Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.der Thiere für ihre Jungen. Wie viele finden sich, die um ihr ängstlich Wim-mern, Wenn sie nach Speise girrn, sich offte nicht beküm- mern. Die Vögel bringen stets, dergleichen Speise heim, Die ihren Jungen gut; trift man auch allgemein, Dergleichen Eltern an, die bei den zarten Zweigen Die ihnen angehörn, auch gleiche Sorgfalt zeigen? Wie ängstlich stellen sich die alten Vögel an, Wenn wo ein Räuber komt der ihnen schaden kann Und ihre Jungen nimmt? die er im Nest bestrikket, Und drauf den zarten Kopf, aus eitler Lust eindrükket. Wärn Eltern auch so sehr fürs Seelen Wohl bedacht Der Kinder, würden nicht noch viel zu GOtt ge- bracht, Die leider Teuffel, Welt, und Fleisch in Laster Schlin- gen, Jn Bösen ganz erstikt, zu dem Verderben bringen? Gehts so im Geistlichen, was Wunder wenns Ge- schik Der Kinder elend ist, wenn Sturm und Ungelük; Jhr Wohlfahrts Schif zerschlägt, da keine Hülf vorhanden, Daß sie denn in dem Lauf, an Fels und Klippen stranden. Die Vögel sorgen selbst für ihren Unterhalt, Wenn ihre Flügel groß, wenn sie zur Ausflucht alt: O! möchten Kinder hier, an ihren Beispiel lernen, Daß, wenn sie sich dem Haus der Eltern erst ent- fernen, Auch ihre Schuldigkeit mit regen Fleis zu sehn, Wie man dem Nahrungs Brod, durch Arbeit nach- zugehn: Da Erster Theil. S
der Thiere fuͤr ihre Jungen. Wie viele finden ſich, die um ihr aͤngſtlich Wim-mern, Wenn ſie nach Speiſe girrn, ſich offte nicht bekuͤm- mern. Die Voͤgel bringen ſtets, dergleichen Speiſe heim, Die ihren Jungen gut; trift man auch allgemein, Dergleichen Eltern an, die bei den zarten Zweigen Die ihnen angehoͤrn, auch gleiche Sorgfalt zeigen? Wie aͤngſtlich ſtellen ſich die alten Voͤgel an, Wenn wo ein Raͤuber komt der ihnen ſchaden kann Und ihre Jungen nimmt? die er im Neſt beſtrikket, Und drauf den zarten Kopf, aus eitler Luſt eindruͤkket. Waͤrn Eltern auch ſo ſehr fuͤrs Seelen Wohl bedacht Der Kinder, wuͤrden nicht noch viel zu GOtt ge- bracht, Die leider Teuffel, Welt, und Fleiſch in Laſter Schlin- gen, Jn Boͤſen ganz erſtikt, zu dem Verderben bringen? Gehts ſo im Geiſtlichen, was Wunder wenns Ge- ſchik Der Kinder elend iſt, wenn Sturm und Ungeluͤk; Jhr Wohlfahrts Schif zerſchlaͤgt, da keine Huͤlf vorhanden, Daß ſie denn in dem Lauf, an Fels und Klippen ſtranden. Die Voͤgel ſorgen ſelbſt fuͤr ihren Unterhalt, Wenn ihre Fluͤgel groß, wenn ſie zur Ausflucht alt: O! moͤchten Kinder hier, an ihren Beiſpiel lernen, Daß, wenn ſie ſich dem Haus der Eltern erſt ent- fernen, Auch ihre Schuldigkeit mit regen Fleis zu ſehn, Wie man dem Nahrungs Brod, durch Arbeit nach- zugehn: Da Erſter Theil. S
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der Thiere fuͤr ihre Jungen.
Wie viele finden ſich, die um ihr aͤngſtlich Wim-
mern,
Wenn ſie nach Speiſe girrn, ſich offte nicht bekuͤm-
mern.
Die Voͤgel bringen ſtets, dergleichen Speiſe heim,
Die ihren Jungen gut; trift man auch allgemein,
Dergleichen Eltern an, die bei den zarten Zweigen
Die ihnen angehoͤrn, auch gleiche Sorgfalt zeigen?
Wie aͤngſtlich ſtellen ſich die alten Voͤgel an,
Wenn wo ein Raͤuber komt der ihnen ſchaden kann
Und ihre Jungen nimmt? die er im Neſt beſtrikket,
Und drauf den zarten Kopf, aus eitler Luſt eindruͤkket.
Waͤrn Eltern auch ſo ſehr fuͤrs Seelen Wohl bedacht
Der Kinder, wuͤrden nicht noch viel zu GOtt ge-
bracht,
Die leider Teuffel, Welt, und Fleiſch in Laſter Schlin-
gen,
Jn Boͤſen ganz erſtikt, zu dem Verderben bringen?
Gehts ſo im Geiſtlichen, was Wunder wenns Ge-
ſchik
Der Kinder elend iſt, wenn Sturm und Ungeluͤk;
Jhr Wohlfahrts Schif zerſchlaͤgt, da keine Huͤlf
vorhanden,
Daß ſie denn in dem Lauf, an Fels und Klippen
ſtranden.
Die Voͤgel ſorgen ſelbſt fuͤr ihren Unterhalt,
Wenn ihre Fluͤgel groß, wenn ſie zur Ausflucht
alt:
O! moͤchten Kinder hier, an ihren Beiſpiel lernen,
Daß, wenn ſie ſich dem Haus der Eltern erſt ent-
fernen,
Auch ihre Schuldigkeit mit regen Fleis zu ſehn,
Wie man dem Nahrungs Brod, durch Arbeit nach-
zugehn:
Da
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