Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die manigfaltige Weißheit GOttes. Die mannigfaltige Weisheit GOttes an den mannigfaltigen Geschöpfen im Reiche der Natur. Die Mannigfaltigkeit der Dinge dieser Welt, Die uns des Höchsten Macht so sicht- bar vorgestellt, Zeigt uns dadurch zugleich der Weis- heit klare Spuren, Die alles klüglich wählt im Reich der Kreaturen. Man sehe nur den Ball der dichten Erde an, Wie viel und mancherlei drauf jeder schauen kann; Man bringe jedes Ding zu den bestimmten Classen, Wer wird die grosse Meng in alle Zahlen fassen? Welch ein erstaunend Heer, wird man sogleich ge- wahr, Und ein jedwedes Ding, das Kleineste so gar Zeigt seinen Meister an, der wenn man es erweget, Darin ein Probestück der Weisheit abgeleget Die unbegreiflich ist. Wie manche Art von Kraut Wird im Gewächse-Reich nicht hie und da geschaut, Das wir von anderen vor unterschieden halten, So wegen seines Zweks; als wegen der Gestalten? Die Forscher der Natur, die nur auf Kräuter sehn, Die in den Gegenden, allwo sie wohnen stehn, Ver-
Die manigfaltige Weißheit GOttes. Die mannigfaltige Weisheit GOttes an den mannigfaltigen Geſchoͤpfen im Reiche der Natur. Die Mannigfaltigkeit der Dinge dieſer Welt, Die uns des Hoͤchſten Macht ſo ſicht- bar vorgeſtellt, Zeigt uns dadurch zugleich der Weis- heit klare Spuren, Die alles kluͤglich waͤhlt im Reich der Kreaturen. Man ſehe nur den Ball der dichten Erde an, Wie viel und mancherlei drauf jeder ſchauen kann; Man bringe jedes Ding zu den beſtimmten Claſſen, Wer wird die groſſe Meng in alle Zahlen faſſen? Welch ein erſtaunend Heer, wird man ſogleich ge- wahr, Und ein jedwedes Ding, das Kleineſte ſo gar Zeigt ſeinen Meiſter an, der wenn man es erweget, Darin ein Probeſtuͤck der Weisheit abgeleget Die unbegreiflich iſt. Wie manche Art von Kraut Wird im Gewaͤchſe-Reich nicht hie und da geſchaut, Das wir von anderen vor unterſchieden halten, So wegen ſeines Zweks; als wegen der Geſtalten? Die Forſcher der Natur, die nur auf Kraͤuter ſehn, Die in den Gegenden, allwo ſie wohnen ſtehn, Ver-
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Die manigfaltige Weißheit GOttes.
Die mannigfaltige
Weisheit GOttes
an den mannigfaltigen Geſchoͤpfen im
Reiche der Natur.
Die Mannigfaltigkeit der Dinge dieſer
Welt,
Die uns des Hoͤchſten Macht ſo ſicht-
bar vorgeſtellt,
Zeigt uns dadurch zugleich der Weis-
heit klare Spuren,
Die alles kluͤglich waͤhlt im Reich der Kreaturen.
Man ſehe nur den Ball der dichten Erde an,
Wie viel und mancherlei drauf jeder ſchauen kann;
Man bringe jedes Ding zu den beſtimmten Claſſen,
Wer wird die groſſe Meng in alle Zahlen faſſen?
Welch ein erſtaunend Heer, wird man ſogleich ge-
wahr,
Und ein jedwedes Ding, das Kleineſte ſo gar
Zeigt ſeinen Meiſter an, der wenn man es erweget,
Darin ein Probeſtuͤck der Weisheit abgeleget
Die unbegreiflich iſt. Wie manche Art von Kraut
Wird im Gewaͤchſe-Reich nicht hie und da geſchaut,
Das wir von anderen vor unterſchieden halten,
So wegen ſeines Zweks; als wegen der Geſtalten?
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Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/354>, abgerufen am 21.07.2024. |