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Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.

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Endlich kann noch eine dritte reiche Gruppe von Er-
scheinungen hierher gerechnet werden. Die entschwundenen
Zustände geben auch dann noch zweifellose Beweise ihrer
dauernden Nachwirkung, wenn sie selbst gar nicht, oder
wenigstens gerade jetzt nicht, ins Bewusstsein zurückkehren.
Die Beschäftigung mit einem gewissen Gedankenkreise er-
leichtert unter Umständen die spätere Beschäftigung mit einem
ähnlichen Gedankenkreise, auch wenn jene erste weder in
ihrer Methode noch in ihren Resultaten direkt vor die Seele
tritt. Das unermessliche Gebiet der Wirkung angesammelter
Erfahrungen gehört hierher. Dieselbe beruht darauf, dass
irgendwelche Zustände oder Vorgänge sehr häufig bewusst
verwirklicht wurden. Sie besteht in der Erleichterung des
Eintritts und Ablaufs ähnlicher Vorgänge. Aber diese Wir-
kung ist nicht daran gebunden, dass nun die die Erfahrung
konstituierenden Momente sämtlich wieder in das Bewusstsein
zurückkehren. Dies kann mit einem Teil derselben nebenbei
auch der Fall sein; in zu grosser Ausdehnung und mit zu
grosser Klarheit darf es nicht geschehen, sonst wird der Ab-
lauf des gegenwärtigen Vorgangs geradezu gestört. Der grössere
Teil des Erfahrenen bleibt dem Bewusstsein verborgen und
entfaltet doch eine bedeutende und seine Fortexistenz doku-
mentierende Wirkung.

§ 2.
Das Gedächtnis in seiner Abhängigkeit.

Den Kenntnissen von dem Dasein des Gedächtnisses und
seinen Wirkungen geht zur Seite ein mannigfaltiges Wissen
um die Bedingungen, von denen die Intensität des inneren
Nachlebens, sowie die Treue und Promptheit der Reproduk-
tionen sich abhängig zeigen.


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Endlich kann noch eine dritte reiche Gruppe von Er-
scheinungen hierher gerechnet werden. Die entschwundenen
Zustände geben auch dann noch zweifellose Beweise ihrer
dauernden Nachwirkung, wenn sie selbst gar nicht, oder
wenigstens gerade jetzt nicht, ins Bewuſstsein zurückkehren.
Die Beschäftigung mit einem gewissen Gedankenkreise er-
leichtert unter Umständen die spätere Beschäftigung mit einem
ähnlichen Gedankenkreise, auch wenn jene erste weder in
ihrer Methode noch in ihren Resultaten direkt vor die Seele
tritt. Das unermeſsliche Gebiet der Wirkung angesammelter
Erfahrungen gehört hierher. Dieselbe beruht darauf, daſs
irgendwelche Zustände oder Vorgänge sehr häufig bewuſst
verwirklicht wurden. Sie besteht in der Erleichterung des
Eintritts und Ablaufs ähnlicher Vorgänge. Aber diese Wir-
kung ist nicht daran gebunden, daſs nun die die Erfahrung
konstituierenden Momente sämtlich wieder in das Bewuſstsein
zurückkehren. Dies kann mit einem Teil derselben nebenbei
auch der Fall sein; in zu groſser Ausdehnung und mit zu
groſser Klarheit darf es nicht geschehen, sonst wird der Ab-
lauf des gegenwärtigen Vorgangs geradezu gestört. Der gröſsere
Teil des Erfahrenen bleibt dem Bewuſstsein verborgen und
entfaltet doch eine bedeutende und seine Fortexistenz doku-
mentierende Wirkung.

§ 2.
Das Gedächtnis in seiner Abhängigkeit.

Den Kenntnissen von dem Dasein des Gedächtnisses und
seinen Wirkungen geht zur Seite ein mannigfaltiges Wissen
um die Bedingungen, von denen die Intensität des inneren
Nachlebens, sowie die Treue und Promptheit der Reproduk-
tionen sich abhängig zeigen.


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[3/0019] Endlich kann noch eine dritte reiche Gruppe von Er- scheinungen hierher gerechnet werden. Die entschwundenen Zustände geben auch dann noch zweifellose Beweise ihrer dauernden Nachwirkung, wenn sie selbst gar nicht, oder wenigstens gerade jetzt nicht, ins Bewuſstsein zurückkehren. Die Beschäftigung mit einem gewissen Gedankenkreise er- leichtert unter Umständen die spätere Beschäftigung mit einem ähnlichen Gedankenkreise, auch wenn jene erste weder in ihrer Methode noch in ihren Resultaten direkt vor die Seele tritt. Das unermeſsliche Gebiet der Wirkung angesammelter Erfahrungen gehört hierher. Dieselbe beruht darauf, daſs irgendwelche Zustände oder Vorgänge sehr häufig bewuſst verwirklicht wurden. Sie besteht in der Erleichterung des Eintritts und Ablaufs ähnlicher Vorgänge. Aber diese Wir- kung ist nicht daran gebunden, daſs nun die die Erfahrung konstituierenden Momente sämtlich wieder in das Bewuſstsein zurückkehren. Dies kann mit einem Teil derselben nebenbei auch der Fall sein; in zu groſser Ausdehnung und mit zu groſser Klarheit darf es nicht geschehen, sonst wird der Ab- lauf des gegenwärtigen Vorgangs geradezu gestört. Der gröſsere Teil des Erfahrenen bleibt dem Bewuſstsein verborgen und entfaltet doch eine bedeutende und seine Fortexistenz doku- mentierende Wirkung. § 2. Das Gedächtnis in seiner Abhängigkeit. Den Kenntnissen von dem Dasein des Gedächtnisses und seinen Wirkungen geht zur Seite ein mannigfaltiges Wissen um die Bedingungen, von denen die Intensität des inneren Nachlebens, sowie die Treue und Promptheit der Reproduk- tionen sich abhängig zeigen. 1*

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Zitationshilfe: Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885/19>, abgerufen am 24.11.2024.