Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.
Würden wir so riechen, schmekken Und durch das Gefühl erwekken, Unsern Geist der schlummernd lebt, Nach der Sinnen Wollust strebt! O! so würden durch die Sinnen, Labsal und Vergnügen rinnen, Das den Geist, wenn ers geneußt, Recht mit reiner Wollust speißt. Aber sehn wir wie die Augen Das Vergnugen in sich saugen; Wie sich das Gehör ergözt, Wie man das, was schmekhaft schäzt; Wie wir holde Süßigkeiten, Athmend ins Gehirne leiten: So kömt uns der Mensche für, Als ein blosses sinnlich Thier. Was mit Schönheits Glanz gezieret, Unsrer Augen Spiegel rühret, Wird mit Lust zwar angesehn, Alsdenn heist es: das ist schön. Solte man des Geistes Denken, Nicht dabei zum Schöpfer lenken, Der als HErr der Herrligkeit, Solchen Glanz hat ausgestreut? Was uns lieblich reizend klinget, Süsse ins Gehöre dringet, Unsre Leidenschaft erregt; Was das Hertz zur Lust bewegt, Jn U 4
Wuͤrden wir ſo riechen, ſchmekken Und durch das Gefuͤhl erwekken, Unſern Geiſt der ſchlummernd lebt, Nach der Sinnen Wolluſt ſtrebt! O! ſo wuͤrden durch die Sinnen, Labſal und Vergnuͤgen rinnen, Das den Geiſt, wenn ers geneußt, Recht mit reiner Wolluſt ſpeißt. Aber ſehn wir wie die Augen Das Vergnugen in ſich ſaugen; Wie ſich das Gehoͤr ergoͤzt, Wie man das, was ſchmekhaft ſchaͤzt; Wie wir holde Suͤßigkeiten, Athmend ins Gehirne leiten: So koͤmt uns der Menſche fuͤr, Als ein bloſſes ſinnlich Thier. Was mit Schoͤnheits Glanz gezieret, Unſrer Augen Spiegel ruͤhret, Wird mit Luſt zwar angeſehn, Alsdenn heiſt es: das iſt ſchoͤn. Solte man des Geiſtes Denken, Nicht dabei zum Schoͤpfer lenken, Der als HErr der Herrligkeit, Solchen Glanz hat ausgeſtreut? Was uns lieblich reizend klinget, Suͤſſe ins Gehoͤre dringet, Unſre Leidenſchaft erregt; Was das Hertz zur Luſt bewegt, Jn U 4
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empfundene Guͤte GOttes.
Alsdenn wieſe jeder Blik,
Jeder Schall auf GOtt zuruͤk.
Wuͤrden wir ſo riechen, ſchmekken
Und durch das Gefuͤhl erwekken,
Unſern Geiſt der ſchlummernd lebt,
Nach der Sinnen Wolluſt ſtrebt!
O! ſo wuͤrden durch die Sinnen,
Labſal und Vergnuͤgen rinnen,
Das den Geiſt, wenn ers geneußt,
Recht mit reiner Wolluſt ſpeißt.
Aber ſehn wir wie die Augen
Das Vergnugen in ſich ſaugen;
Wie ſich das Gehoͤr ergoͤzt,
Wie man das, was ſchmekhaft ſchaͤzt;
Wie wir holde Suͤßigkeiten,
Athmend ins Gehirne leiten:
So koͤmt uns der Menſche fuͤr,
Als ein bloſſes ſinnlich Thier.
Was mit Schoͤnheits Glanz gezieret,
Unſrer Augen Spiegel ruͤhret,
Wird mit Luſt zwar angeſehn,
Alsdenn heiſt es: das iſt ſchoͤn.
Solte man des Geiſtes Denken,
Nicht dabei zum Schoͤpfer lenken,
Der als HErr der Herrligkeit,
Solchen Glanz hat ausgeſtreut?
Was uns lieblich reizend klinget,
Suͤſſe ins Gehoͤre dringet,
Unſre Leidenſchaft erregt;
Was das Hertz zur Luſt bewegt,
Jn
U 4
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