Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Bei einen jeden Thier, daran gar leicht erhellet,
War um ein jedes Stük, nicht anders sei gestellet,
Als man es würklich sieht? Und daraus folgt der
Schlus:
Es zeige uns daran, GOtt einen Ueberflus,
Den Reichthum seiner Macht, und ein unendlich
Wissen,
Das mancherlei ersehn und auch erschaffen müssen.
Der Mensch das Hauptgeschöpf in der sichtbahren
Welt,
Der wird, wenn mans erwegt, uns auch so vor-
stellt,
Daß wir mit Lust daran ein Zeugnis sehen können,
Wie mannigfaltiglich, die Weisheit sei zu nennen
Die dieses Meisterstük vor andern herrlich schmükt,
Darinnen sie ihr Bild recht sichtbahr abgedrükt.
Sie sind zwar wenn man sie zu ihrer Gattung brächte,
Nur von dem mänlichen und weiblichen Geschlechte.
Allein der Mensch lehrt doch des Höchsten Weisheit sei,
Bei dieser einzgen Art sehr gros und mancherlei
Was für ein Unterscheid sieht man im Bildungs-
Zügen
Vornemlich des Gesichts und dessen Theilen liegen?
Der Schauplatz dieser Welt von Menschen angefüllt,
Zeigt uns so manchen Mensch; so manch besonders
Bild
Da keines Angesicht dem andern völlig gleichet:
Und dadurch ist der Zwek der Weisheit auch erreichet
Die die Verändrung liebt; und bei der Aehnligkeit,
Jst, wenn mans gnau ansieht, noch stets ein Unter-
scheid.
Der Menschen sind zwar viel, die auf der Erde woh-
nen,
Es faßt sie keine Zahl, von vielen Millionen:
Und
Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Bei einen jeden Thier, daran gar leicht erhellet,
War um ein jedes Stuͤk, nicht anders ſei geſtellet,
Als man es wuͤrklich ſieht? Und daraus folgt der
Schlus:
Es zeige uns daran, GOtt einen Ueberflus,
Den Reichthum ſeiner Macht, und ein unendlich
Wiſſen,
Das mancherlei erſehn und auch erſchaffen muͤſſen.
Der Menſch das Hauptgeſchoͤpf in der ſichtbahren
Welt,
Der wird, wenn mans erwegt, uns auch ſo vor-
ſtellt,
Daß wir mit Luſt daran ein Zeugnis ſehen koͤnnen,
Wie mannigfaltiglich, die Weisheit ſei zu nennen
Die dieſes Meiſterſtuͤk vor andern herrlich ſchmuͤkt,
Darinnen ſie ihr Bild recht ſichtbahr abgedruͤkt.
Sie ſind zwar wenn man ſie zu ihrer Gattung braͤchte,
Nur von dem maͤnlichen und weiblichen Geſchlechte.
Allein der Menſch lehrt doch des Hoͤchſten Weisheit ſei,
Bei dieſer einzgen Art ſehr gros und mancherlei
Was fuͤr ein Unterſcheid ſieht man im Bildungs-
Zuͤgen
Vornemlich des Geſichts und deſſen Theilen liegen?
Der Schauplatz dieſer Welt von Menſchen angefuͤllt,
Zeigt uns ſo manchen Menſch; ſo manch beſonders
Bild
Da keines Angeſicht dem andern voͤllig gleichet:
Und dadurch iſt der Zwek der Weisheit auch erreichet
Die die Veraͤndrung liebt; und bei der Aehnligkeit,
Jſt, wenn mans gnau anſieht, noch ſtets ein Unter-
ſcheid.
Der Menſchen ſind zwar viel, die auf der Erde woh-
nen,
Es faßt ſie keine Zahl, von vielen Millionen:
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0368" n="352"/>
          <fw place="top" type="header">Die mannigfaltige Weisheit GOttes.</fw><lb/>
          <l>Bei einen jeden Thier, daran gar leicht erhellet,</l><lb/>
          <l>War um ein jedes Stu&#x0364;k, nicht anders &#x017F;ei ge&#x017F;tellet,</l><lb/>
          <l>Als man es wu&#x0364;rklich &#x017F;ieht? Und daraus folgt der</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Schlus:</hi> </l><lb/>
          <l>Es zeige uns daran, <hi rendition="#fr">GOtt</hi> einen Ueberflus,</l><lb/>
          <l>Den Reichthum &#x017F;einer Macht, und ein unendlich</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Wi&#x017F;&#x017F;en,</hi> </l><lb/>
          <l>Das mancherlei er&#x017F;ehn und auch er&#x017F;chaffen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Der Men&#x017F;ch das Hauptge&#x017F;cho&#x0364;pf in der &#x017F;ichtbahren</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Welt,</hi> </l><lb/>
          <l>Der wird, wenn mans erwegt, uns auch &#x017F;o vor-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;tellt,</hi> </l><lb/>
          <l>Daß wir mit Lu&#x017F;t daran ein Zeugnis &#x017F;ehen ko&#x0364;nnen,</l><lb/>
          <l>Wie mannigfaltiglich, die Weisheit &#x017F;ei zu nennen</l><lb/>
          <l>Die die&#x017F;es Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;k vor andern herrlich &#x017F;chmu&#x0364;kt,</l><lb/>
          <l>Darinnen &#x017F;ie ihr Bild recht &#x017F;ichtbahr abgedru&#x0364;kt.</l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;ind zwar wenn man &#x017F;ie zu ihrer Gattung bra&#x0364;chte,</l><lb/>
          <l>Nur von dem ma&#x0364;nlichen und weiblichen Ge&#x017F;chlechte.</l><lb/>
          <l>Allein der Men&#x017F;ch lehrt doch des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten Weisheit &#x017F;ei,</l><lb/>
          <l>Bei die&#x017F;er einzgen Art &#x017F;ehr gros und mancherlei</l><lb/>
          <l>Was fu&#x0364;r ein Unter&#x017F;cheid &#x017F;ieht man im Bildungs-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Zu&#x0364;gen</hi> </l><lb/>
          <l>Vornemlich des Ge&#x017F;ichts und de&#x017F;&#x017F;en Theilen liegen?</l><lb/>
          <l>Der Schauplatz die&#x017F;er Welt von Men&#x017F;chen angefu&#x0364;llt,</l><lb/>
          <l>Zeigt uns &#x017F;o manchen Men&#x017F;ch; &#x017F;o manch be&#x017F;onders</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Bild</hi> </l><lb/>
          <l>Da keines Ange&#x017F;icht dem andern vo&#x0364;llig gleichet:</l><lb/>
          <l>Und dadurch i&#x017F;t der Zwek der Weisheit auch erreichet</l><lb/>
          <l>Die die Vera&#x0364;ndrung liebt; und bei der Aehnligkeit,</l><lb/>
          <l>J&#x017F;t, wenn mans gnau an&#x017F;ieht, noch &#x017F;tets ein Unter-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cheid.</hi> </l><lb/>
          <l>Der Men&#x017F;chen &#x017F;ind zwar viel, die auf der Erde woh-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">nen,</hi> </l><lb/>
          <l>Es faßt &#x017F;ie keine Zahl, von vielen Millionen:</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352/0368] Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Bei einen jeden Thier, daran gar leicht erhellet, War um ein jedes Stuͤk, nicht anders ſei geſtellet, Als man es wuͤrklich ſieht? Und daraus folgt der Schlus: Es zeige uns daran, GOtt einen Ueberflus, Den Reichthum ſeiner Macht, und ein unendlich Wiſſen, Das mancherlei erſehn und auch erſchaffen muͤſſen. Der Menſch das Hauptgeſchoͤpf in der ſichtbahren Welt, Der wird, wenn mans erwegt, uns auch ſo vor- ſtellt, Daß wir mit Luſt daran ein Zeugnis ſehen koͤnnen, Wie mannigfaltiglich, die Weisheit ſei zu nennen Die dieſes Meiſterſtuͤk vor andern herrlich ſchmuͤkt, Darinnen ſie ihr Bild recht ſichtbahr abgedruͤkt. Sie ſind zwar wenn man ſie zu ihrer Gattung braͤchte, Nur von dem maͤnlichen und weiblichen Geſchlechte. Allein der Menſch lehrt doch des Hoͤchſten Weisheit ſei, Bei dieſer einzgen Art ſehr gros und mancherlei Was fuͤr ein Unterſcheid ſieht man im Bildungs- Zuͤgen Vornemlich des Geſichts und deſſen Theilen liegen? Der Schauplatz dieſer Welt von Menſchen angefuͤllt, Zeigt uns ſo manchen Menſch; ſo manch beſonders Bild Da keines Angeſicht dem andern voͤllig gleichet: Und dadurch iſt der Zwek der Weisheit auch erreichet Die die Veraͤndrung liebt; und bei der Aehnligkeit, Jſt, wenn mans gnau anſieht, noch ſtets ein Unter- ſcheid. Der Menſchen ſind zwar viel, die auf der Erde woh- nen, Es faßt ſie keine Zahl, von vielen Millionen: Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/368
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/368>, abgerufen am 22.11.2024.