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Duras, Claire de Durfort de: Urika, die Negerin. Übers. v. [Ehrenfried Stöber]. Frankfurt (Main), 1824.

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nagten. Jch bereitete mir ein neues Gift dar-
aus; ich berauschte mich in meinen Thränen,
und überließ mich, einsam auf meinem Zimmer,
ganze Stunden lang meinem Schmerz.

Die Geburt eines Sohnes setzte Karls Glücke
die Krone auf; er eilte, mich davon zu benach-
richtigen, und in dem Rausche seiner Freude er-
kannte ich einige Anklänge der alten Vertraulichkeit.
O! wie weh sie mir thaten! Ach! es war die
Stimme des Freundes, den ich verloren hatte,
und alle Erinnerungen der Vergangenheit kehr-
ten mit dieser Stimme zurück, um aufs Neue
meine Wunde aufzureissen.

Karls Kind war schön wie Anais; das Ge-
mälde dieser jungen Mutter mit ihrem Sohne
rührte jedermann; ich allein war durch mein

nagten. Jch bereitete mir ein neues Gift dar-
aus; ich berauſchte mich in meinen Thränen,
und überließ mich, einſam auf meinem Zimmer,
ganze Stunden lang meinem Schmerz.

Die Geburt eines Sohnes ſetzte Karls Glücke
die Krone auf; er eilte, mich davon zu benach-
richtigen, und in dem Rauſche ſeiner Freude er-
kannte ich einige Anklänge der alten Vertraulichkeit.
O! wie weh ſie mir thaten! Ach! es war die
Stimme des Freundes, den ich verloren hatte,
und alle Erinnerungen der Vergangenheit kehr-
ten mit dieſer Stimme zurück, um aufs Neue
meine Wunde aufzureiſſen.

Karls Kind war ſchön wie Anais; das Ge-
mälde dieſer jungen Mutter mit ihrem Sohne
rührte jedermann; ich allein war durch mein

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[87/0093] nagten. Jch bereitete mir ein neues Gift dar- aus; ich berauſchte mich in meinen Thränen, und überließ mich, einſam auf meinem Zimmer, ganze Stunden lang meinem Schmerz. Die Geburt eines Sohnes ſetzte Karls Glücke die Krone auf; er eilte, mich davon zu benach- richtigen, und in dem Rauſche ſeiner Freude er- kannte ich einige Anklänge der alten Vertraulichkeit. O! wie weh ſie mir thaten! Ach! es war die Stimme des Freundes, den ich verloren hatte, und alle Erinnerungen der Vergangenheit kehr- ten mit dieſer Stimme zurück, um aufs Neue meine Wunde aufzureiſſen. Karls Kind war ſchön wie Anais; das Ge- mälde dieſer jungen Mutter mit ihrem Sohne rührte jedermann; ich allein war durch mein

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Zitationshilfe: Duras, Claire de Durfort de: Urika, die Negerin. Übers. v. [Ehrenfried Stöber]. Frankfurt (Main), 1824, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duras_urika_1824/93>, abgerufen am 23.11.2024.