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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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das Zukünftige verborgen.
Daß wir schon zum voraus im gegenwärtgen wüsten
Was wir in Künftigen annoch erleben müsten.
Der andre denket gar, ach! wäre mir mein Stand,
Den ich bekleiden soll schon zum voraus bekand;
So könt ich mich dazu, wie sichs gebührt bereiten,
Und mit Geschikligkeit ein Ehren Amt bestreiten.
Die Einfalt denket so; du blinder Sterblicher
Wenn dir schon zum voraus, dein Stand eröfnet
wär;
So würdest du vielmehr die beigelegten Gaben,
Von Hofnung aufgebläht, in faulen Rost begraben.
Der Trieb der dich anspornt, auf das was unbestimmt,
Der Reitz der im Gemüth nach Ehr und Ansehn
glimmt
Der wäre auch erstikt, wenn auser dein Bestreben,
Das Schiksahl unbedingt dir schon dein Looß gegeben.
Da aber dein Geschik dir vorher unbekant;
So hält das Ungewis die Lust in Glut und Brand;
So muß dein reger Fleis, wenn sich dein Muth will
schwingen,
Dich zu dem Ehrenport auf Hofnungs Flügeln brin-
gen.
Wie wüstest du das Glük, das dir begegnen soll;
So machte dich der Blik schon von der Freude voll;
Eh du die Süßigkeit des Schiksahls kanst geniessen,
So würde dein Gemüth darauf schon hungern müssen.
Und kämst du zum Genus; so wär der Ekel dar,
Weil, was man vor gesehn und schon gewohnet
war
Uns nicht mehr so erfreut. Was uns recht soll ergözzen
Das muß uns zum voraus in bange Hofnung sezzen.
Wenn dir des Himmels Schlus vorhero schon ge-
lehrt,
Durch einen Unglüksstern, was dir zur Last beschert;
So
Erster Theil. K
das Zukuͤnftige verborgen.
Daß wir ſchon zum voraus im gegenwaͤrtgen wuͤſten
Was wir in Kuͤnftigen annoch erleben muͤſten.
Der andre denket gar, ach! waͤre mir mein Stand,
Den ich bekleiden ſoll ſchon zum voraus bekand;
So koͤnt ich mich dazu, wie ſichs gebuͤhrt bereiten,
Und mit Geſchikligkeit ein Ehren Amt beſtreiten.
Die Einfalt denket ſo; du blinder Sterblicher
Wenn dir ſchon zum voraus, dein Stand eroͤfnet
waͤr;
So wuͤrdeſt du vielmehr die beigelegten Gaben,
Von Hofnung aufgeblaͤht, in faulen Roſt begraben.
Der Trieb der dich anſpornt, auf das was unbeſtimmt,
Der Reitz der im Gemuͤth nach Ehr und Anſehn
glimmt
Der waͤre auch erſtikt, wenn auſer dein Beſtreben,
Das Schikſahl unbedingt dir ſchon dein Looß gegeben.
Da aber dein Geſchik dir vorher unbekant;
So haͤlt das Ungewis die Luſt in Glut und Brand;
So muß dein reger Fleis, wenn ſich dein Muth will
ſchwingen,
Dich zu dem Ehrenport auf Hofnungs Fluͤgeln brin-
gen.
Wie wuͤſteſt du das Gluͤk, das dir begegnen ſoll;
So machte dich der Blik ſchon von der Freude voll;
Eh du die Suͤßigkeit des Schikſahls kanſt genieſſen,
So wuͤrde dein Gemuͤth darauf ſchon hungern muͤſſen.
Und kaͤmſt du zum Genus; ſo waͤr der Ekel dar,
Weil, was man vor geſehn und ſchon gewohnet
war
Uns nicht mehr ſo erfreut. Was uns recht ſoll ergoͤzzen
Das muß uns zum voraus in bange Hofnung ſezzen.
Wenn dir des Himmels Schlus vorhero ſchon ge-
lehrt,
Durch einen Ungluͤksſtern, was dir zur Laſt beſchert;
So
Erſter Theil. K
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[145/0161] das Zukuͤnftige verborgen. Daß wir ſchon zum voraus im gegenwaͤrtgen wuͤſten Was wir in Kuͤnftigen annoch erleben muͤſten. Der andre denket gar, ach! waͤre mir mein Stand, Den ich bekleiden ſoll ſchon zum voraus bekand; So koͤnt ich mich dazu, wie ſichs gebuͤhrt bereiten, Und mit Geſchikligkeit ein Ehren Amt beſtreiten. Die Einfalt denket ſo; du blinder Sterblicher Wenn dir ſchon zum voraus, dein Stand eroͤfnet waͤr; So wuͤrdeſt du vielmehr die beigelegten Gaben, Von Hofnung aufgeblaͤht, in faulen Roſt begraben. Der Trieb der dich anſpornt, auf das was unbeſtimmt, Der Reitz der im Gemuͤth nach Ehr und Anſehn glimmt Der waͤre auch erſtikt, wenn auſer dein Beſtreben, Das Schikſahl unbedingt dir ſchon dein Looß gegeben. Da aber dein Geſchik dir vorher unbekant; So haͤlt das Ungewis die Luſt in Glut und Brand; So muß dein reger Fleis, wenn ſich dein Muth will ſchwingen, Dich zu dem Ehrenport auf Hofnungs Fluͤgeln brin- gen. Wie wuͤſteſt du das Gluͤk, das dir begegnen ſoll; So machte dich der Blik ſchon von der Freude voll; Eh du die Suͤßigkeit des Schikſahls kanſt genieſſen, So wuͤrde dein Gemuͤth darauf ſchon hungern muͤſſen. Und kaͤmſt du zum Genus; ſo waͤr der Ekel dar, Weil, was man vor geſehn und ſchon gewohnet war Uns nicht mehr ſo erfreut. Was uns recht ſoll ergoͤzzen Das muß uns zum voraus in bange Hofnung ſezzen. Wenn dir des Himmels Schlus vorhero ſchon ge- lehrt, Durch einen Ungluͤksſtern, was dir zur Laſt beſchert; So Erſter Theil. K

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/161>, abgerufen am 24.11.2024.