durch die Revolution verwüstet. Das Kloster lag, durch die Niederreißung der alten Kirche, von welcher man nur noch einige Bogen sah, auf einer Seite ganz frei da. Eine Nonne führte mich ein, und unser Weg ging, indem wir es durchwandelten, über lange Steinplatten, welche das Pflaster der Gänge bildeten. Jch bemerkte, daß es Grabsteine waren, denn sie hatten sämmt- lich Jnschriften, welche durch die Zeit größten- theils erloschen waren. Einige dieser Steine wa- ren während der Revolution zertrümmert worden; die Schwester machte mir sie bemerklich, indem sie mir sagte, daß man noch nicht Zeit gehabt habe, solche wieder herstellen zu lassen. Jch hatte noch nie das Jnnere eines Klosters gese- hen; dieses Schauspiel war für mich etwas ganz
durch die Revolution verwüſtet. Das Kloſter lag, durch die Niederreißung der alten Kirche, von welcher man nur noch einige Bogen ſah, auf einer Seite ganz frei da. Eine Nonne führte mich ein, und unſer Weg ging, indem wir es durchwandelten, über lange Steinplatten, welche das Pflaſter der Gänge bildeten. Jch bemerkte, daß es Grabſteine waren, denn ſie hatten ſämmt- lich Jnſchriften, welche durch die Zeit größten- theils erloſchen waren. Einige dieſer Steine wa- ren während der Revolution zertrümmert worden; die Schweſter machte mir ſie bemerklich, indem ſie mir ſagte, daß man noch nicht Zeit gehabt habe, ſolche wieder herſtellen zu laſſen. Jch hatte noch nie das Jnnere eines Kloſters geſe- hen; dieſes Schauſpiel war fuͤr mich etwas ganz
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durch die Revolution verwüſtet. Das Kloſter
lag, durch die Niederreißung der alten Kirche,
von welcher man nur noch einige Bogen ſah,
auf einer Seite ganz frei da. Eine Nonne führte
mich ein, und unſer Weg ging, indem wir es
durchwandelten, über lange Steinplatten, welche
das Pflaſter der Gänge bildeten. Jch bemerkte,
daß es Grabſteine waren, denn ſie hatten ſämmt-
lich Jnſchriften, welche durch die Zeit größten-
theils erloſchen waren. Einige dieſer Steine wa-
ren während der Revolution zertrümmert worden;
die Schweſter machte mir ſie bemerklich, indem
ſie mir ſagte, daß man noch nicht Zeit gehabt
habe, ſolche wieder herſtellen zu laſſen. Jch
hatte noch nie das Jnnere eines Kloſters geſe-
hen; dieſes Schauſpiel war fuͤr mich etwas ganz
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Duras, Claire de Durfort de: Urika, die Negerin. Übers. v. [Ehrenfried Stöber]. Frankfurt (Main), 1824, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duras_urika_1824/8>, abgerufen am 16.07.2024.
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