Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Vorrede. pfers beschreiben, mit Andacht wahrzuneh-men. Jch hatte auch einige Gedanken, die ich bei dieser andächtigen Beschauung der Kreaturen gehabt, in ein paar Gedichten zusammen gefasset, und war willens meine matte Dichtekunst ruhen zu lassen, da ich lange das Feuer nicht fühlete, welches den nun zum ewigen Schauen gelangten vortref- lichen Brocks, den lieblich singenden Triller, den anmuthigen Zell und andre begeistert hat. Eine unvermuthete Ueberredung hat meinen Sinn in so weit geändert, daß ich dir meine Betrach- tungen vorgeleget; ob ich sie gleich selbst für sehr unvolkommen halte. Jch suche auch da- durch nichts weiter zu erlangen, als diejeni- gen die sie ansehen, zu überzeugen, daß es ei- ne nothwendige Menschenpflicht sei mit auf- merksamen Augen auf die Wunder GOt- tes im Reiche der Natur zu achten. Mei- ne Absicht ist zu lehren, daß es eine Christen- pflicht aus denen Vorwürffen des Reiches der Gnaden Anlas zu nehmen, den Nah- men des Allerhöchsten zu verherrlichen. Die diese gedoppelten Pflichten versäumen, die leben gleichsam als solche, die auf einen Schau- plaz voller Wunder gestellet worden, und aus Unverstand die Augen zu schliessen. Es ist wahr die Menschen die den Gebrauch der Sinne haben, sind so unempfindlich nicht, daß sie nicht durch die in die Sinne fallen- den
Vorrede. pfers beſchreiben, mit Andacht wahrzuneh-men. Jch hatte auch einige Gedanken, die ich bei dieſer andaͤchtigen Beſchauung der Kreaturen gehabt, in ein paar Gedichten zuſammen gefaſſet, und war willens meine matte Dichtekunſt ruhen zu laſſen, da ich lange das Feuer nicht fuͤhlete, welches den nun zum ewigen Schauen gelangten vortref- lichen Brocks, den lieblich ſingenden Triller, den anmuthigen Zell und andre begeiſtert hat. Eine unvermuthete Ueberredung hat meinen Sinn in ſo weit geaͤndert, daß ich dir meine Betrach- tungen vorgeleget; ob ich ſie gleich ſelbſt fuͤr ſehr unvolkommen halte. Jch ſuche auch da- durch nichts weiter zu erlangen, als diejeni- gen die ſie anſehen, zu uͤberzeugen, daß es ei- ne nothwendige Menſchenpflicht ſei mit auf- merkſamen Augen auf die Wunder GOt- tes im Reiche der Natur zu achten. Mei- ne Abſicht iſt zu lehren, daß es eine Chriſten- pflicht aus denen Vorwuͤrffen des Reiches der Gnaden Anlas zu nehmen, den Nah- men des Allerhoͤchſten zu verherrlichen. Die dieſe gedoppelten Pflichten verſaͤumen, die leben gleichſam als ſolche, die auf einen Schau- plaz voller Wunder geſtellet worden, und aus Unverſtand die Augen zu ſchlieſſen. Es iſt wahr die Menſchen die den Gebrauch der Sinne haben, ſind ſo unempfindlich nicht, daß ſie nicht durch die in die Sinne fallen- den
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Vorrede.
pfers beſchreiben, mit Andacht wahrzuneh-
men. Jch hatte auch einige Gedanken, die
ich bei dieſer andaͤchtigen Beſchauung der
Kreaturen gehabt, in ein paar Gedichten
zuſammen gefaſſet, und war willens meine
matte Dichtekunſt ruhen zu laſſen, da ich
lange das Feuer nicht fuͤhlete, welches den
nun zum ewigen Schauen gelangten vortref-
lichen Brocks, den lieblich ſingenden Triller, den
anmuthigen Zell und andre begeiſtert hat. Eine
unvermuthete Ueberredung hat meinen Sinn
in ſo weit geaͤndert, daß ich dir meine Betrach-
tungen vorgeleget; ob ich ſie gleich ſelbſt fuͤr
ſehr unvolkommen halte. Jch ſuche auch da-
durch nichts weiter zu erlangen, als diejeni-
gen die ſie anſehen, zu uͤberzeugen, daß es ei-
ne nothwendige Menſchenpflicht ſei mit auf-
merkſamen Augen auf die Wunder GOt-
tes im Reiche der Natur zu achten. Mei-
ne Abſicht iſt zu lehren, daß es eine Chriſten-
pflicht aus denen Vorwuͤrffen des Reiches
der Gnaden Anlas zu nehmen, den Nah-
men des Allerhoͤchſten zu verherrlichen. Die
dieſe gedoppelten Pflichten verſaͤumen, die
leben gleichſam als ſolche, die auf einen Schau-
plaz voller Wunder geſtellet worden, und
aus Unverſtand die Augen zu ſchlieſſen. Es
iſt wahr die Menſchen die den Gebrauch der
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daß ſie nicht durch die in die Sinne fallen-
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