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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Bodenklassen.

Diese Beispiele mögen die beobachteten Thatsachen
bezeichnen; sie lassen sich so zusammenfassen, dass be-
sondere Gegensätze zwischen folgenden Gesteinen und
den von ihnen gebildeten reinen oder gemengten Boden-
sorten bestehen: Urgesteine und Basalt, Dolomite, Kalk-
gesteine, Sandsteine, Gerölle oder Geschiebe aus irgend
einem dieser Gesteine, Kochsalz als bedeutendes Beige-
mengsel zu den übrigen Bestandteilen des Bodens, Gehalt
an Nitraten im lockeren Humus. Dass die Gerölle als
besondere Bodengattung aufgeführt sind, geschieht den
Beobachtungen zufolge, dass gewisse Pflanzen ebenso gern
auf Kieselsand als Kalksand auftreten, wenn sie nur über-
haupt einen sandartigen Detritus für sich vorfinden, und
es ist wohl ziemlich klar, dass dieser besonders durch
sein lockeres Gefüge für ihre Vegetationsmittel sorgt.
Wollen wir diese etwa 10 Bodenklassen, welche in sich
selbstverständlich reiche Gliederungen auch mit Rücksicht
auf ihre Vegetationseinflüsse zeigen, auf alle zu beobach-
tenden grössten Gegensätze hin zusammenfügen und die
Pflanzen darnach benennen, so kommen die 3 Haupt-
kategorien der Kieselpflanzen, Kalkpflanzen, Salz-
pflanzen
("Halophyten") zusammen, und je nachdem
man die verschiedenen Arten von Pflanzen auf eine be-
stimmte Kategorie von Bodenarten mehr oder weniger
fest angewiesen zu finden glaubt, nennt man sie kiesel-
stet, kieselhold, kalkstet, kalkhold u. s. w., und die un-
bestimmt verbreiteten, wie z. B. eine Pflanzenart des
Kalksandes ebenso gut wie des Kieselsandes: bodenvag.

Man ist nun jetzt ziemlich allgemein darüber einig,
dass es eine streng und ausnahmslos durchgeführte Boden-
stetigkeit nicht gibt (ausgenommen vielleicht noch nicht
genauer bekannte Salzsteppenbewohner, deren physiolo-
gischer Aufbau vielleicht mit grossem Chlornatriumgehalt
rechnet), sofern man darunter die Unmöglichkeit einer
bestimmten Pflanzenart, anders als auf einer der genannten
Hauptbodenklassen ihre Lebensprozesse zu vollführen, ver-
steht. Für sehr viele Arten, welche man in einem be-
stimmten Florengebiet in Gebundenheit an bestimmten
Boden beobachtet, findet man schon andere Substratver-

Bodenklassen.

Diese Beispiele mögen die beobachteten Thatsachen
bezeichnen; sie lassen sich so zusammenfassen, dass be-
sondere Gegensätze zwischen folgenden Gesteinen und
den von ihnen gebildeten reinen oder gemengten Boden-
sorten bestehen: Urgesteine und Basalt, Dolomite, Kalk-
gesteine, Sandsteine, Gerölle oder Geschiebe aus irgend
einem dieser Gesteine, Kochsalz als bedeutendes Beige-
mengsel zu den übrigen Bestandteilen des Bodens, Gehalt
an Nitraten im lockeren Humus. Dass die Gerölle als
besondere Bodengattung aufgeführt sind, geschieht den
Beobachtungen zufolge, dass gewisse Pflanzen ebenso gern
auf Kieselsand als Kalksand auftreten, wenn sie nur über-
haupt einen sandartigen Detritus für sich vorfinden, und
es ist wohl ziemlich klar, dass dieser besonders durch
sein lockeres Gefüge für ihre Vegetationsmittel sorgt.
Wollen wir diese etwa 10 Bodenklassen, welche in sich
selbstverständlich reiche Gliederungen auch mit Rücksicht
auf ihre Vegetationseinflüsse zeigen, auf alle zu beobach-
tenden grössten Gegensätze hin zusammenfügen und die
Pflanzen darnach benennen, so kommen die 3 Haupt-
kategorien der Kieselpflanzen, Kalkpflanzen, Salz-
pflanzen
(„Halophyten“) zusammen, und je nachdem
man die verschiedenen Arten von Pflanzen auf eine be-
stimmte Kategorie von Bodenarten mehr oder weniger
fest angewiesen zu finden glaubt, nennt man sie kiesel-
stet, kieselhold, kalkstet, kalkhold u. s. w., und die un-
bestimmt verbreiteten, wie z. B. eine Pflanzenart des
Kalksandes ebenso gut wie des Kieselsandes: bodenvag.

Man ist nun jetzt ziemlich allgemein darüber einig,
dass es eine streng und ausnahmslos durchgeführte Boden-
stetigkeit nicht gibt (ausgenommen vielleicht noch nicht
genauer bekannte Salzsteppenbewohner, deren physiolo-
gischer Aufbau vielleicht mit grossem Chlornatriumgehalt
rechnet), sofern man darunter die Unmöglichkeit einer
bestimmten Pflanzenart, anders als auf einer der genannten
Hauptbodenklassen ihre Lebensprozesse zu vollführen, ver-
steht. Für sehr viele Arten, welche man in einem be-
stimmten Florengebiet in Gebundenheit an bestimmten
Boden beobachtet, findet man schon andere Substratver-

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[52/0074] Bodenklassen. Diese Beispiele mögen die beobachteten Thatsachen bezeichnen; sie lassen sich so zusammenfassen, dass be- sondere Gegensätze zwischen folgenden Gesteinen und den von ihnen gebildeten reinen oder gemengten Boden- sorten bestehen: Urgesteine und Basalt, Dolomite, Kalk- gesteine, Sandsteine, Gerölle oder Geschiebe aus irgend einem dieser Gesteine, Kochsalz als bedeutendes Beige- mengsel zu den übrigen Bestandteilen des Bodens, Gehalt an Nitraten im lockeren Humus. Dass die Gerölle als besondere Bodengattung aufgeführt sind, geschieht den Beobachtungen zufolge, dass gewisse Pflanzen ebenso gern auf Kieselsand als Kalksand auftreten, wenn sie nur über- haupt einen sandartigen Detritus für sich vorfinden, und es ist wohl ziemlich klar, dass dieser besonders durch sein lockeres Gefüge für ihre Vegetationsmittel sorgt. Wollen wir diese etwa 10 Bodenklassen, welche in sich selbstverständlich reiche Gliederungen auch mit Rücksicht auf ihre Vegetationseinflüsse zeigen, auf alle zu beobach- tenden grössten Gegensätze hin zusammenfügen und die Pflanzen darnach benennen, so kommen die 3 Haupt- kategorien der Kieselpflanzen, Kalkpflanzen, Salz- pflanzen („Halophyten“) zusammen, und je nachdem man die verschiedenen Arten von Pflanzen auf eine be- stimmte Kategorie von Bodenarten mehr oder weniger fest angewiesen zu finden glaubt, nennt man sie kiesel- stet, kieselhold, kalkstet, kalkhold u. s. w., und die un- bestimmt verbreiteten, wie z. B. eine Pflanzenart des Kalksandes ebenso gut wie des Kieselsandes: bodenvag. Man ist nun jetzt ziemlich allgemein darüber einig, dass es eine streng und ausnahmslos durchgeführte Boden- stetigkeit nicht gibt (ausgenommen vielleicht noch nicht genauer bekannte Salzsteppenbewohner, deren physiolo- gischer Aufbau vielleicht mit grossem Chlornatriumgehalt rechnet), sofern man darunter die Unmöglichkeit einer bestimmten Pflanzenart, anders als auf einer der genannten Hauptbodenklassen ihre Lebensprozesse zu vollführen, ver- steht. Für sehr viele Arten, welche man in einem be- stimmten Florengebiet in Gebundenheit an bestimmten Boden beobachtet, findet man schon andere Substratver-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/74>, abgerufen am 25.11.2024.