Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Vorrede. GOttes ermuntern. Wenn wir die lieb-lichen Früchte die der Sommer und Herbst liefert, kosten, die unser Kehle süsse schmek- ken; so muß diese Empfindung unsere Ge- müthe gleichsam einen Geschmak von der Freundlichkeit des Höchsten beibringen, die auf mehr als tausendfache Weise unser Ver- gnügen befördern wollen. Diese Schäz- barkeit der göttlichen Güte, muß uns gleichsam einen Zügel anlegen, daß wir die- selbigen nicht überflüßig zu unsern Verder- ben misbrauchen. Das Reich der Gnaden giebet uns ebenfals tausendfache Gelegen- heit, das höchste Gut zu bewundern, und in unsern Seelen zu verherrligen. Ja! wie nothwendig sind diese Betrachtungen zu der wahren Ausübung der Religions-Pflich- ten, die wir als Christen leisten müssen. Wir mögen in den Buche der Offenbah- rung blättern, wo wir wollen: allenthal- ben erblikken wir, ein heiliges, weises, ge- rechtes und allgütiges Wesen, das mit ei- nen ernsten Willen die ewige Seeligkeit der Menschen suchet. Wenn ein Mensch sich angewöhnet darüber andächtige Betrach- tungen anzustellen, so wird er durch einen geheimen Brand gleichsam entzündet seinen GOtt und Erlöser zu lieben und in seinen Geboten zu wandeln. Wer auf diese Art die Schönheit der christlichen Religion ken- net,
Vorrede. GOttes ermuntern. Wenn wir die lieb-lichen Fruͤchte die der Sommer und Herbſt liefert, koſten, die unſer Kehle ſuͤſſe ſchmek- ken; ſo muß dieſe Empfindung unſere Ge- muͤthe gleichſam einen Geſchmak von der Freundlichkeit des Hoͤchſten beibringen, die auf mehr als tauſendfache Weiſe unſer Ver- gnuͤgen befoͤrdern wollen. Dieſe Schaͤz- barkeit der goͤttlichen Guͤte, muß uns gleichſam einen Zuͤgel anlegen, daß wir die- ſelbigen nicht uͤberfluͤßig zu unſern Verder- ben misbrauchen. Das Reich der Gnaden giebet uns ebenfals tauſendfache Gelegen- heit, das hoͤchſte Gut zu bewundern, und in unſern Seelen zu verherrligen. Ja! wie nothwendig ſind dieſe Betrachtungen zu der wahren Ausuͤbung der Religions-Pflich- ten, die wir als Chriſten leiſten muͤſſen. Wir moͤgen in den Buche der Offenbah- rung blaͤttern, wo wir wollen: allenthal- ben erblikken wir, ein heiliges, weiſes, ge- rechtes und allguͤtiges Weſen, das mit ei- nen ernſten Willen die ewige Seeligkeit der Menſchen ſuchet. Wenn ein Menſch ſich angewoͤhnet daruͤber andaͤchtige Betrach- tungen anzuſtellen, ſo wird er durch einen geheimen Brand gleichſam entzuͤndet ſeinen GOtt und Erloͤſer zu lieben und in ſeinen Geboten zu wandeln. Wer auf dieſe Art die Schoͤnheit der chriſtlichen Religion ken- net,
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Vorrede.
GOttes ermuntern. Wenn wir die lieb-
lichen Fruͤchte die der Sommer und Herbſt
liefert, koſten, die unſer Kehle ſuͤſſe ſchmek-
ken; ſo muß dieſe Empfindung unſere Ge-
muͤthe gleichſam einen Geſchmak von der
Freundlichkeit des Hoͤchſten beibringen, die
auf mehr als tauſendfache Weiſe unſer Ver-
gnuͤgen befoͤrdern wollen. Dieſe Schaͤz-
barkeit der goͤttlichen Guͤte, muß uns
gleichſam einen Zuͤgel anlegen, daß wir die-
ſelbigen nicht uͤberfluͤßig zu unſern Verder-
ben misbrauchen. Das Reich der Gnaden
giebet uns ebenfals tauſendfache Gelegen-
heit, das hoͤchſte Gut zu bewundern, und in
unſern Seelen zu verherrligen. Ja! wie
nothwendig ſind dieſe Betrachtungen zu der
wahren Ausuͤbung der Religions-Pflich-
ten, die wir als Chriſten leiſten muͤſſen.
Wir moͤgen in den Buche der Offenbah-
rung blaͤttern, wo wir wollen: allenthal-
ben erblikken wir, ein heiliges, weiſes, ge-
rechtes und allguͤtiges Weſen, das mit ei-
nen ernſten Willen die ewige Seeligkeit der
Menſchen ſuchet. Wenn ein Menſch ſich
angewoͤhnet daruͤber andaͤchtige Betrach-
tungen anzuſtellen, ſo wird er durch einen
geheimen Brand gleichſam entzuͤndet ſeinen
GOtt und Erloͤſer zu lieben und in ſeinen
Geboten zu wandeln. Wer auf dieſe Art
die Schoͤnheit der chriſtlichen Religion ken-
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