Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die künstlichen Laubblätter. Lieber Mensch bedenke dies, was die weise Machtgethan, Wenn du in dem Garten bist und schau so die Bäu- me an; So wirst du mit ihrer Frucht nicht nur deine Kehle laben, Sondern auch bei jeden Blat eine Frucht der An- dacht haben. Rührt dich derer Zweige Schmuk der der Bäume Gipfel kränzt Wenn daran ein jedes Blat mit smaragdnen Schim- mer glänzt; So laß diese Augen-Lust, da die Blätter lieblich grü- nen, Auch dem Auge des Gemüths sich dran zu ermuntern dienen: Preise den mit regen Sinn, der auf einen grünen Blat, Seine grosse Herrlichkeit dir zur Lust beschrieben hat; Hörst du bei bewegter Luft wie die Blätter lispelnd brausen, O! so denke allemahl: GOtt ist hier in sanften Sau- sen, Und er redet durch das Laub, das fast einer Zunge gleicht: Menschen ach! erkennet doch, wie euch eu- er GOtt geneigt, Der sich allenthalben läst, auf den Feldern, in den Auen Als unentlich voller Macht, voller Güt und Weisheit schauen. Sehet einen Baum nur an, dessen Frucht euch lieblich schmekt, Und euch deutlich den Begrif von des Höch- sten Güt erwekt Sei-
Die kuͤnſtlichen Laubblaͤtter. Lieber Menſch bedenke dies, was die weiſe Machtgethan, Wenn du in dem Garten biſt und ſchau ſo die Baͤu- me an; So wirſt du mit ihrer Frucht nicht nur deine Kehle laben, Sondern auch bei jeden Blat eine Frucht der An- dacht haben. Ruͤhrt dich derer Zweige Schmuk der der Baͤume Gipfel kraͤnzt Wenn daran ein jedes Blat mit ſmaragdnen Schim- mer glaͤnzt; So laß dieſe Augen-Luſt, da die Blaͤtter lieblich gruͤ- nen, Auch dem Auge des Gemuͤths ſich dran zu ermuntern dienen: Preiſe den mit regen Sinn, der auf einen gruͤnen Blat, Seine groſſe Herrlichkeit dir zur Luſt beſchrieben hat; Hoͤrſt du bei bewegter Luft wie die Blaͤtter lispelnd brauſen, O! ſo denke allemahl: GOtt iſt hier in ſanften Sau- ſen, Und er redet durch das Laub, das faſt einer Zunge gleicht: Menſchen ach! erkennet doch, wie euch eu- er GOtt geneigt, Der ſich allenthalben laͤſt, auf den Feldern, in den Auen Als unentlich voller Macht, voller Guͤt und Weisheit ſchauen. Sehet einen Baum nur an, deſſen Frucht euch lieblich ſchmekt, Und euch deutlich den Begrif von des Hoͤch- ſten Guͤt erwekt Sei-
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Die kuͤnſtlichen Laubblaͤtter.
Lieber Menſch bedenke dies, was die weiſe Macht
gethan,
Wenn du in dem Garten biſt und ſchau ſo die Baͤu-
me an;
So wirſt du mit ihrer Frucht nicht nur deine Kehle
laben,
Sondern auch bei jeden Blat eine Frucht der An-
dacht haben.
Ruͤhrt dich derer Zweige Schmuk der der Baͤume
Gipfel kraͤnzt
Wenn daran ein jedes Blat mit ſmaragdnen Schim-
mer glaͤnzt;
So laß dieſe Augen-Luſt, da die Blaͤtter lieblich gruͤ-
nen,
Auch dem Auge des Gemuͤths ſich dran zu ermuntern
dienen:
Preiſe den mit regen Sinn, der auf einen gruͤnen
Blat,
Seine groſſe Herrlichkeit dir zur Luſt beſchrieben hat;
Hoͤrſt du bei bewegter Luft wie die Blaͤtter lispelnd
brauſen,
O! ſo denke allemahl: GOtt iſt hier in ſanften Sau-
ſen,
Und er redet durch das Laub, das faſt einer Zunge
gleicht:
Menſchen ach! erkennet doch, wie euch eu-
er GOtt geneigt,
Der ſich allenthalben laͤſt, auf den Feldern,
in den Auen
Als unentlich voller Macht, voller Guͤt und
Weisheit ſchauen.
Sehet einen Baum nur an, deſſen Frucht
euch lieblich ſchmekt,
Und euch deutlich den Begrif von des Hoͤch-
ſten Guͤt erwekt Sei-
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