Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Regierung der Welt. Wo der Pilgrim seine Spur, da der Wind sie zugeschlagen, Wenn er keinen Führer hat, schwerlich wird von selbst erfragen. Kan er aber also schliessen: Es ist gar kein Weg, noch Bahn, Weil er in dem Sand der Wüste, sie verdekt nicht finden kann? Nein! wer diese Gegend weis, wird hier, wie auf ebnen Meeren, Einen bald den rechten Weg, den man wandern muß, belehren: So ist auch in GOttes Wegen, wo man keine Spuren trift, Unser Führer, unsre Leuchte; sein Wort, seine heilge Schrift, Die uns mehr als deutlich zeigt, daß der Vorsicht ihr Geleite, Nicht mit seiner Güt und Macht, nicht mit seiner Weisheit streite. Und wir Sterblichen wir wollen, daß GOtt so regieren soll, Wie ein König auf der Erde, der der Unterthanen Wohl Nur im Zeitlichen erhält, und dem abgemeßnen Staaten, Suchet zum erhabnen Flor, wie er immer kann, zu rathen. GOtt der über alles herrschet, und der Menschen Herze sieht, Der uns in der Zeit regieret, und zur ewgen Woll- fahrt zieht, Leitet durch die Vorsehung, uns zum ewig sichren Glükke, Darnach richtet er auch ein, unser zeitliches Geschikke. Sei- R 5
Regierung der Welt. Wo der Pilgrim ſeine Spur, da der Wind ſie zugeſchlagen, Wenn er keinen Fuͤhrer hat, ſchwerlich wird von ſelbſt erfragen. Kan er aber alſo ſchlieſſen: Es iſt gar kein Weg, noch Bahn, Weil er in dem Sand der Wuͤſte, ſie verdekt nicht finden kann? Nein! wer dieſe Gegend weis, wird hier, wie auf ebnen Meeren, Einen bald den rechten Weg, den man wandern muß, belehren: So iſt auch in GOttes Wegen, wo man keine Spuren trift, Unſer Fuͤhrer, unſre Leuchte; ſein Wort, ſeine heilge Schrift, Die uns mehr als deutlich zeigt, daß der Vorſicht ihr Geleite, Nicht mit ſeiner Guͤt und Macht, nicht mit ſeiner Weisheit ſtreite. Und wir Sterblichen wir wollen, daß GOtt ſo regieren ſoll, Wie ein Koͤnig auf der Erde, der der Unterthanen Wohl Nur im Zeitlichen erhaͤlt, und dem abgemeßnen Staaten, Suchet zum erhabnen Flor, wie er immer kann, zu rathen. GOtt der uͤber alles herrſchet, und der Menſchen Herze ſieht, Der uns in der Zeit regieret, und zur ewgen Woll- fahrt zieht, Leitet durch die Vorſehung, uns zum ewig ſichren Gluͤkke, Darnach richtet er auch ein, unſer zeitliches Geſchikke. Sei- R 5
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Regierung der Welt.
Wo der Pilgrim ſeine Spur, da der Wind ſie zu
geſchlagen,
Wenn er keinen Fuͤhrer hat, ſchwerlich wird von ſelbſt
erfragen.
Kan er aber alſo ſchlieſſen: Es iſt gar kein Weg,
noch Bahn,
Weil er in dem Sand der Wuͤſte, ſie verdekt nicht
finden kann?
Nein! wer dieſe Gegend weis, wird hier, wie auf
ebnen Meeren,
Einen bald den rechten Weg, den man wandern
muß, belehren:
So iſt auch in GOttes Wegen, wo man keine
Spuren trift,
Unſer Fuͤhrer, unſre Leuchte; ſein Wort, ſeine
heilge Schrift,
Die uns mehr als deutlich zeigt, daß der Vorſicht
ihr Geleite,
Nicht mit ſeiner Guͤt und Macht, nicht mit ſeiner
Weisheit ſtreite.
Und wir Sterblichen wir wollen, daß GOtt ſo
regieren ſoll,
Wie ein Koͤnig auf der Erde, der der Unterthanen Wohl
Nur im Zeitlichen erhaͤlt, und dem abgemeßnen
Staaten,
Suchet zum erhabnen Flor, wie er immer kann, zu
rathen.
GOtt der uͤber alles herrſchet, und der Menſchen
Herze ſieht,
Der uns in der Zeit regieret, und zur ewgen Woll-
fahrt zieht,
Leitet durch die Vorſehung, uns zum ewig ſichren
Gluͤkke,
Darnach richtet er auch ein, unſer zeitliches Geſchikke.
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