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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Kalk- und Kieselpflanzen.
hältnisse in einem entlegenen, zumal in einem wärmeren
oder kälteren Gebiete, und es scheint die Bodenstetig-
keit auch bei Beschränkung der Fälle auf die sicherer
in dieser Beziehung geprüften Arten doch nur Gültigkeit
zu haben für die gesamten Vegetationsverhältnisse eines
einzelnen, natürlich abgegrenzten und nicht zu umfang-
reichen Florenbezirks. Was z. B. in der Bodenauswahl
für die Flora von Lyon gilt, gilt in dem Maße nicht
mehr für Mitteldeutschland in Hinsicht auf die hier und
dort gemeinsam vorkommenden häufigen oder selteneren
Arten, und in der Kultur (z. B. in botanischen Gärten)
gedeiht die Mehrzahl mehr oder weniger gut auf ganz
anderem Boden. Zwar muss man hinzufügen, dass die
Mehrzahl der Bodenbeobachtungen etwas flüchtig gemacht
wird, ohne chemische Analyse, und dass dabei sowohl ein
Nebenbestandteil von Kalk als ein solcher von Kiesel-
säure unbemerkt bleiben kann. Aber mit diesen Neben-
bestandteilen ist immer zu rechnen, weil ja überhaupt
keine Pflanze ohne Kalkgehalt wie ohne Magnesiagehalt
und ohne die übrigen unentbehrlichen mineralischen Nähr-
stoffe im Boden existieren kann, und es handelt sich dann
nur noch um die Frage, wo das geringste unentbehrliche
Maß solcher Nährstoffe aufhört und jenes Uebermaß
beginnt, welches schon zu der Benennung "Kalkpflanze,
Kieselpflanze" berechtigt. Erfahrungsmäßig, d. h. im
Anschluss an die wirklich beobachteten Vegetationsver-
schiedenheiten auf verschiedenen Böden, setzt Magnin
den Unterschied so fest, dass zu dem Begriffe eines Kalk-
bodens mindestens noch ein Gehalt von 2--3 % Calcium-
carbonat gehört, während Böden mit weniger als 1--2 %
als Kieselböden gelten; die Zwischenstufe mit 2 % ent-
behrt des ausgesprochenen Charakters. -- Auch bemerkt
man noch bei einigen selteneren Gesteinen, bei keinem
mehr als beim Serpentin, eine über das gewöhnliche
Maß hinausgehende Einwirkung auf seine Vegetations-
decke, welche gewisse seltene Arten in sich zu schliessen
und andere auszuschliessen pflegt. (Asplenium Serpentini
in der deutschen Flora, Schlesien, Sachsen, eine Boden-
varietät.)

Kalk- und Kieselpflanzen.
hältnisse in einem entlegenen, zumal in einem wärmeren
oder kälteren Gebiete, und es scheint die Bodenstetig-
keit auch bei Beschränkung der Fälle auf die sicherer
in dieser Beziehung geprüften Arten doch nur Gültigkeit
zu haben für die gesamten Vegetationsverhältnisse eines
einzelnen, natürlich abgegrenzten und nicht zu umfang-
reichen Florenbezirks. Was z. B. in der Bodenauswahl
für die Flora von Lyon gilt, gilt in dem Maße nicht
mehr für Mitteldeutschland in Hinsicht auf die hier und
dort gemeinsam vorkommenden häufigen oder selteneren
Arten, und in der Kultur (z. B. in botanischen Gärten)
gedeiht die Mehrzahl mehr oder weniger gut auf ganz
anderem Boden. Zwar muss man hinzufügen, dass die
Mehrzahl der Bodenbeobachtungen etwas flüchtig gemacht
wird, ohne chemische Analyse, und dass dabei sowohl ein
Nebenbestandteil von Kalk als ein solcher von Kiesel-
säure unbemerkt bleiben kann. Aber mit diesen Neben-
bestandteilen ist immer zu rechnen, weil ja überhaupt
keine Pflanze ohne Kalkgehalt wie ohne Magnesiagehalt
und ohne die übrigen unentbehrlichen mineralischen Nähr-
stoffe im Boden existieren kann, und es handelt sich dann
nur noch um die Frage, wo das geringste unentbehrliche
Maß solcher Nährstoffe aufhört und jenes Uebermaß
beginnt, welches schon zu der Benennung „Kalkpflanze,
Kieselpflanze“ berechtigt. Erfahrungsmäßig, d. h. im
Anschluss an die wirklich beobachteten Vegetationsver-
schiedenheiten auf verschiedenen Böden, setzt Magnin
den Unterschied so fest, dass zu dem Begriffe eines Kalk-
bodens mindestens noch ein Gehalt von 2—3 % Calcium-
carbonat gehört, während Böden mit weniger als 1—2 %
als Kieselböden gelten; die Zwischenstufe mit 2 % ent-
behrt des ausgesprochenen Charakters. — Auch bemerkt
man noch bei einigen selteneren Gesteinen, bei keinem
mehr als beim Serpentin, eine über das gewöhnliche
Maß hinausgehende Einwirkung auf seine Vegetations-
decke, welche gewisse seltene Arten in sich zu schliessen
und andere auszuschliessen pflegt. (Asplenium Serpentini
in der deutschen Flora, Schlesien, Sachsen, eine Boden-
varietät.)

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[53/0075] Kalk- und Kieselpflanzen. hältnisse in einem entlegenen, zumal in einem wärmeren oder kälteren Gebiete, und es scheint die Bodenstetig- keit auch bei Beschränkung der Fälle auf die sicherer in dieser Beziehung geprüften Arten doch nur Gültigkeit zu haben für die gesamten Vegetationsverhältnisse eines einzelnen, natürlich abgegrenzten und nicht zu umfang- reichen Florenbezirks. Was z. B. in der Bodenauswahl für die Flora von Lyon gilt, gilt in dem Maße nicht mehr für Mitteldeutschland in Hinsicht auf die hier und dort gemeinsam vorkommenden häufigen oder selteneren Arten, und in der Kultur (z. B. in botanischen Gärten) gedeiht die Mehrzahl mehr oder weniger gut auf ganz anderem Boden. Zwar muss man hinzufügen, dass die Mehrzahl der Bodenbeobachtungen etwas flüchtig gemacht wird, ohne chemische Analyse, und dass dabei sowohl ein Nebenbestandteil von Kalk als ein solcher von Kiesel- säure unbemerkt bleiben kann. Aber mit diesen Neben- bestandteilen ist immer zu rechnen, weil ja überhaupt keine Pflanze ohne Kalkgehalt wie ohne Magnesiagehalt und ohne die übrigen unentbehrlichen mineralischen Nähr- stoffe im Boden existieren kann, und es handelt sich dann nur noch um die Frage, wo das geringste unentbehrliche Maß solcher Nährstoffe aufhört und jenes Uebermaß beginnt, welches schon zu der Benennung „Kalkpflanze, Kieselpflanze“ berechtigt. Erfahrungsmäßig, d. h. im Anschluss an die wirklich beobachteten Vegetationsver- schiedenheiten auf verschiedenen Böden, setzt Magnin den Unterschied so fest, dass zu dem Begriffe eines Kalk- bodens mindestens noch ein Gehalt von 2—3 % Calcium- carbonat gehört, während Böden mit weniger als 1—2 % als Kieselböden gelten; die Zwischenstufe mit 2 % ent- behrt des ausgesprochenen Charakters. — Auch bemerkt man noch bei einigen selteneren Gesteinen, bei keinem mehr als beim Serpentin, eine über das gewöhnliche Maß hinausgehende Einwirkung auf seine Vegetations- decke, welche gewisse seltene Arten in sich zu schliessen und andere auszuschliessen pflegt. (Asplenium Serpentini in der deutschen Flora, Schlesien, Sachsen, eine Boden- varietät.)

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/75>, abgerufen am 22.11.2024.