Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Nochmahlige Betrachtung über die Tulpen.
Bald deucht mir in ihren Blühen,
Seh man recht ein Feurwerk glühen,
Das zu GOttes Ehren brennt:
Da der Tulpen Blätter Spizzen
Güldene Figuren sprizzen.
Wer die Feuer Lettern kennt,
Die aus denen Farben stammen,
Sieht des Schöpfers Nahmen flammen.
Schönste Tulpen! ihr verdienet,
Daß ihr immer blüht und grünet,
Wegen eurer Herrlichkeit:
Doch wenn ihr kaum angefangen,
Jn gezierten Schmuk zu prangen
Zeigt ihr eure Eitelkeit:
Da ihr heute herrlich blühet,
Morgen welkt und von uns ziehet.
Damit euch die Gärtner kennen,
Pfleget man euch zu benennen,
Wie es unsern Sinn gefällt:
Man benahmt euch nach den Prinzen,
Nach den Damen, nach Provinzen,
Nach den Helden dieser Welt:
Und so oft ich dieses höre,
Giebet es mir diese Lehre.
So wie Kaiser, Kaiserinnen;
So wie König, Königinnen,
Jn dem Tulpen Reich vergehn;
Wie wir die, die hohe Nahmen,
Oder niedrige bekamen,
Mit einander welken sehn:
So
Nochmahlige Betrachtung uͤber die Tulpen.
Bald deucht mir in ihren Bluͤhen,
Seh man recht ein Feurwerk gluͤhen,
Das zu GOttes Ehren brennt:
Da der Tulpen Blaͤtter Spizzen
Guͤldene Figuren ſprizzen.
Wer die Feuer Lettern kennt,
Die aus denen Farben ſtammen,
Sieht des Schoͤpfers Nahmen flammen.
Schoͤnſte Tulpen! ihr verdienet,
Daß ihr immer bluͤht und gruͤnet,
Wegen eurer Herrlichkeit:
Doch wenn ihr kaum angefangen,
Jn gezierten Schmuk zu prangen
Zeigt ihr eure Eitelkeit:
Da ihr heute herrlich bluͤhet,
Morgen welkt und von uns ziehet.
Damit euch die Gaͤrtner kennen,
Pfleget man euch zu benennen,
Wie es unſern Sinn gefaͤllt:
Man benahmt euch nach den Prinzen,
Nach den Damen, nach Provinzen,
Nach den Helden dieſer Welt:
Und ſo oft ich dieſes hoͤre,
Giebet es mir dieſe Lehre.
So wie Kaiſer, Kaiſerinnen;
So wie Koͤnig, Koͤniginnen,
Jn dem Tulpen Reich vergehn;
Wie wir die, die hohe Nahmen,
Oder niedrige bekamen,
Mit einander welken ſehn:
So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0098" n="82"/>
        <fw place="top" type="header">Nochmahlige Betrachtung u&#x0364;ber die Tulpen.</fw><lb/>
        <lg n="13">
          <l><hi rendition="#in">B</hi>ald deucht mir in ihren Blu&#x0364;hen,<lb/>
Seh man recht ein Feurwerk glu&#x0364;hen,<lb/>
Das zu <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Ehren brennt:<lb/>
Da der Tulpen Bla&#x0364;tter Spizzen<lb/>
Gu&#x0364;ldene Figuren &#x017F;prizzen.<lb/>
Wer die Feuer Lettern kennt,<lb/>
Die aus denen Farben &#x017F;tammen,<lb/>
Sieht des Scho&#x0364;pfers Nahmen flammen.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="14">
          <l><hi rendition="#in">S</hi>cho&#x0364;n&#x017F;te Tulpen! ihr verdienet,<lb/>
Daß ihr immer blu&#x0364;ht und gru&#x0364;net,<lb/>
Wegen eurer Herrlichkeit:<lb/>
Doch wenn ihr kaum angefangen,<lb/>
Jn gezierten Schmuk zu prangen<lb/>
Zeigt ihr eure Eitelkeit:<lb/>
Da ihr heute herrlich blu&#x0364;het,<lb/>
Morgen welkt und von uns ziehet.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="15">
          <l><hi rendition="#in">D</hi>amit euch die Ga&#x0364;rtner kennen,<lb/>
Pfleget man euch zu benennen,<lb/>
Wie es un&#x017F;ern Sinn gefa&#x0364;llt:<lb/>
Man benahmt euch nach den Prinzen,<lb/>
Nach den Damen, nach Provinzen,<lb/>
Nach den Helden die&#x017F;er Welt:<lb/>
Und &#x017F;o oft ich die&#x017F;es ho&#x0364;re,<lb/>
Giebet es mir die&#x017F;e Lehre.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="16">
          <l><hi rendition="#in">S</hi>o wie Kai&#x017F;er, Kai&#x017F;erinnen;<lb/>
So wie Ko&#x0364;nig, Ko&#x0364;niginnen,<lb/>
Jn dem Tulpen Reich vergehn;<lb/>
Wie wir die, die hohe Nahmen,<lb/>
Oder niedrige bekamen,<lb/>
Mit einander welken &#x017F;ehn:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0098] Nochmahlige Betrachtung uͤber die Tulpen. Bald deucht mir in ihren Bluͤhen, Seh man recht ein Feurwerk gluͤhen, Das zu GOttes Ehren brennt: Da der Tulpen Blaͤtter Spizzen Guͤldene Figuren ſprizzen. Wer die Feuer Lettern kennt, Die aus denen Farben ſtammen, Sieht des Schoͤpfers Nahmen flammen. Schoͤnſte Tulpen! ihr verdienet, Daß ihr immer bluͤht und gruͤnet, Wegen eurer Herrlichkeit: Doch wenn ihr kaum angefangen, Jn gezierten Schmuk zu prangen Zeigt ihr eure Eitelkeit: Da ihr heute herrlich bluͤhet, Morgen welkt und von uns ziehet. Damit euch die Gaͤrtner kennen, Pfleget man euch zu benennen, Wie es unſern Sinn gefaͤllt: Man benahmt euch nach den Prinzen, Nach den Damen, nach Provinzen, Nach den Helden dieſer Welt: Und ſo oft ich dieſes hoͤre, Giebet es mir dieſe Lehre. So wie Kaiſer, Kaiſerinnen; So wie Koͤnig, Koͤniginnen, Jn dem Tulpen Reich vergehn; Wie wir die, die hohe Nahmen, Oder niedrige bekamen, Mit einander welken ſehn: So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/98
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/98>, abgerufen am 23.11.2024.