Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Vegetationszonen.
morphologischen System zu halten, obwohl auch hier
durch das Gesetz der Vererbung wichtige Beziehungen
sekundär entstehen, ist früh erkannt und von Humboldt,
Grisebach, auch von Reiter (in dessen Werke über die
Konsolidation der Physiognomik 1885, siehe G. J., Bd. XI,
S. 95) befolgt. Nur hat der Versuch, bestimmte Formen
mit bestimmten Namen zu belegen, hier schädlich ge-
wirkt, indem er das reine biologische Prinzip nicht zum
Durchbruch kommen liess. Eine weitere Hauptfrage wird
immer noch die bleiben, welche Beziehungen in der Har-
monie zwischen Bau und Funktion der Organe so sehr
die wichtigsten sind, dass sie als Grundlage der Vege-
tationsklassen gelten können. Es scheint, dass das Aus-
dauern der Organe und die Hilfsmittel gegen Schädi-
gungen während der Ruheperiode die natürlichste Grund-
lage bleiben.

Die Vegetationszonen der Erde.

Die weitergehende Rücksicht auf die biologische
Periodizität in den verschiedenen Gliedern der eben kurz
angeführten Vegetationsklassen führt zu einer Einteilung
der Erde in Vegetationszonen, welche, zwar unabhängig
von den klimatologischen Zonen der Meteorologie, doch
mit denselben wenigstens Vergleiche zulassen oder sogar
notwendig machen, um für die grossen Hauptzüge des
Vegetationsbildes unserer Erde die bestimmende Wirkung
der vereinigten Haupt- und Nebenfaktoren auf das Pflan-
zenleben in einer bestimmten Gesetzmässigkeit abzuleiten.

Die Vegetationszonen fassen die analogen
Glieder aus den Vegetationsformen, ausgezeich-
net durch gleiche Hauptperiode und auf den-
selben Zweck hinzielende Anpassungserschei-
nungen, sowie Schutzmittel, nach ihrer geo-
graphischen Ausbreitung auf der Erde zusammen
.

Man muss sich dabei auf die wesentlichsten Gruppen
von Vegetationsformen stützen, dieselben auch, wie es immer
hier geschehen ist, biologisch und nicht systematisch auf-
fassen, die nadelabwerfende Lärchentanne also beispiels-
weise mit den ähnlich biologisch beanlagten nordischen

Die Vegetationszonen.
morphologischen System zu halten, obwohl auch hier
durch das Gesetz der Vererbung wichtige Beziehungen
sekundär entstehen, ist früh erkannt und von Humboldt,
Grisebach, auch von Reiter (in dessen Werke über die
Konsolidation der Physiognomik 1885, siehe G. J., Bd. XI,
S. 95) befolgt. Nur hat der Versuch, bestimmte Formen
mit bestimmten Namen zu belegen, hier schädlich ge-
wirkt, indem er das reine biologische Prinzip nicht zum
Durchbruch kommen liess. Eine weitere Hauptfrage wird
immer noch die bleiben, welche Beziehungen in der Har-
monie zwischen Bau und Funktion der Organe so sehr
die wichtigsten sind, dass sie als Grundlage der Vege-
tationsklassen gelten können. Es scheint, dass das Aus-
dauern der Organe und die Hilfsmittel gegen Schädi-
gungen während der Ruheperiode die natürlichste Grund-
lage bleiben.

Die Vegetationszonen der Erde.

Die weitergehende Rücksicht auf die biologische
Periodizität in den verschiedenen Gliedern der eben kurz
angeführten Vegetationsklassen führt zu einer Einteilung
der Erde in Vegetationszonen, welche, zwar unabhängig
von den klimatologischen Zonen der Meteorologie, doch
mit denselben wenigstens Vergleiche zulassen oder sogar
notwendig machen, um für die grossen Hauptzüge des
Vegetationsbildes unserer Erde die bestimmende Wirkung
der vereinigten Haupt- und Nebenfaktoren auf das Pflan-
zenleben in einer bestimmten Gesetzmässigkeit abzuleiten.

Die Vegetationszonen fassen die analogen
Glieder aus den Vegetationsformen, ausgezeich-
net durch gleiche Hauptperiode und auf den-
selben Zweck hinzielende Anpassungserschei-
nungen, sowie Schutzmittel, nach ihrer geo-
graphischen Ausbreitung auf der Erde zusammen
.

Man muss sich dabei auf die wesentlichsten Gruppen
von Vegetationsformen stützen, dieselben auch, wie es immer
hier geschehen ist, biologisch und nicht systematisch auf-
fassen, die nadelabwerfende Lärchentanne also beispiels-
weise mit den ähnlich biologisch beanlagten nordischen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0091" n="69"/><fw place="top" type="header">Die Vegetationszonen.</fw><lb/>
morphologischen System zu halten, obwohl auch hier<lb/>
durch das Gesetz der Vererbung wichtige Beziehungen<lb/>
sekundär entstehen, ist früh erkannt und von Humboldt,<lb/>
Grisebach, auch von Reiter (in dessen Werke über die<lb/>
Konsolidation der Physiognomik 1885, siehe <hi rendition="#i">G. J.</hi>, Bd. XI,<lb/>
S. 95) befolgt. Nur hat der Versuch, bestimmte Formen<lb/>
mit bestimmten Namen zu belegen, hier schädlich ge-<lb/>
wirkt, indem er das reine biologische Prinzip nicht zum<lb/>
Durchbruch kommen liess. Eine weitere Hauptfrage wird<lb/>
immer noch die bleiben, welche Beziehungen in der Har-<lb/>
monie zwischen Bau und Funktion der Organe so sehr<lb/>
die wichtigsten sind, dass sie als Grundlage der Vege-<lb/>
tationsklassen gelten können. Es scheint, dass das Aus-<lb/>
dauern der Organe und die Hilfsmittel gegen Schädi-<lb/>
gungen während der Ruheperiode die natürlichste Grund-<lb/>
lage bleiben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Die Vegetationszonen der Erde</hi>.</head><lb/>
          <p>Die weitergehende Rücksicht auf die biologische<lb/>
Periodizität in den verschiedenen Gliedern der eben kurz<lb/>
angeführten Vegetationsklassen führt zu einer Einteilung<lb/>
der Erde in Vegetationszonen, welche, zwar unabhängig<lb/>
von den klimatologischen Zonen der Meteorologie, doch<lb/>
mit denselben wenigstens Vergleiche zulassen oder sogar<lb/>
notwendig machen, um für die grossen Hauptzüge des<lb/>
Vegetationsbildes unserer Erde die bestimmende Wirkung<lb/>
der vereinigten Haupt- und Nebenfaktoren auf das Pflan-<lb/>
zenleben in einer bestimmten Gesetzmässigkeit abzuleiten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Die Vegetationszonen fassen die analogen<lb/>
Glieder aus den Vegetationsformen, ausgezeich-<lb/>
net durch gleiche Hauptperiode und auf den-<lb/>
selben Zweck hinzielende Anpassungserschei-<lb/>
nungen, sowie Schutzmittel, nach ihrer geo-<lb/>
graphischen Ausbreitung auf der Erde zusammen</hi>.</p><lb/>
          <p>Man muss sich dabei auf die wesentlichsten Gruppen<lb/>
von Vegetationsformen stützen, dieselben auch, wie es immer<lb/>
hier geschehen ist, biologisch und <hi rendition="#g">nicht</hi> systematisch auf-<lb/>
fassen, die nadelabwerfende Lärchentanne also beispiels-<lb/>
weise mit den ähnlich biologisch beanlagten nordischen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0091] Die Vegetationszonen. morphologischen System zu halten, obwohl auch hier durch das Gesetz der Vererbung wichtige Beziehungen sekundär entstehen, ist früh erkannt und von Humboldt, Grisebach, auch von Reiter (in dessen Werke über die Konsolidation der Physiognomik 1885, siehe G. J., Bd. XI, S. 95) befolgt. Nur hat der Versuch, bestimmte Formen mit bestimmten Namen zu belegen, hier schädlich ge- wirkt, indem er das reine biologische Prinzip nicht zum Durchbruch kommen liess. Eine weitere Hauptfrage wird immer noch die bleiben, welche Beziehungen in der Har- monie zwischen Bau und Funktion der Organe so sehr die wichtigsten sind, dass sie als Grundlage der Vege- tationsklassen gelten können. Es scheint, dass das Aus- dauern der Organe und die Hilfsmittel gegen Schädi- gungen während der Ruheperiode die natürlichste Grund- lage bleiben. Die Vegetationszonen der Erde. Die weitergehende Rücksicht auf die biologische Periodizität in den verschiedenen Gliedern der eben kurz angeführten Vegetationsklassen führt zu einer Einteilung der Erde in Vegetationszonen, welche, zwar unabhängig von den klimatologischen Zonen der Meteorologie, doch mit denselben wenigstens Vergleiche zulassen oder sogar notwendig machen, um für die grossen Hauptzüge des Vegetationsbildes unserer Erde die bestimmende Wirkung der vereinigten Haupt- und Nebenfaktoren auf das Pflan- zenleben in einer bestimmten Gesetzmässigkeit abzuleiten. Die Vegetationszonen fassen die analogen Glieder aus den Vegetationsformen, ausgezeich- net durch gleiche Hauptperiode und auf den- selben Zweck hinzielende Anpassungserschei- nungen, sowie Schutzmittel, nach ihrer geo- graphischen Ausbreitung auf der Erde zusammen. Man muss sich dabei auf die wesentlichsten Gruppen von Vegetationsformen stützen, dieselben auch, wie es immer hier geschehen ist, biologisch und nicht systematisch auf- fassen, die nadelabwerfende Lärchentanne also beispiels- weise mit den ähnlich biologisch beanlagten nordischen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/91
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/91>, abgerufen am 22.12.2024.