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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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bey dem Anblik eines Sterbenden.
Wie das Hertz aus Ohnmacht schläget,
Und das Blut bald starrt, bald rennt;
Wie die Brust mit Röcheln keicht,
Wie die Zung bald lallt bald schweigt;
Wie die Augen sich verdrehen,
Und als sehend, nicht mehr sehen.

Elend ists wenn Tuch und Kittel,
Uns die Reise Kleider schenkt;
Wenn die Späne Müntz und Mittel
Womit man uns noch bedenkt:
Damit müssen wir sogleich
Jn das unterirdsche Reich,
Und was speisen wir vor Gäste
Von dem schlechten Ueberreste?
Molche, Nattern, Schnaken, Schlangen
Würme, Maden mancher Art,
Sieht man an den Körpern hangen
Die der Erden Schooß verwahrt:
Diese zern die Glieder loß,
Jene fressen sie denn blos,
Bis sich der Gewimmel Zähne,
Selbsten wagt an Brett und Späne.
Schrecklich wie viel tausend Bäuche,
Schlingen Haut, Fleisch, Nerven ein,
Und recht scheußlich sind die Schläuche
Darin sie verschlungen seyn:
Garstig werden sie zerkäut,
Stinkend wieder ausgestreut,
Bis zuletzt nach langen Raube,
Kopf und Bein noch wird zu Staube.
Ach!
Erster Theil. C

bey dem Anblik eines Sterbenden.
Wie das Hertz aus Ohnmacht ſchlaͤget,
Und das Blut bald ſtarrt, bald rennt;
Wie die Bruſt mit Roͤcheln keicht,
Wie die Zung bald lallt bald ſchweigt;
Wie die Augen ſich verdrehen,
Und als ſehend, nicht mehr ſehen.

Elend iſts wenn Tuch und Kittel,
Uns die Reiſe Kleider ſchenkt;
Wenn die Spaͤne Muͤntz und Mittel
Womit man uns noch bedenkt:
Damit muͤſſen wir ſogleich
Jn das unterirdſche Reich,
Und was ſpeiſen wir vor Gaͤſte
Von dem ſchlechten Ueberreſte?
Molche, Nattern, Schnaken, Schlangen
Wuͤrme, Maden mancher Art,
Sieht man an den Koͤrpern hangen
Die der Erden Schooß verwahrt:
Dieſe zern die Glieder loß,
Jene freſſen ſie denn blos,
Bis ſich der Gewimmel Zaͤhne,
Selbſten wagt an Brett und Spaͤne.
Schrecklich wie viel tauſend Baͤuche,
Schlingen Haut, Fleiſch, Nerven ein,
Und recht ſcheußlich ſind die Schlaͤuche
Darin ſie verſchlungen ſeyn:
Garſtig werden ſie zerkaͤut,
Stinkend wieder ausgeſtreut,
Bis zuletzt nach langen Raube,
Kopf und Bein noch wird zu Staube.
Ach!
Erſter Theil. C
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[33/0049] bey dem Anblik eines Sterbenden. Wie das Hertz aus Ohnmacht ſchlaͤget, Und das Blut bald ſtarrt, bald rennt; Wie die Bruſt mit Roͤcheln keicht, Wie die Zung bald lallt bald ſchweigt; Wie die Augen ſich verdrehen, Und als ſehend, nicht mehr ſehen. Elend iſts wenn Tuch und Kittel, Uns die Reiſe Kleider ſchenkt; Wenn die Spaͤne Muͤntz und Mittel Womit man uns noch bedenkt: Damit muͤſſen wir ſogleich Jn das unterirdſche Reich, Und was ſpeiſen wir vor Gaͤſte Von dem ſchlechten Ueberreſte? Molche, Nattern, Schnaken, Schlangen Wuͤrme, Maden mancher Art, Sieht man an den Koͤrpern hangen Die der Erden Schooß verwahrt: Dieſe zern die Glieder loß, Jene freſſen ſie denn blos, Bis ſich der Gewimmel Zaͤhne, Selbſten wagt an Brett und Spaͤne. Schrecklich wie viel tauſend Baͤuche, Schlingen Haut, Fleiſch, Nerven ein, Und recht ſcheußlich ſind die Schlaͤuche Darin ſie verſchlungen ſeyn: Garſtig werden ſie zerkaͤut, Stinkend wieder ausgeſtreut, Bis zuletzt nach langen Raube, Kopf und Bein noch wird zu Staube. Ach! Erſter Theil. C

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/49>, abgerufen am 22.12.2024.