Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Es findet in ihnen jedenfalls meist eine gewisse Energieent-
faltung statt: einerseits eine sehr rapide nochmalige Zusammen-
fassung des unmittelbar Zurückliegenden, ein neuer Anlauf
sozusagen, um über den Punkt des Anstosses hinwegzukommen,
andererseits eine erhöhte Anspannung der Aufmerksamkeit
für das Folgende. Wenn hiermit, wie doch wahrscheinlich,
eine festere Einprägung der Reihen an den betreffenden Stellen
verbunden ist, so haben diese Momente auch Anspruch auf
Berücksichtigung, die ihnen nur durch Messung der Zeiten
zu teil wird.

Erst wenn einmal irgendwo eine erhebliche Verschieden-
heit der durch die beiden Messungsweisen erhaltenen Resul-
tate zu Tage tritt, wird man die eine Art vor der anderen
bevorzugen können. Man wird dann diejenige wählen, welche
die einfachere Formulierung der betreffenden Resultate ge-
stattet.

§ 16.
Perioden der Versuche.

Die Versuche sind in zwei Perioden, nämlich in den
Jahren 1879/80 und 1883/84 angestellt worden und erstreckten
sich jedesmal reichlich über ein Jahr. Den definitiven Ver-
suchen der ersten Periode waren während geraumer Zeit
tastende Versuche ähnlicher Art vorangegangen, sodass für alle
mitgeteilten Resultate die Zeit der wachsenden Übung wesent-
lich als überwunden angesehen werden darf. Zu Beginn der
zweiten Periode wurde auf eine erneute Einübung Bedacht
genommen. Diese zeitliche Verteilung der Versuche, mit einer
trennenden Zwischenzeit von über drei Jahren, giebt die er-
wünschte Möglichkeit einer gewissen gegenseitigen Kontrolle
mancher Resultate. Freilich sind dieselben nicht vollkommen

Es findet in ihnen jedenfalls meist eine gewisse Energieent-
faltung statt: einerseits eine sehr rapide nochmalige Zusammen-
fassung des unmittelbar Zurückliegenden, ein neuer Anlauf
sozusagen, um über den Punkt des Anstoſses hinwegzukommen,
andererseits eine erhöhte Anspannung der Aufmerksamkeit
für das Folgende. Wenn hiermit, wie doch wahrscheinlich,
eine festere Einprägung der Reihen an den betreffenden Stellen
verbunden ist, so haben diese Momente auch Anspruch auf
Berücksichtigung, die ihnen nur durch Messung der Zeiten
zu teil wird.

Erst wenn einmal irgendwo eine erhebliche Verschieden-
heit der durch die beiden Messungsweisen erhaltenen Resul-
tate zu Tage tritt, wird man die eine Art vor der anderen
bevorzugen können. Man wird dann diejenige wählen, welche
die einfachere Formulierung der betreffenden Resultate ge-
stattet.

§ 16.
Perioden der Versuche.

Die Versuche sind in zwei Perioden, nämlich in den
Jahren 1879/80 und 1883/84 angestellt worden und erstreckten
sich jedesmal reichlich über ein Jahr. Den definitiven Ver-
suchen der ersten Periode waren während geraumer Zeit
tastende Versuche ähnlicher Art vorangegangen, sodaſs für alle
mitgeteilten Resultate die Zeit der wachsenden Übung wesent-
lich als überwunden angesehen werden darf. Zu Beginn der
zweiten Periode wurde auf eine erneute Einübung Bedacht
genommen. Diese zeitliche Verteilung der Versuche, mit einer
trennenden Zwischenzeit von über drei Jahren, giebt die er-
wünschte Möglichkeit einer gewissen gegenseitigen Kontrolle
mancher Resultate. Freilich sind dieselben nicht vollkommen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0061" n="45"/>
Es findet in ihnen jedenfalls meist eine gewisse Energieent-<lb/>
faltung statt: einerseits eine sehr rapide nochmalige Zusammen-<lb/>
fassung des unmittelbar Zurückliegenden, ein neuer Anlauf<lb/>
sozusagen, um über den Punkt des Ansto&#x017F;ses hinwegzukommen,<lb/>
andererseits eine erhöhte Anspannung der Aufmerksamkeit<lb/>
für das Folgende. Wenn hiermit, wie doch wahrscheinlich,<lb/>
eine festere Einprägung der Reihen an den betreffenden Stellen<lb/>
verbunden ist, so haben diese Momente auch Anspruch auf<lb/>
Berücksichtigung, die ihnen nur durch Messung der Zeiten<lb/>
zu teil wird.</p><lb/>
          <p>Erst wenn einmal irgendwo eine erhebliche Verschieden-<lb/>
heit der durch die beiden Messungsweisen erhaltenen Resul-<lb/>
tate zu Tage tritt, wird man die eine Art vor der anderen<lb/>
bevorzugen können. Man wird dann diejenige wählen, welche<lb/>
die einfachere Formulierung der betreffenden Resultate ge-<lb/>
stattet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 16.<lb/><hi rendition="#b">Perioden der Versuche.</hi></head><lb/>
          <p>Die Versuche sind in zwei Perioden, nämlich in den<lb/>
Jahren 1879/80 und 1883/84 angestellt worden und erstreckten<lb/>
sich jedesmal reichlich über ein Jahr. Den definitiven Ver-<lb/>
suchen der ersten Periode waren während geraumer Zeit<lb/>
tastende Versuche ähnlicher Art vorangegangen, soda&#x017F;s für alle<lb/>
mitgeteilten Resultate die Zeit der wachsenden Übung wesent-<lb/>
lich als überwunden angesehen werden darf. Zu Beginn der<lb/>
zweiten Periode wurde auf eine erneute Einübung Bedacht<lb/>
genommen. Diese zeitliche Verteilung der Versuche, mit einer<lb/>
trennenden Zwischenzeit von über drei Jahren, giebt die er-<lb/>
wünschte Möglichkeit einer gewissen gegenseitigen Kontrolle<lb/>
mancher Resultate. Freilich sind dieselben nicht vollkommen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0061] Es findet in ihnen jedenfalls meist eine gewisse Energieent- faltung statt: einerseits eine sehr rapide nochmalige Zusammen- fassung des unmittelbar Zurückliegenden, ein neuer Anlauf sozusagen, um über den Punkt des Anstoſses hinwegzukommen, andererseits eine erhöhte Anspannung der Aufmerksamkeit für das Folgende. Wenn hiermit, wie doch wahrscheinlich, eine festere Einprägung der Reihen an den betreffenden Stellen verbunden ist, so haben diese Momente auch Anspruch auf Berücksichtigung, die ihnen nur durch Messung der Zeiten zu teil wird. Erst wenn einmal irgendwo eine erhebliche Verschieden- heit der durch die beiden Messungsweisen erhaltenen Resul- tate zu Tage tritt, wird man die eine Art vor der anderen bevorzugen können. Man wird dann diejenige wählen, welche die einfachere Formulierung der betreffenden Resultate ge- stattet. § 16. Perioden der Versuche. Die Versuche sind in zwei Perioden, nämlich in den Jahren 1879/80 und 1883/84 angestellt worden und erstreckten sich jedesmal reichlich über ein Jahr. Den definitiven Ver- suchen der ersten Periode waren während geraumer Zeit tastende Versuche ähnlicher Art vorangegangen, sodaſs für alle mitgeteilten Resultate die Zeit der wachsenden Übung wesent- lich als überwunden angesehen werden darf. Zu Beginn der zweiten Periode wurde auf eine erneute Einübung Bedacht genommen. Diese zeitliche Verteilung der Versuche, mit einer trennenden Zwischenzeit von über drei Jahren, giebt die er- wünschte Möglichkeit einer gewissen gegenseitigen Kontrolle mancher Resultate. Freilich sind dieselben nicht vollkommen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885/61
Zitationshilfe: Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885/61>, abgerufen am 22.12.2024.