Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
eine weise Einrichtung GOttes für die Menschen.
Die Zeit vergeht geschwind und die Gelegenheit,
Die sie uns zu dem Glük in ihren Lauf anbeut
Und lassen wir sie gehn, so ist mit ihren Stunden,
Zugleich Gelegenheit und auch das Glük verschwun-
den.
O! Menschen lehret dies: Jhr eilt zur Ewigkeit,
Und eure Wollfart hängt an einen flüchtgen Heut.
Verschiebet ihr das Woll, dafür ihr hie müst sorgen,
Auf einen ungewis und zweifelhaften Morgen
So seid ihr thöricht ja: in dem ihr euch verlaßt
Auf das was schlüpfrig ist. Wer sich nicht selbsten
haßt,
Der wird mit Klugheit sich in Zeiten stets bestreben,
Die Zeit woll einzutheiln, die ihn zum Heil gegeben.
Wer ihren Lauf recht kennt; der sieht des Schöp-
fers Ehr
Jn weiser Einrichtung in Gang und Wiederkehr
Des abgemeßnen Jahrs. Der wird bei allen Sachen,
Auch die Gelegenheit sich recht zu Nuzze machen.


Der Maulwurf
ein Bild eines Geitzigen.
Ein Maulwurf hatte sich im Garten einst
verkrochen,
Und durch sein blind Gewühl viel Hügel
aufgehäuft,
Als ihn des Gärtners Schwur den jähen Tod ge-
sprochen,
Dem er die Frucht verdarb eh sie zum Nutz gereift,
Er
J 4
eine weiſe Einrichtung GOttes fuͤr die Menſchen.
Die Zeit vergeht geſchwind und die Gelegenheit,
Die ſie uns zu dem Gluͤk in ihren Lauf anbeut
Und laſſen wir ſie gehn, ſo iſt mit ihren Stunden,
Zugleich Gelegenheit und auch das Gluͤk verſchwun-
den.
O! Menſchen lehret dies: Jhr eilt zur Ewigkeit,
Und eure Wollfart haͤngt an einen fluͤchtgen Heut.
Verſchiebet ihr das Woll, dafuͤr ihr hie muͤſt ſorgen,
Auf einen ungewis und zweifelhaften Morgen
So ſeid ihr thoͤricht ja: in dem ihr euch verlaßt
Auf das was ſchluͤpfrig iſt. Wer ſich nicht ſelbſten
haßt,
Der wird mit Klugheit ſich in Zeiten ſtets beſtreben,
Die Zeit woll einzutheiln, die ihn zum Heil gegeben.
Wer ihren Lauf recht kennt; der ſieht des Schoͤp-
fers Ehr
Jn weiſer Einrichtung in Gang und Wiederkehr
Des abgemeßnen Jahrs. Der wird bei allen Sachen,
Auch die Gelegenheit ſich recht zu Nuzze machen.


Der Maulwurf
ein Bild eines Geitzigen.
Ein Maulwurf hatte ſich im Garten einſt
verkrochen,
Und durch ſein blind Gewuͤhl viel Huͤgel
aufgehaͤuft,
Als ihn des Gaͤrtners Schwur den jaͤhen Tod ge-
ſprochen,
Dem er die Frucht verdarb eh ſie zum Nutz gereift,
Er
J 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0151" n="135"/>
          <fw place="top" type="header">eine wei&#x017F;e Einrichtung GOttes fu&#x0364;r die Men&#x017F;chen.</fw><lb/>
          <l>Die Zeit vergeht ge&#x017F;chwind und die Gelegenheit,</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;ie uns zu dem Glu&#x0364;k in ihren Lauf anbeut</l><lb/>
          <l>Und la&#x017F;&#x017F;en wir &#x017F;ie gehn, &#x017F;o i&#x017F;t mit ihren Stunden,</l><lb/>
          <l>Zugleich Gelegenheit und auch das Glu&#x0364;k ver&#x017F;chwun-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">den.</hi> </l><lb/>
          <l>O! Men&#x017F;chen lehret dies: Jhr eilt zur Ewigkeit,</l><lb/>
          <l>Und eure Wollfart ha&#x0364;ngt an einen flu&#x0364;chtgen Heut.</l><lb/>
          <l>Ver&#x017F;chiebet ihr das Woll, dafu&#x0364;r ihr hie mu&#x0364;&#x017F;t &#x017F;orgen,</l><lb/>
          <l>Auf einen ungewis und zweifelhaften Morgen</l><lb/>
          <l>So &#x017F;eid ihr tho&#x0364;richt ja: in dem ihr euch verlaßt</l><lb/>
          <l>Auf das was &#x017F;chlu&#x0364;pfrig i&#x017F;t. Wer &#x017F;ich nicht &#x017F;elb&#x017F;ten</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">haßt,</hi> </l><lb/>
          <l>Der wird mit Klugheit &#x017F;ich in Zeiten &#x017F;tets be&#x017F;treben,</l><lb/>
          <l>Die Zeit woll einzutheiln, die ihn zum Heil gegeben.</l><lb/>
          <l>Wer ihren Lauf recht kennt; der &#x017F;ieht des Scho&#x0364;p-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">fers Ehr</hi> </l><lb/>
          <l>Jn wei&#x017F;er Einrichtung in Gang und Wiederkehr</l><lb/>
          <l>Des abgemeßnen Jahrs. Der wird bei allen Sachen,</l><lb/>
          <l>Auch die Gelegenheit &#x017F;ich recht zu Nuzze machen.</l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Der Maulwurf<lb/>
ein Bild eines Geitzigen.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">E</hi>in Maulwurf hatte &#x017F;ich im Garten ein&#x017F;t</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">verkrochen,</hi> </l><lb/>
          <l>Und durch &#x017F;ein blind Gewu&#x0364;hl viel Hu&#x0364;gel</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">aufgeha&#x0364;uft,</hi> </l><lb/>
          <l>Als ihn des Ga&#x0364;rtners Schwur den ja&#x0364;hen Tod ge-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;prochen,</hi> </l><lb/>
          <l>Dem er die Frucht verdarb eh &#x017F;ie zum Nutz gereift,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">J 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0151] eine weiſe Einrichtung GOttes fuͤr die Menſchen. Die Zeit vergeht geſchwind und die Gelegenheit, Die ſie uns zu dem Gluͤk in ihren Lauf anbeut Und laſſen wir ſie gehn, ſo iſt mit ihren Stunden, Zugleich Gelegenheit und auch das Gluͤk verſchwun- den. O! Menſchen lehret dies: Jhr eilt zur Ewigkeit, Und eure Wollfart haͤngt an einen fluͤchtgen Heut. Verſchiebet ihr das Woll, dafuͤr ihr hie muͤſt ſorgen, Auf einen ungewis und zweifelhaften Morgen So ſeid ihr thoͤricht ja: in dem ihr euch verlaßt Auf das was ſchluͤpfrig iſt. Wer ſich nicht ſelbſten haßt, Der wird mit Klugheit ſich in Zeiten ſtets beſtreben, Die Zeit woll einzutheiln, die ihn zum Heil gegeben. Wer ihren Lauf recht kennt; der ſieht des Schoͤp- fers Ehr Jn weiſer Einrichtung in Gang und Wiederkehr Des abgemeßnen Jahrs. Der wird bei allen Sachen, Auch die Gelegenheit ſich recht zu Nuzze machen. Der Maulwurf ein Bild eines Geitzigen. Ein Maulwurf hatte ſich im Garten einſt verkrochen, Und durch ſein blind Gewuͤhl viel Huͤgel aufgehaͤuft, Als ihn des Gaͤrtners Schwur den jaͤhen Tod ge- ſprochen, Dem er die Frucht verdarb eh ſie zum Nutz gereift, Er J 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/151
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/151>, abgerufen am 03.12.2024.