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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Die wunderbahre Verwandlung
Daß sich der Baum gar oft verkehrt, rührt von
des Schöpfers weisen Willen,
Der mit des Wechsels Unbestand, will unsre Lust
und Neigung stillen.
Die Zeit bringt stete Aenderung, das lehrte mich
der Kirschen Baum,
Den ich im Kurzen nicht gesehn; drum kannte ich
denselben kaum
Als ich ihn wiederum ansah; der weiße Schmuk war
meist verflogen,
Der Schöpfer hatte ihn verkehrt; mit grünen Laub-
werk angezogen.
Jch dachte bei mir selbsten nach, warum die weise
Gütigkeit,
Anstat der weisen Unschulds Tracht; der Hofnung
grünes Feier Kleid
Dem Kirschstamm wieder angethan? Mir deucht die
Aendrungs volle Puzzen,
Die machen unsern Sinn vergnügt; und sind den
Kirschen selbst zu Nuzzen.
Das weise All, gönnt unsern Aug, auch immer neue
Freud und Lust,
Und da es Aendrung immer liebt, wie er von An-
fang schon gewust,
So ist der Schauplaz dieser Welt, bald so, bald
anders ausgeschmükket;
So hat er uns zur Augenlust oft die Maschinen
weggerükket
Und andre wieder vorgekehrt; die uns durch weisser
Farben Pracht,
Die Augen zwar mit Glanz erquikt, den Strahl
dabei doch blendend macht:
So wird durch dieses sanfte Grün, das Auge wie-
derum gestärket,
Wie
Die wunderbahre Verwandlung
Daß ſich der Baum gar oft verkehrt, ruͤhrt von
des Schoͤpfers weiſen Willen,
Der mit des Wechſels Unbeſtand, will unſre Luſt
und Neigung ſtillen.
Die Zeit bringt ſtete Aenderung, das lehrte mich
der Kirſchen Baum,
Den ich im Kurzen nicht geſehn; drum kannte ich
denſelben kaum
Als ich ihn wiederum anſah; der weiße Schmuk war
meiſt verflogen,
Der Schoͤpfer hatte ihn verkehrt; mit gruͤnen Laub-
werk angezogen.
Jch dachte bei mir ſelbſten nach, warum die weiſe
Guͤtigkeit,
Anſtat der weiſen Unſchulds Tracht; der Hofnung
gruͤnes Feier Kleid
Dem Kirſchſtamm wieder angethan? Mir deucht die
Aendrungs volle Puzzen,
Die machen unſern Sinn vergnuͤgt; und ſind den
Kirſchen ſelbſt zu Nuzzen.
Das weiſe All, goͤnnt unſern Aug, auch immer neue
Freud und Luſt,
Und da es Aendrung immer liebt, wie er von An-
fang ſchon gewuſt,
So iſt der Schauplaz dieſer Welt, bald ſo, bald
anders ausgeſchmuͤkket;
So hat er uns zur Augenluſt oft die Maſchinen
weggeruͤkket
Und andre wieder vorgekehrt; die uns durch weiſſer
Farben Pracht,
Die Augen zwar mit Glanz erquikt, den Strahl
dabei doch blendend macht:
So wird durch dieſes ſanfte Gruͤn, das Auge wie-
derum geſtaͤrket,
Wie
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[248/0264] Die wunderbahre Verwandlung Daß ſich der Baum gar oft verkehrt, ruͤhrt von des Schoͤpfers weiſen Willen, Der mit des Wechſels Unbeſtand, will unſre Luſt und Neigung ſtillen. Die Zeit bringt ſtete Aenderung, das lehrte mich der Kirſchen Baum, Den ich im Kurzen nicht geſehn; drum kannte ich denſelben kaum Als ich ihn wiederum anſah; der weiße Schmuk war meiſt verflogen, Der Schoͤpfer hatte ihn verkehrt; mit gruͤnen Laub- werk angezogen. Jch dachte bei mir ſelbſten nach, warum die weiſe Guͤtigkeit, Anſtat der weiſen Unſchulds Tracht; der Hofnung gruͤnes Feier Kleid Dem Kirſchſtamm wieder angethan? Mir deucht die Aendrungs volle Puzzen, Die machen unſern Sinn vergnuͤgt; und ſind den Kirſchen ſelbſt zu Nuzzen. Das weiſe All, goͤnnt unſern Aug, auch immer neue Freud und Luſt, Und da es Aendrung immer liebt, wie er von An- fang ſchon gewuſt, So iſt der Schauplaz dieſer Welt, bald ſo, bald anders ausgeſchmuͤkket; So hat er uns zur Augenluſt oft die Maſchinen weggeruͤkket Und andre wieder vorgekehrt; die uns durch weiſſer Farben Pracht, Die Augen zwar mit Glanz erquikt, den Strahl dabei doch blendend macht: So wird durch dieſes ſanfte Gruͤn, das Auge wie- derum geſtaͤrket, Wie

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/264>, abgerufen am 23.11.2024.