Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.gemeiniglich den Himmel vorstellen. Die ist mit Sapphir und Rubin, mit Diamantenausgesezt; Die Einbildung macht ihm entzükket, ob seines Zep- ters güldne Spizze, Er freut sich ob den Seeligkeiten, und seines Thro- nes hohen Sizze, Die ihm die Ewigkeit gewehrt: Er wünscht im Him- mel auch nichts mehr Als diese Königliche Pracht, als der Regenten Glanz und Ehr, Wo ihm die seelgen Unterthanen, und die erhabnen Seraphinen, Nach seinen Wink gebükt gehorchen, in tiefster Ehr- furcht ewig dienen. Derjenige der Schäzze liebt, und nach der Zeiten Reichthum strebt, Der suchet in der Ewigkeit, wenn er da als ein Bürger lebt, Bei den Besiz der Kostbarkeiten, der irdischen Be- gierden Freude, Und glaubt, daß dies in jener Wohnung, der Seel- gen Lust und Augenweide. So ist gemeiniglich die Lust, wie man im wahren Sprichwort sagt Des Menschen einzig Himmelreich, das ihn mit lee- ren Traum behagt: Was einer hie im Wunsch verlanget, das glaubt er dort im Salems Auen, Jn jenen seelgen Lustgefilden in völligen Genus zu schauen. Da doch der vollenkomne Stand der Freudenvollen Ewigkeit, Ganz andere Vergnügen hegt, als diese Unvollkom- menheit, Wo
gemeiniglich den Himmel vorſtellen. Die iſt mit Sapphir und Rubin, mit Diamantenausgeſezt; Die Einbildung macht ihm entzuͤkket, ob ſeines Zep- ters guͤldne Spizze, Er freut ſich ob den Seeligkeiten, und ſeines Thro- nes hohen Sizze, Die ihm die Ewigkeit gewehrt: Er wuͤnſcht im Him- mel auch nichts mehr Als dieſe Koͤnigliche Pracht, als der Regenten Glanz und Ehr, Wo ihm die ſeelgen Unterthanen, und die erhabnen Seraphinen, Nach ſeinen Wink gebuͤkt gehorchen, in tiefſter Ehr- furcht ewig dienen. Derjenige der Schaͤzze liebt, und nach der Zeiten Reichthum ſtrebt, Der ſuchet in der Ewigkeit, wenn er da als ein Buͤrger lebt, Bei den Beſiz der Koſtbarkeiten, der irdiſchen Be- gierden Freude, Und glaubt, daß dies in jener Wohnung, der Seel- gen Luſt und Augenweide. So iſt gemeiniglich die Luſt, wie man im wahren Sprichwort ſagt Des Menſchen einzig Himmelreich, das ihn mit lee- ren Traum behagt: Was einer hie im Wunſch verlanget, das glaubt er dort im Salems Auen, Jn jenen ſeelgen Luſtgefilden in voͤlligen Genus zu ſchauen. Da doch der vollenkomne Stand der Freudenvollen Ewigkeit, Ganz andere Vergnuͤgen hegt, als dieſe Unvollkom- menheit, Wo
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gemeiniglich den Himmel vorſtellen.
Die iſt mit Sapphir und Rubin, mit Diamanten
ausgeſezt;
Die Einbildung macht ihm entzuͤkket, ob ſeines Zep-
ters guͤldne Spizze,
Er freut ſich ob den Seeligkeiten, und ſeines Thro-
nes hohen Sizze,
Die ihm die Ewigkeit gewehrt: Er wuͤnſcht im Him-
mel auch nichts mehr
Als dieſe Koͤnigliche Pracht, als der Regenten Glanz
und Ehr,
Wo ihm die ſeelgen Unterthanen, und die erhabnen
Seraphinen,
Nach ſeinen Wink gebuͤkt gehorchen, in tiefſter Ehr-
furcht ewig dienen.
Derjenige der Schaͤzze liebt, und nach der Zeiten
Reichthum ſtrebt,
Der ſuchet in der Ewigkeit, wenn er da als ein
Buͤrger lebt,
Bei den Beſiz der Koſtbarkeiten, der irdiſchen Be-
gierden Freude,
Und glaubt, daß dies in jener Wohnung, der Seel-
gen Luſt und Augenweide.
So iſt gemeiniglich die Luſt, wie man im wahren
Sprichwort ſagt
Des Menſchen einzig Himmelreich, das ihn mit lee-
ren Traum behagt:
Was einer hie im Wunſch verlanget, das glaubt
er dort im Salems Auen,
Jn jenen ſeelgen Luſtgefilden in voͤlligen Genus zu
ſchauen.
Da doch der vollenkomne Stand der Freudenvollen
Ewigkeit,
Ganz andere Vergnuͤgen hegt, als dieſe Unvollkom-
menheit,
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