Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.
Sieht man sie etwan von Ferne, Zwischen einer grünen Saat, Die noch keine Aehren hat, Scheinen sie als blaue Sterne, Die des Himmels Farben tragen, Und der Felder Schmuk erhöhn; Wenn wir nach der Deutung fragen, Warum sie in Felde stehn: So deucht mir, daß sie uns weisen, Welchen wir als GOtt zu preisen. Der im Himmel herrlich thronet, Stellt uns die gestirnte Zier, An der blauen Kornblum für; Der da über Sternen wohnet, Will uns an derselben lehren, Daß das grün besaamte Land Uns auch zeige den zu ehren, Der im Himmel nur bekandt: Daß wir schuldig in dem Grünen, GOtt der himmlisch ist, zu dienen. Die in blinder Einfalt stekken, Denken daß ein Akkerman Sich die Früchte geben kan, Die der Schöpfer muß erwekken. Denn sie glauben durch das Säen, Wenn der Akker umgewühlt, Wür- H 2
Sieht man ſie etwan von Ferne, Zwiſchen einer gruͤnen Saat, Die noch keine Aehren hat, Scheinen ſie als blaue Sterne, Die des Himmels Farben tragen, Und der Felder Schmuk erhoͤhn; Wenn wir nach der Deutung fragen, Warum ſie in Felde ſtehn: So deucht mir, daß ſie uns weiſen, Welchen wir als GOtt zu preiſen. Der im Himmel herrlich thronet, Stellt uns die geſtirnte Zier, An der blauen Kornblum fuͤr; Der da uͤber Sternen wohnet, Will uns an derſelben lehren, Daß das gruͤn beſaamte Land Uns auch zeige den zu ehren, Der im Himmel nur bekandt: Daß wir ſchuldig in dem Gruͤnen, GOtt der himmliſch iſt, zu dienen. Die in blinder Einfalt ſtekken, Denken daß ein Akkerman Sich die Fruͤchte geben kan, Die der Schoͤpfer muß erwekken. Denn ſie glauben durch das Saͤen, Wenn der Akker umgewuͤhlt, Wuͤr- H 2
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Die blaue Korn-Blume.
Will mir lieblicher gefallen,
Von Geruch, und an Geſtalt;
Als die Korn-Blum, die im Glanze,
Gleichet einem blauen Kranze.
Sieht man ſie etwan von Ferne,
Zwiſchen einer gruͤnen Saat,
Die noch keine Aehren hat,
Scheinen ſie als blaue Sterne,
Die des Himmels Farben tragen,
Und der Felder Schmuk erhoͤhn;
Wenn wir nach der Deutung fragen,
Warum ſie in Felde ſtehn:
So deucht mir, daß ſie uns weiſen,
Welchen wir als GOtt zu preiſen.
Der im Himmel herrlich thronet,
Stellt uns die geſtirnte Zier,
An der blauen Kornblum fuͤr;
Der da uͤber Sternen wohnet,
Will uns an derſelben lehren,
Daß das gruͤn beſaamte Land
Uns auch zeige den zu ehren,
Der im Himmel nur bekandt:
Daß wir ſchuldig in dem Gruͤnen,
GOtt der himmliſch iſt, zu dienen.
Die in blinder Einfalt ſtekken,
Denken daß ein Akkerman
Sich die Fruͤchte geben kan,
Die der Schoͤpfer muß erwekken.
Denn ſie glauben durch das Saͤen,
Wenn der Akker umgewuͤhlt,
Wuͤr-
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