Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Beantwortete Frage:
Auf Bergen, in dem Wald, in Feld und Thälern
sein:
So denket die Vernunfft, doch der Geschmak spricht:
Nein.
Der die Gesellschafft liebt, und des Getümmels
Rauschen,
Der wird nicht leicht die Stadt, mit einem Dorf
vertauschen.
Wer eine freie Lufft und stilles Leben liebt,
Der wählt ein freies Land dafür er Städte giebt
Wer hat von Beiden recht? Sie finden alle Beide,
Der eine hie, der da, für sein Gemüthe, Freude.
Mein Urtheil ist hiebei: Es ist gut in der Stadt,
Die, GOtt ist Sonn und Schild, zu ihrem
Wappen hat.
Das Leben taugt da nicht, da wo der Pfauen
Orden
Der stolzen Höflichkeit, zum Bürgerrecht gewor-
den;
Da wo die Eitelkeit, die falsche Mode Welt
Sich hinter Mauren stekt, und ihre Hofstat hält;
Das Leben taugt da nicht, wo man die Arglist
liebet,
Mit Tugend Glanz bekränzt, und Klugheits Nah-
men giebet.
Das Leben taugt da nicht, wo man durch stolze
Tracht,
Die Bürger Ehrbarkeit, zu Adlers Schweiffen
macht;
Wo man die Höflichkeit, in blossen Mienen sezzet,
Und mit der Zunge liebt, und mit der That ver-
lezzet.
Das Leben taugt da nicht, wo man den Handel
treibt,
Und
Beantwortete Frage:
Auf Bergen, in dem Wald, in Feld und Thaͤlern
ſein:
So denket die Vernunfft, doch der Geſchmak ſpricht:
Nein.
Der die Geſellſchafft liebt, und des Getuͤmmels
Rauſchen,
Der wird nicht leicht die Stadt, mit einem Dorf
vertauſchen.
Wer eine freie Lufft und ſtilles Leben liebt,
Der waͤhlt ein freies Land dafuͤr er Staͤdte giebt
Wer hat von Beiden recht? Sie finden alle Beide,
Der eine hie, der da, fuͤr ſein Gemuͤthe, Freude.
Mein Urtheil iſt hiebei: Es iſt gut in der Stadt,
Die, GOtt iſt Sonn und Schild, zu ihrem
Wappen hat.
Das Leben taugt da nicht, da wo der Pfauen
Orden
Der ſtolzen Hoͤflichkeit, zum Buͤrgerrecht gewor-
den;
Da wo die Eitelkeit, die falſche Mode Welt
Sich hinter Mauren ſtekt, und ihre Hofſtat haͤlt;
Das Leben taugt da nicht, wo man die Argliſt
liebet,
Mit Tugend Glanz bekraͤnzt, und Klugheits Nah-
men giebet.
Das Leben taugt da nicht, wo man durch ſtolze
Tracht,
Die Buͤrger Ehrbarkeit, zu Adlers Schweiffen
macht;
Wo man die Hoͤflichkeit, in bloſſen Mienen ſezzet,
Und mit der Zunge liebt, und mit der That ver-
lezzet.
Das Leben taugt da nicht, wo man den Handel
treibt,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0216" n="200"/>
          <fw place="top" type="header">Beantwortete Frage:</fw><lb/>
          <l>Auf Bergen, in dem Wald, in Feld und Tha&#x0364;lern</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ein:</hi> </l><lb/>
          <l>So denket die Vernunfft, doch der Ge&#x017F;chmak &#x017F;pricht:</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Nein.</hi> </l><lb/>
          <l>Der die Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft liebt, und des Getu&#x0364;mmels</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Rau&#x017F;chen,</hi> </l><lb/>
          <l>Der wird nicht leicht die Stadt, mit einem Dorf</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">vertau&#x017F;chen.</hi> </l><lb/>
          <l>Wer eine freie Lufft und &#x017F;tilles Leben liebt,</l><lb/>
          <l>Der wa&#x0364;hlt ein freies Land dafu&#x0364;r er Sta&#x0364;dte giebt</l><lb/>
          <l>Wer hat von Beiden recht? Sie finden alle Beide,</l><lb/>
          <l>Der eine hie, der da, fu&#x0364;r &#x017F;ein Gemu&#x0364;the, Freude.</l><lb/>
          <l>Mein Urtheil i&#x017F;t hiebei: Es i&#x017F;t gut in der Stadt,</l><lb/>
          <l>Die, <hi rendition="#fr">GOtt i&#x017F;t Sonn und Schild</hi>, zu ihrem</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Wappen hat.</hi> </l><lb/>
          <l>Das Leben taugt da nicht, da wo der Pfauen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Orden</hi> </l><lb/>
          <l>Der &#x017F;tolzen Ho&#x0364;flichkeit, zum Bu&#x0364;rgerrecht gewor-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">den;</hi> </l><lb/>
          <l>Da wo die Eitelkeit, die fal&#x017F;che Mode Welt</l><lb/>
          <l>Sich hinter Mauren &#x017F;tekt, und ihre Hof&#x017F;tat ha&#x0364;lt;</l><lb/>
          <l>Das Leben taugt da nicht, wo man die Argli&#x017F;t</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">liebet,</hi> </l><lb/>
          <l>Mit Tugend Glanz bekra&#x0364;nzt, und Klugheits Nah-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">men giebet.</hi> </l><lb/>
          <l>Das Leben taugt da nicht, wo man durch &#x017F;tolze</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Tracht,</hi> </l><lb/>
          <l>Die Bu&#x0364;rger Ehrbarkeit, zu Adlers Schweiffen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">macht;</hi> </l><lb/>
          <l>Wo man die Ho&#x0364;flichkeit, in blo&#x017F;&#x017F;en Mienen &#x017F;ezzet,</l><lb/>
          <l>Und mit der Zunge liebt, und mit der That ver-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">lezzet.</hi> </l><lb/>
          <l>Das Leben taugt da nicht, wo man den Handel</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">treibt,</hi> </l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0216] Beantwortete Frage: Auf Bergen, in dem Wald, in Feld und Thaͤlern ſein: So denket die Vernunfft, doch der Geſchmak ſpricht: Nein. Der die Geſellſchafft liebt, und des Getuͤmmels Rauſchen, Der wird nicht leicht die Stadt, mit einem Dorf vertauſchen. Wer eine freie Lufft und ſtilles Leben liebt, Der waͤhlt ein freies Land dafuͤr er Staͤdte giebt Wer hat von Beiden recht? Sie finden alle Beide, Der eine hie, der da, fuͤr ſein Gemuͤthe, Freude. Mein Urtheil iſt hiebei: Es iſt gut in der Stadt, Die, GOtt iſt Sonn und Schild, zu ihrem Wappen hat. Das Leben taugt da nicht, da wo der Pfauen Orden Der ſtolzen Hoͤflichkeit, zum Buͤrgerrecht gewor- den; Da wo die Eitelkeit, die falſche Mode Welt Sich hinter Mauren ſtekt, und ihre Hofſtat haͤlt; Das Leben taugt da nicht, wo man die Argliſt liebet, Mit Tugend Glanz bekraͤnzt, und Klugheits Nah- men giebet. Das Leben taugt da nicht, wo man durch ſtolze Tracht, Die Buͤrger Ehrbarkeit, zu Adlers Schweiffen macht; Wo man die Hoͤflichkeit, in bloſſen Mienen ſezzet, Und mit der Zunge liebt, und mit der That ver- lezzet. Das Leben taugt da nicht, wo man den Handel treibt, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/216
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/216>, abgerufen am 22.11.2024.