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Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.

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folgenden Vorstellungen aus den einheitlichen Bewusstseins-
akten der einheitlichen Seele. Derselben droht nämlich eine
gewisse Gefahr aus der Zusammenhaltung eines jetzt gefun-
denen Ergebnisses mit einem früher gefundenen. Ich erwähnte
oben (S. 64), dass die Anzahl der Silben, die ich gerade noch
im stande bin, nach einmaligem Lesen fehlerfrei herzusagen,
etwa sieben beträgt. Man kann mit einem gewissen Recht
diese Zahl als ein Mass dessen ansehen, was ich von Vor-
stellungen solcher Art eben noch in einem einheitlichen Be-
wusstseinsakt zusammenzufassen vermag. Wie wir nun jetzt
sahen, bilden sich, ebenfalls bei mir, noch Associationen von
merklicher Stärke über sieben Zwischenglieder hinweg, also
zwischen Anfang und Ende einer aus neun Silben bestehenden
Reihe. Und wegen der Grösse der gefundenen Zahlen und
der Art ihrer Abstufung erschien es wahrscheinlich, dass selbst
bei einer noch grösseren Anzahl von Zwischensilben Verknüpf-
ungen zwischen den am weitesten von einander abstehenden
Gliedern stattfinden. Bilden sich aber Associationen über
ebensoviele oder mehr Glieder hinweg, als das Bewusstsein
in ein und demselben Akt zu umfassen im stande ist, so
ist es nicht mehr möglich, das Zustandekommen jener
Associationen aus der gleichzeitigen Anwesenheit der ver-
knüpften Glieder im Bewusstsein zu erklären.

Indes ich bemerke gleich, dass sich diejenigen, welchen
eine solche Ableitung am Herzen liegt, welche die einheit-
lichen Akte der einheitlichen Seele für ursprünglichere, durch-
sichtigere oder besser beglaubigte Thatsachen halten als die
oben beschriebenen einfachen Fakta der Association, sodass
mit der Zurückführung der letzteren auf die ersteren etwas
Erhebliches gewonnen würde, dass sich diese also durch die
obige Argumentation doch nicht ausser Fassung bringen zu
lassen brauchen. Man braucht nur zu sagen, dass zwar bei

folgenden Vorstellungen aus den einheitlichen Bewuſstseins-
akten der einheitlichen Seele. Derselben droht nämlich eine
gewisse Gefahr aus der Zusammenhaltung eines jetzt gefun-
denen Ergebnisses mit einem früher gefundenen. Ich erwähnte
oben (S. 64), daſs die Anzahl der Silben, die ich gerade noch
im stande bin, nach einmaligem Lesen fehlerfrei herzusagen,
etwa sieben beträgt. Man kann mit einem gewissen Recht
diese Zahl als ein Maſs dessen ansehen, was ich von Vor-
stellungen solcher Art eben noch in einem einheitlichen Be-
wuſstseinsakt zusammenzufassen vermag. Wie wir nun jetzt
sahen, bilden sich, ebenfalls bei mir, noch Associationen von
merklicher Stärke über sieben Zwischenglieder hinweg, also
zwischen Anfang und Ende einer aus neun Silben bestehenden
Reihe. Und wegen der Gröſse der gefundenen Zahlen und
der Art ihrer Abstufung erschien es wahrscheinlich, daſs selbst
bei einer noch gröſseren Anzahl von Zwischensilben Verknüpf-
ungen zwischen den am weitesten von einander abstehenden
Gliedern stattfinden. Bilden sich aber Associationen über
ebensoviele oder mehr Glieder hinweg, als das Bewuſstsein
in ein und demselben Akt zu umfassen im stande ist, so
ist es nicht mehr möglich, das Zustandekommen jener
Associationen aus der gleichzeitigen Anwesenheit der ver-
knüpften Glieder im Bewuſstsein zu erklären.

Indes ich bemerke gleich, daſs sich diejenigen, welchen
eine solche Ableitung am Herzen liegt, welche die einheit-
lichen Akte der einheitlichen Seele für ursprünglichere, durch-
sichtigere oder besser beglaubigte Thatsachen halten als die
oben beschriebenen einfachen Fakta der Association, sodaſs
mit der Zurückführung der letzteren auf die ersteren etwas
Erhebliches gewonnen würde, daſs sich diese also durch die
obige Argumentation doch nicht auſser Fassung bringen zu
lassen brauchen. Man braucht nur zu sagen, daſs zwar bei

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[150/0166] folgenden Vorstellungen aus den einheitlichen Bewuſstseins- akten der einheitlichen Seele. Derselben droht nämlich eine gewisse Gefahr aus der Zusammenhaltung eines jetzt gefun- denen Ergebnisses mit einem früher gefundenen. Ich erwähnte oben (S. 64), daſs die Anzahl der Silben, die ich gerade noch im stande bin, nach einmaligem Lesen fehlerfrei herzusagen, etwa sieben beträgt. Man kann mit einem gewissen Recht diese Zahl als ein Maſs dessen ansehen, was ich von Vor- stellungen solcher Art eben noch in einem einheitlichen Be- wuſstseinsakt zusammenzufassen vermag. Wie wir nun jetzt sahen, bilden sich, ebenfalls bei mir, noch Associationen von merklicher Stärke über sieben Zwischenglieder hinweg, also zwischen Anfang und Ende einer aus neun Silben bestehenden Reihe. Und wegen der Gröſse der gefundenen Zahlen und der Art ihrer Abstufung erschien es wahrscheinlich, daſs selbst bei einer noch gröſseren Anzahl von Zwischensilben Verknüpf- ungen zwischen den am weitesten von einander abstehenden Gliedern stattfinden. Bilden sich aber Associationen über ebensoviele oder mehr Glieder hinweg, als das Bewuſstsein in ein und demselben Akt zu umfassen im stande ist, so ist es nicht mehr möglich, das Zustandekommen jener Associationen aus der gleichzeitigen Anwesenheit der ver- knüpften Glieder im Bewuſstsein zu erklären. Indes ich bemerke gleich, daſs sich diejenigen, welchen eine solche Ableitung am Herzen liegt, welche die einheit- lichen Akte der einheitlichen Seele für ursprünglichere, durch- sichtigere oder besser beglaubigte Thatsachen halten als die oben beschriebenen einfachen Fakta der Association, sodaſs mit der Zurückführung der letzteren auf die ersteren etwas Erhebliches gewonnen würde, daſs sich diese also durch die obige Argumentation doch nicht auſser Fassung bringen zu lassen brauchen. Man braucht nur zu sagen, daſs zwar bei

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Zitationshilfe: Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885/166>, abgerufen am 21.11.2024.