Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Wie sich die Menschen Was in der Vorderwelt geschehn; wie Noä Kastensei gemacht, Wie hoch man Babels Thurm im Bau, eh die Verwirrung kam, gebracht, Und andere dergleichen Dinge, die blosse Hülsen, leere Grillen, Die dennoch der wisbegierigen recht schmachtendes Gemüte stillen. Die von dem Hochmuth aufgebläht, und von dem Ehrgeiz aufgeschwellt, Die stellen sich die Rangordnung so vor in jener Geister-Welt, Als sie auf dieser Welt gewesen; da wünscht ein sol- cher nichts als Kronen Und eine hocherhabne Stuffe, auf denen seelgen Ehrenthronen: Und was er wünscht, das gläubt er leicht, drum stellt er sich der Seelgen Chor, Als einen Staat der Erdenwelt, mit den Regie- rungsformen vor; Er denket jene Lust und Wonne, die er im Himmel würde spüren, Die hätt er an den Unterthanen, die er daselbsten zu regieren. Er macht von sich das Bildnis so, wie ers an den Regenten sieht Der durch des Purpurs hellen Glanz, viel tausend Augen an sich zieht; Der glaubt er würd in solchen Kleidern, wie Kö- nige der Erden prangen, Die mit der Perlen Schmuk gestikket, woran viel Edelsteine hangen. Die güldne Krone seines Haupts, die er nach sei- ner Meinung schäzt, Die
Wie ſich die Menſchen Was in der Vorderwelt geſchehn; wie Noaͤ Kaſtenſei gemacht, Wie hoch man Babels Thurm im Bau, eh die Verwirrung kam, gebracht, Und andere dergleichen Dinge, die bloſſe Huͤlſen, leere Grillen, Die dennoch der wisbegierigen recht ſchmachtendes Gemuͤte ſtillen. Die von dem Hochmuth aufgeblaͤht, und von dem Ehrgeiz aufgeſchwellt, Die ſtellen ſich die Rangordnung ſo vor in jener Geiſter-Welt, Als ſie auf dieſer Welt geweſen; da wuͤnſcht ein ſol- cher nichts als Kronen Und eine hocherhabne Stuffe, auf denen ſeelgen Ehrenthronen: Und was er wuͤnſcht, das glaͤubt er leicht, drum ſtellt er ſich der Seelgen Chor, Als einen Staat der Erdenwelt, mit den Regie- rungsformen vor; Er denket jene Luſt und Wonne, die er im Himmel wuͤrde ſpuͤren, Die haͤtt er an den Unterthanen, die er daſelbſten zu regieren. Er macht von ſich das Bildnis ſo, wie ers an den Regenten ſieht Der durch des Purpurs hellen Glanz, viel tauſend Augen an ſich zieht; Der glaubt er wuͤrd in ſolchen Kleidern, wie Koͤ- nige der Erden prangen, Die mit der Perlen Schmuk geſtikket, woran viel Edelſteine hangen. Die guͤldne Krone ſeines Haupts, die er nach ſei- ner Meinung ſchaͤzt, Die
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Wie ſich die Menſchen
Was in der Vorderwelt geſchehn; wie Noaͤ Kaſten
ſei gemacht,
Wie hoch man Babels Thurm im Bau, eh die
Verwirrung kam, gebracht,
Und andere dergleichen Dinge, die bloſſe Huͤlſen,
leere Grillen,
Die dennoch der wisbegierigen recht ſchmachtendes
Gemuͤte ſtillen.
Die von dem Hochmuth aufgeblaͤht, und von dem
Ehrgeiz aufgeſchwellt,
Die ſtellen ſich die Rangordnung ſo vor in jener
Geiſter-Welt,
Als ſie auf dieſer Welt geweſen; da wuͤnſcht ein ſol-
cher nichts als Kronen
Und eine hocherhabne Stuffe, auf denen ſeelgen
Ehrenthronen:
Und was er wuͤnſcht, das glaͤubt er leicht, drum
ſtellt er ſich der Seelgen Chor,
Als einen Staat der Erdenwelt, mit den Regie-
rungsformen vor;
Er denket jene Luſt und Wonne, die er im Himmel
wuͤrde ſpuͤren,
Die haͤtt er an den Unterthanen, die er daſelbſten
zu regieren.
Er macht von ſich das Bildnis ſo, wie ers an den
Regenten ſieht
Der durch des Purpurs hellen Glanz, viel tauſend
Augen an ſich zieht;
Der glaubt er wuͤrd in ſolchen Kleidern, wie Koͤ-
nige der Erden prangen,
Die mit der Perlen Schmuk geſtikket, woran viel
Edelſteine hangen.
Die guͤldne Krone ſeines Haupts, die er nach ſei-
ner Meinung ſchaͤzt,
Die
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