Es war eine große Veränderung mit meinem Leben vorgegangen, daß das Blendwerk, womit ich bis jetzt umgeben gewesen, von meinen Augen gefallen war. Es gibt Täuschungen, welche dem Licht des Tages gleichen, wenn man sie verliert, so verschwindet Alles mit ihnen.
Jn dem Gewirre der neuen Jdeen, welche auf mich einstürmten, fand ich nichts mehr von al- lem, was mich bisher beschäftigt hatte; es war ein Abgrund mit all seinen Schrecken. Diese Verach- tung, womit ich mich verfolgt sah; diese Gesell- schaft, in welche ich nicht gehören sollte; dieser Mensch, der vielleicht für Geld einwilligen würde, schwarze Kinder zu bekommen; alle diese Gedan- ken stiegen wie Gespenster hinter einander in mir auf und klammerten sich wie Furien an mich
Es war eine große Veränderung mit meinem Leben vorgegangen, daß das Blendwerk, womit ich bis jetzt umgeben geweſen, von meinen Augen gefallen war. Es gibt Täuſchungen, welche dem Licht des Tages gleichen, wenn man ſie verliert, ſo verſchwindet Alles mit ihnen.
Jn dem Gewirre der neuen Jdeen, welche auf mich einſtürmten, fand ich nichts mehr von al- lem, was mich bisher beſchäftigt hatte; es war ein Abgrund mit all ſeinen Schrecken. Dieſe Verach- tung, womit ich mich verfolgt ſah; dieſe Geſell- ſchaft, in welche ich nicht gehören ſollte; dieſer Menſch, der vielleicht für Geld einwilligen würde, ſchwarze Kinder zu bekommen; alle dieſe Gedan- ken ſtiegen wie Geſpenſter hinter einander in mir auf und klammerten ſich wie Furien an mich
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Es war eine große Veränderung mit meinem
Leben vorgegangen, daß das Blendwerk, womit
ich bis jetzt umgeben geweſen, von meinen Augen
gefallen war. Es gibt Täuſchungen, welche dem
Licht des Tages gleichen, wenn man ſie verliert,
ſo verſchwindet Alles mit ihnen.
Jn dem Gewirre der neuen Jdeen, welche
auf mich einſtürmten, fand ich nichts mehr von al-
lem, was mich bisher beſchäftigt hatte; es war ein
Abgrund mit all ſeinen Schrecken. Dieſe Verach-
tung, womit ich mich verfolgt ſah; dieſe Geſell-
ſchaft, in welche ich nicht gehören ſollte; dieſer
Menſch, der vielleicht für Geld einwilligen würde,
ſchwarze Kinder zu bekommen; alle dieſe Gedan-
ken ſtiegen wie Geſpenſter hinter einander in mir
auf und klammerten ſich wie Furien an mich
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Duras, Claire de Durfort de: Urika, die Negerin. Übers. v. [Ehrenfried Stöber]. Frankfurt (Main), 1824, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/duras_urika_1824/37>, abgerufen am 16.07.2024.
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