Schliessen der Längsrinne oder ein Zusammenrollen des Blattes die Kommunikation der wasserdampf-erfüllten Innenräume des Blattes mit der umgebenden Atmosphäre nahezu aufgehoben, besonders da fast ausnahmslos Rinnen und Prismen dicht mit Haaren besetzt sind, die beim Schliessen eng ineinander greifen."
8. Salzgehalt und Salzausscheidungen (vergl. oben S. 30).
In diesen xerophilen, wie in den entgegengesetzt wirkenden Einrichtungen beobachten wir stets eine all- mählich erst im einzelnen und genauer bekannt werdende Harmonie zwischen Bau und Funktion der Or- gane. Die Funktion aber steht in Abhängigkeit von den äusseren Lebensbedingungen; soll daher das Auf- stellen besonderer biologischer Gruppen von Vegetations- formen eine natürliche Grundlage haben, so kann sie nur auf Grund dieser Harmonie gesucht werden.
Den Kräutern schliessen sich leichtverständlich schon deswegen, weil das morphologische System hier in ge- wisser Weise mit dem biologischen übereinkommt, die Klassen der Moose und Flechten (Lichenes) an, aus- gezeichnet die ersteren durch grüne Blätter ohne Ver- dunstungsschutz, die letzteren als Thalluspflanzen. Nun folgen endlich noch die Pilze als hauptsächlichste Klasse von parasitären oder saprophytischen Gewächsen, während man die Parasiten und Saprophyten unter den Blüten- pflanzen als Anhang zu den Stauden oder gar zu den Holzgewächsen unter besonderen Vegetationsformen be- handeln kann.
So ergibt sich eine Einteilung, welche, wenn es nicht der Zufall anders macht, sich frei hält von der eigent- lichen Pflanzensystematik. Während mit der letzteren die Periodizität und die Standortsbedingungen an sich nichts zu thun haben, schaffen sie alles aus den biologischen Vegetationsformen; es sind daher sogar schon viele Klassen derselben ganz oder vorwiegend an bestimmte klimatische Zonen der Erde gebunden, während die spe- ziellen Vegetationsformen mit bestimmter Organisation nur selten aus einer einzelnen Hauptzone heraustreten.
Die Notwendigkeit, biologische Grundformen frei vom
Moose und Thalluspflanzen.
Schliessen der Längsrinne oder ein Zusammenrollen des Blattes die Kommunikation der wasserdampf-erfüllten Innenräume des Blattes mit der umgebenden Atmosphäre nahezu aufgehoben, besonders da fast ausnahmslos Rinnen und Prismen dicht mit Haaren besetzt sind, die beim Schliessen eng ineinander greifen.“
8. Salzgehalt und Salzausscheidungen (vergl. oben S. 30).
In diesen xerophilen, wie in den entgegengesetzt wirkenden Einrichtungen beobachten wir stets eine all- mählich erst im einzelnen und genauer bekannt werdende Harmonie zwischen Bau und Funktion der Or- gane. Die Funktion aber steht in Abhängigkeit von den äusseren Lebensbedingungen; soll daher das Auf- stellen besonderer biologischer Gruppen von Vegetations- formen eine natürliche Grundlage haben, so kann sie nur auf Grund dieser Harmonie gesucht werden.
Den Kräutern schliessen sich leichtverständlich schon deswegen, weil das morphologische System hier in ge- wisser Weise mit dem biologischen übereinkommt, die Klassen der Moose und Flechten (Lichenes) an, aus- gezeichnet die ersteren durch grüne Blätter ohne Ver- dunstungsschutz, die letzteren als Thalluspflanzen. Nun folgen endlich noch die Pilze als hauptsächlichste Klasse von parasitären oder saprophytischen Gewächsen, während man die Parasiten und Saprophyten unter den Blüten- pflanzen als Anhang zu den Stauden oder gar zu den Holzgewächsen unter besonderen Vegetationsformen be- handeln kann.
So ergibt sich eine Einteilung, welche, wenn es nicht der Zufall anders macht, sich frei hält von der eigent- lichen Pflanzensystematik. Während mit der letzteren die Periodizität und die Standortsbedingungen an sich nichts zu thun haben, schaffen sie alles aus den biologischen Vegetationsformen; es sind daher sogar schon viele Klassen derselben ganz oder vorwiegend an bestimmte klimatische Zonen der Erde gebunden, während die spe- ziellen Vegetationsformen mit bestimmter Organisation nur selten aus einer einzelnen Hauptzone heraustreten.
Die Notwendigkeit, biologische Grundformen frei vom
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><list><item><pbfacs="#f0090"n="68"/><fwplace="top"type="header">Moose und Thalluspflanzen.</fw><lb/><hirendition="#et">Schliessen der Längsrinne oder ein Zusammenrollen des<lb/>
Blattes die Kommunikation der wasserdampf-erfüllten<lb/>
Innenräume des Blattes mit der umgebenden Atmosphäre<lb/>
nahezu aufgehoben, besonders da fast ausnahmslos Rinnen<lb/>
und Prismen dicht mit Haaren besetzt sind, die beim<lb/>
Schliessen eng ineinander greifen.“</hi></item><lb/><item>8. Salzgehalt und Salzausscheidungen (vergl. oben<lb/>
S. 30).</item></list><lb/><p>In diesen xerophilen, wie in den entgegengesetzt<lb/>
wirkenden Einrichtungen beobachten wir stets eine all-<lb/>
mählich erst im einzelnen und genauer bekannt werdende<lb/><hirendition="#g">Harmonie zwischen Bau und Funktion der Or-<lb/>
gane</hi>. Die Funktion aber steht in Abhängigkeit von<lb/>
den äusseren Lebensbedingungen; soll daher das Auf-<lb/>
stellen besonderer biologischer Gruppen von Vegetations-<lb/>
formen eine natürliche Grundlage haben, so kann sie<lb/>
nur auf Grund dieser Harmonie gesucht werden.</p><lb/><p>Den Kräutern schliessen sich leichtverständlich schon<lb/>
deswegen, weil das morphologische System hier in ge-<lb/>
wisser Weise mit dem biologischen übereinkommt, die<lb/>
Klassen der <hirendition="#g">Moose</hi> und <hirendition="#g">Flechten</hi> (<hirendition="#i">Lichenes</hi>) an, aus-<lb/>
gezeichnet die ersteren durch grüne Blätter ohne Ver-<lb/>
dunstungsschutz, die letzteren als Thalluspflanzen. Nun<lb/>
folgen endlich noch die <hirendition="#g">Pilze</hi> als hauptsächlichste Klasse<lb/>
von parasitären oder saprophytischen Gewächsen, während<lb/>
man die Parasiten und Saprophyten unter den Blüten-<lb/>
pflanzen als Anhang zu den Stauden oder gar zu den<lb/>
Holzgewächsen unter besonderen Vegetationsformen be-<lb/>
handeln kann.</p><lb/><p>So ergibt sich eine Einteilung, welche, wenn es nicht<lb/>
der Zufall anders macht, sich frei hält von der eigent-<lb/>
lichen Pflanzensystematik. Während mit der letzteren die<lb/>
Periodizität und die Standortsbedingungen an sich nichts<lb/>
zu thun haben, schaffen sie alles aus den biologischen<lb/>
Vegetationsformen; es sind daher sogar schon viele<lb/>
Klassen derselben ganz oder vorwiegend an bestimmte<lb/>
klimatische Zonen der Erde gebunden, während die spe-<lb/>
ziellen Vegetationsformen mit bestimmter Organisation<lb/>
nur selten aus einer einzelnen Hauptzone heraustreten.</p><lb/><p>Die Notwendigkeit, biologische Grundformen frei vom<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[68/0090]
Moose und Thalluspflanzen.
Schliessen der Längsrinne oder ein Zusammenrollen des
Blattes die Kommunikation der wasserdampf-erfüllten
Innenräume des Blattes mit der umgebenden Atmosphäre
nahezu aufgehoben, besonders da fast ausnahmslos Rinnen
und Prismen dicht mit Haaren besetzt sind, die beim
Schliessen eng ineinander greifen.“
8. Salzgehalt und Salzausscheidungen (vergl. oben
S. 30).
In diesen xerophilen, wie in den entgegengesetzt
wirkenden Einrichtungen beobachten wir stets eine all-
mählich erst im einzelnen und genauer bekannt werdende
Harmonie zwischen Bau und Funktion der Or-
gane. Die Funktion aber steht in Abhängigkeit von
den äusseren Lebensbedingungen; soll daher das Auf-
stellen besonderer biologischer Gruppen von Vegetations-
formen eine natürliche Grundlage haben, so kann sie
nur auf Grund dieser Harmonie gesucht werden.
Den Kräutern schliessen sich leichtverständlich schon
deswegen, weil das morphologische System hier in ge-
wisser Weise mit dem biologischen übereinkommt, die
Klassen der Moose und Flechten (Lichenes) an, aus-
gezeichnet die ersteren durch grüne Blätter ohne Ver-
dunstungsschutz, die letzteren als Thalluspflanzen. Nun
folgen endlich noch die Pilze als hauptsächlichste Klasse
von parasitären oder saprophytischen Gewächsen, während
man die Parasiten und Saprophyten unter den Blüten-
pflanzen als Anhang zu den Stauden oder gar zu den
Holzgewächsen unter besonderen Vegetationsformen be-
handeln kann.
So ergibt sich eine Einteilung, welche, wenn es nicht
der Zufall anders macht, sich frei hält von der eigent-
lichen Pflanzensystematik. Während mit der letzteren die
Periodizität und die Standortsbedingungen an sich nichts
zu thun haben, schaffen sie alles aus den biologischen
Vegetationsformen; es sind daher sogar schon viele
Klassen derselben ganz oder vorwiegend an bestimmte
klimatische Zonen der Erde gebunden, während die spe-
ziellen Vegetationsformen mit bestimmter Organisation
nur selten aus einer einzelnen Hauptzone heraustreten.
Die Notwendigkeit, biologische Grundformen frei vom
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/90>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.