Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.ein Spiegel der göttlichen Herrlichkeit. Durch ein Allmachts volles Würken, in den schön-sten Stand gebracht Einer aber fehlte noch, wer? ein Herscher, dem, mit allen, Dieses grosse Wunderhaus, muste zum Besitz zu- fallen; Der die Welt als einen Spiegel, mit Bewunderung beschaut, Die ein vollenkomnes Wesen, es zu kennen, auf- erbaut. Dieses war das letzte Stück, das sein Meisterfin- ger bildet, Da er es nach seinem Bild, vollenkommen abge- schildet. Alles war nun schon zugegen in der Wohnung die- ser Welt, Welche reiche Nahrungsmittel, überflüßig in sich hält; Als die ewge Weisheit sich, diesen Vorwurf aus- erlesen, Der bei dem, was sichtbar ist, nie so edel ist ge- wesen: Dieses lehrt die Gottheit selbsten, die uns daher ih- ren Rath, Bei der Schöpfung eines Menschen, in der Schrifft beschrieben hat: Daß wir unserm Adelstand kennen, den er uns ge- geben, Und daß wir, als Herrn der Welt, die sein Bild- nis tragen, leben. Ein Klump von der todten Erde, ward durch die all- weise Hand, Also künstlich zubereitet, daß daraus ein Bild ent- stand, Das M 2
ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit. Durch ein Allmachts volles Wuͤrken, in den ſchoͤn-ſten Stand gebracht Einer aber fehlte noch, wer? ein Herſcher, dem, mit allen, Dieſes groſſe Wunderhaus, muſte zum Beſitz zu- fallen; Der die Welt als einen Spiegel, mit Bewunderung beſchaut, Die ein vollenkomnes Weſen, es zu kennen, auf- erbaut. Dieſes war das letzte Stuͤck, das ſein Meiſterfin- ger bildet, Da er es nach ſeinem Bild, vollenkommen abge- ſchildet. Alles war nun ſchon zugegen in der Wohnung die- ſer Welt, Welche reiche Nahrungsmittel, uͤberfluͤßig in ſich haͤlt; Als die ewge Weisheit ſich, dieſen Vorwurf aus- erleſen, Der bei dem, was ſichtbar iſt, nie ſo edel iſt ge- weſen: Dieſes lehrt die Gottheit ſelbſten, die uns daher ih- ren Rath, Bei der Schoͤpfung eines Menſchen, in der Schrifft beſchrieben hat: Daß wir unſerm Adelſtand kennen, den er uns ge- geben, Und daß wir, als Herrn der Welt, die ſein Bild- nis tragen, leben. Ein Klump von der todten Erde, ward durch die all- weiſe Hand, Alſo kuͤnſtlich zubereitet, daß daraus ein Bild ent- ſtand, Das M 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0195" n="179"/> <fw place="top" type="header">ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit.</fw><lb/> <l>Durch ein Allmachts volles Wuͤrken, in den ſchoͤn-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſten Stand gebracht</hi> </l><lb/> <l>Einer aber fehlte noch, wer? ein Herſcher, dem, mit</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">allen,</hi> </l><lb/> <l>Dieſes groſſe Wunderhaus, muſte zum Beſitz zu-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">fallen;</hi> </l><lb/> <l>Der die Welt als einen Spiegel, mit Bewunderung</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">beſchaut,</hi> </l><lb/> <l>Die ein vollenkomnes Weſen, es zu kennen, auf-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">erbaut.</hi> </l><lb/> <l>Dieſes war das letzte Stuͤck, das ſein Meiſterfin-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ger bildet,</hi> </l><lb/> <l>Da er es nach ſeinem Bild, vollenkommen abge-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſchildet.</hi> </l><lb/> <l>Alles war nun ſchon zugegen in der Wohnung die-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſer Welt,</hi> </l><lb/> <l>Welche reiche Nahrungsmittel, uͤberfluͤßig in ſich</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">haͤlt;</hi> </l><lb/> <l>Als die ewge Weisheit ſich, dieſen Vorwurf aus-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">erleſen,</hi> </l><lb/> <l>Der bei dem, was ſichtbar iſt, nie ſo edel iſt ge-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">weſen:</hi> </l><lb/> <l>Dieſes lehrt die Gottheit ſelbſten, die uns daher ih-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ren Rath,</hi> </l><lb/> <l>Bei der Schoͤpfung eines Menſchen, in der Schrifft</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">beſchrieben hat:</hi> </l><lb/> <l>Daß wir unſerm Adelſtand kennen, den er uns ge-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">geben,</hi> </l><lb/> <l>Und daß wir, als Herrn der Welt, die ſein Bild-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nis tragen, leben.</hi> </l><lb/> <l>Ein Klump von der todten Erde, ward durch die all-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">weiſe Hand,</hi> </l><lb/> <l>Alſo kuͤnſtlich zubereitet, daß daraus ein Bild ent-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſtand,</hi> </l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">M 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [179/0195]
ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit.
Durch ein Allmachts volles Wuͤrken, in den ſchoͤn-
ſten Stand gebracht
Einer aber fehlte noch, wer? ein Herſcher, dem, mit
allen,
Dieſes groſſe Wunderhaus, muſte zum Beſitz zu-
fallen;
Der die Welt als einen Spiegel, mit Bewunderung
beſchaut,
Die ein vollenkomnes Weſen, es zu kennen, auf-
erbaut.
Dieſes war das letzte Stuͤck, das ſein Meiſterfin-
ger bildet,
Da er es nach ſeinem Bild, vollenkommen abge-
ſchildet.
Alles war nun ſchon zugegen in der Wohnung die-
ſer Welt,
Welche reiche Nahrungsmittel, uͤberfluͤßig in ſich
haͤlt;
Als die ewge Weisheit ſich, dieſen Vorwurf aus-
erleſen,
Der bei dem, was ſichtbar iſt, nie ſo edel iſt ge-
weſen:
Dieſes lehrt die Gottheit ſelbſten, die uns daher ih-
ren Rath,
Bei der Schoͤpfung eines Menſchen, in der Schrifft
beſchrieben hat:
Daß wir unſerm Adelſtand kennen, den er uns ge-
geben,
Und daß wir, als Herrn der Welt, die ſein Bild-
nis tragen, leben.
Ein Klump von der todten Erde, ward durch die all-
weiſe Hand,
Alſo kuͤnſtlich zubereitet, daß daraus ein Bild ent-
ſtand,
Das
M 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |