheit zeigt, befrein; So würden uns die schwanken Halmen, stets auf- gestellte Lehrer seyn, Die von der höchsten Weisheit zeugen, wenn sie sich in gepflanzten Schichten, Als ausgedehnte Zeigerfinger, zum Himmel, GOt- tes Stuhle richten. Wenn sie von starker Luft erreget, so flüstern sie zu GOttes Ehr Wenn ich ihr Lispeln sonst verstanden, uns zu er- muntern, dieses her: Jhr Menschen die ihr hier auf Erden, so viele Wunderdinge schauet, Die GOttes Weisheit eingerichtet, und sei- ne ewge Macht erbauet. O! haltet sie doch nicht geringe, sie sind es warlich alle werth, Daß ihr darauf die Augen lenket, mit An- dacht drauf die Sinnen kehrt. Wir Halmen werden so verachtet, man tritt uns Achtlos mit den Füssen, Da wir doch, zu der Menschen Leben, und ihren Besten spriessen müssen. Wir sind des Himmels Seegens-Röhren, darin er eure Nahrung gießt, Die H 5
an einem Kornhalm. Und gleichſam eine Wand formiren. O! welch einheller Weisheits-Strahl, Faͤllt dadurch in ein achtſam Auge, wenn man die groſſe Halmen Zahl Jm Feldbezirke uͤberſiehet, wenn wir dabei mit Luſt erwegen, Wie durch die Einrichtung vermehret, der Felder reicher Nahrungs-Seegen. O! moͤchten wir uns von dem Schlaffe, den die Ge- wohnheit zeigt, befrein; So wuͤrden uns die ſchwanken Halmen, ſtets auf- geſtellte Lehrer ſeyn, Die von der hoͤchſten Weisheit zeugen, wenn ſie ſich in gepflanzten Schichten, Als ausgedehnte Zeigerfinger, zum Himmel, GOt- tes Stuhle richten. Wenn ſie von ſtarker Luft erreget, ſo fluͤſtern ſie zu GOttes Ehr Wenn ich ihr Lispeln ſonſt verſtanden, uns zu er- muntern, dieſes her: Jhr Menſchen die ihr hier auf Erden, ſo viele Wunderdinge ſchauet, Die GOttes Weisheit eingerichtet, und ſei- ne ewge Macht erbauet. O! haltet ſie doch nicht geringe, ſie ſind es warlich alle werth, Daß ihr darauf die Augen lenket, mit An- dacht drauf die Sinnen kehrt. Wir Halmen werden ſo verachtet, man tritt uns Achtlos mit den Fuͤſſen, Da wir doch, zu der Menſchen Leben, und ihren Beſten ſprieſſen muͤſſen. Wir ſind des Himmels Seegens-Roͤhren, darin er eure Nahrung gießt, Die H 5
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an einem Kornhalm.
Und gleichſam eine Wand formiren. O! welch ein
heller Weisheits-Strahl,
Faͤllt dadurch in ein achtſam Auge, wenn man die
groſſe Halmen Zahl
Jm Feldbezirke uͤberſiehet, wenn wir dabei mit
Luſt erwegen,
Wie durch die Einrichtung vermehret, der Felder
reicher Nahrungs-Seegen.
O! moͤchten wir uns von dem Schlaffe, den die Ge-
wohnheit zeigt, befrein;
So wuͤrden uns die ſchwanken Halmen, ſtets auf-
geſtellte Lehrer ſeyn,
Die von der hoͤchſten Weisheit zeugen, wenn ſie
ſich in gepflanzten Schichten,
Als ausgedehnte Zeigerfinger, zum Himmel, GOt-
tes Stuhle richten.
Wenn ſie von ſtarker Luft erreget, ſo fluͤſtern ſie zu
GOttes Ehr
Wenn ich ihr Lispeln ſonſt verſtanden, uns zu er-
muntern, dieſes her:
Jhr Menſchen die ihr hier auf Erden, ſo
viele Wunderdinge ſchauet,
Die GOttes Weisheit eingerichtet, und ſei-
ne ewge Macht erbauet.
O! haltet ſie doch nicht geringe, ſie ſind es
warlich alle werth,
Daß ihr darauf die Augen lenket, mit An-
dacht drauf die Sinnen kehrt.
Wir Halmen werden ſo verachtet, man tritt
uns Achtlos mit den Fuͤſſen,
Da wir doch, zu der Menſchen Leben, und
ihren Beſten ſprieſſen muͤſſen.
Wir ſind des Himmels Seegens-Roͤhren,
darin er eure Nahrung gießt,
Die
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