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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Die Schöpfung
Jhm daraus ein Weib zu baun, an derselben Schön-
heitsgaben,
Umgang und Geselligkeit, er sein Hertze könte la-
ben.
Dieses Schönheits Bildnis wurde von des Schöp-
fers Hand gemacht,
Durch den Allmachts Hauch belebet; und da Adam
aufgewacht
Sah er mit vergnügten Blik, was das ewig gütig
Wesen,
Jhm zu einer Augenlust, zur Gesellschafft aus-
erlesen.
Es gefiel ihm diese Schöne; ihrer Glieder nette
Pracht,
Und der Liebreiz des Gesichtes, woraus lauter An-
muth lacht.
Voll Verwunderung entzükt, fand er in dem Bil-
dungszügen,
Spuren einer weisen Macht, wie in seinen Körper
liegen.
Er erblikte seine Ribbe, in veränderter Ge-
stalt,
Die des Allerhöchsten Finger zu der Seelen Auf-
enthalt
Wunderbahrlich ausgebaut. Darum rieff er im
Entzükken.
Jch kan Fleisch von meinen Fleisch, Bein von
meinen Bein erblikken.
Dies natürlich Band der Liebe, ward der Treue fe-
ster Grund,
Bei der abgezwekten Ehe und den neu geschloßnen
Bund,
Der durch himmlisches Gedein, da der Segen aus-
gesprochen,
Wie
Die Schoͤpfung
Jhm daraus ein Weib zu baun, an derſelben Schoͤn-
heitsgaben,
Umgang und Geſelligkeit, er ſein Hertze koͤnte la-
ben.
Dieſes Schoͤnheits Bildnis wurde von des Schoͤp-
fers Hand gemacht,
Durch den Allmachts Hauch belebet; und da Adam
aufgewacht
Sah er mit vergnuͤgten Blik, was das ewig guͤtig
Weſen,
Jhm zu einer Augenluſt, zur Geſellſchafft aus-
erleſen.
Es gefiel ihm dieſe Schoͤne; ihrer Glieder nette
Pracht,
Und der Liebreiz des Geſichtes, woraus lauter An-
muth lacht.
Voll Verwunderung entzuͤkt, fand er in dem Bil-
dungszuͤgen,
Spuren einer weiſen Macht, wie in ſeinen Koͤrper
liegen.
Er erblikte ſeine Ribbe, in veraͤnderter Ge-
ſtalt,
Die des Allerhoͤchſten Finger zu der Seelen Auf-
enthalt
Wunderbahrlich ausgebaut. Darum rieff er im
Entzuͤkken.
Jch kan Fleiſch von meinen Fleiſch, Bein von
meinen Bein erblikken.
Dies natuͤrlich Band der Liebe, ward der Treue fe-
ſter Grund,
Bei der abgezwekten Ehe und den neu geſchloßnen
Bund,
Der durch himmliſches Gedein, da der Segen aus-
geſprochen,
Wie
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[184/0200] Die Schoͤpfung Jhm daraus ein Weib zu baun, an derſelben Schoͤn- heitsgaben, Umgang und Geſelligkeit, er ſein Hertze koͤnte la- ben. Dieſes Schoͤnheits Bildnis wurde von des Schoͤp- fers Hand gemacht, Durch den Allmachts Hauch belebet; und da Adam aufgewacht Sah er mit vergnuͤgten Blik, was das ewig guͤtig Weſen, Jhm zu einer Augenluſt, zur Geſellſchafft aus- erleſen. Es gefiel ihm dieſe Schoͤne; ihrer Glieder nette Pracht, Und der Liebreiz des Geſichtes, woraus lauter An- muth lacht. Voll Verwunderung entzuͤkt, fand er in dem Bil- dungszuͤgen, Spuren einer weiſen Macht, wie in ſeinen Koͤrper liegen. Er erblikte ſeine Ribbe, in veraͤnderter Ge- ſtalt, Die des Allerhoͤchſten Finger zu der Seelen Auf- enthalt Wunderbahrlich ausgebaut. Darum rieff er im Entzuͤkken. Jch kan Fleiſch von meinen Fleiſch, Bein von meinen Bein erblikken. Dies natuͤrlich Band der Liebe, ward der Treue fe- ſter Grund, Bei der abgezwekten Ehe und den neu geſchloßnen Bund, Der durch himmliſches Gedein, da der Segen aus- geſprochen, Wie

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/200>, abgerufen am 04.12.2024.