eben genannten St. Paul-Gruppe bewegt sich das Januar- mittel von 10°C. bis 5°C. abwärts. Der milde Winter, der nur für Südgeorgien (--2°C.) und die unbekannten südlichen Gletschergestade Julimittel unter Null aufweist, ist nicht im stande, diesen sommerlichen Wärmemangel auszugleichen; doch kann man es so verstehen, wenn verhältnismäßig viele australe Sippen, wie eine Myrtacee auf den Falklandsinseln (Myrtus nummularia), weit nach Süden gehen.
Die wichtigsten Inseln sind nun kurz zu betrachten; sie zerfallen 1. in die an das Feuerland am engsten an- geschlossene Falklandgruppe, 2. in die an Australien mit Tasmanien am engsten angeschlossene Süd-Neuseeland- Aucklandgruppe, 3. in die an Tristan d'Acunha ange- schlossene Amsterdamgruppe, welche nicht zum antarkti- schen Florenelement gehört, und 4. in die Kerguelengruppe. Das antarktische Florenreich umfasst also ausserhalb Süd- amerikas die Gruppen 1, 2 und 4, sowie ausserdem noch Gebirgselemente in Tasmanien und Südostaustralien.
1. Gruppe. Falklandinseln (Maluinen). Die Flora ist noch verhältnismäßig reich. Hemsley zählt 115, Crie dagegen zählt 135 Arten Blütenpflanzen, von denen 26 endemisch sind; die Kryptogamen sind wahr- scheinlich noch viel zahlreicher (bekannt sind 86 Farne und Moose, 173 Thallophyten). Einige niedere Sträucher bilden eine immergrüne, dichte Buschvegetation (Chilio- trichum amelloides, Pernettya empetrifolia); die berühm- testen Pflanzen aber sind die nicht endemischen Balsam- bog und Tussock-Grass.
Ersteres ist eine grosse, hügelartig gewölbte Rasen bildende Umbellifere: Bolax glebaria oder richtiger Azorella glebaria, welche ausser auf den Falklandinseln noch die südamerikanischen Anden bis zu 20° S. hinauf bewohnt. So dicht ist die torfige Masse von Zweigen, welche in weitem Umkreis zu je einer einzelnen Pflanze gehören, und so stark scheidet dieselbe Harz aus, dass bei Bou- gainvilles Expedition grosse Strecken der Insel durch sie unter Feuer gesetzt wurden und die Insel hernach Ile braulee genannt wurde, um sie wegsam zu machen (vergl. Hooker in Hookers Journ. of Bot. VIII, 74, 1856); häufig wächst Empetrum rubrum in den Zweighöhlungen dieser harzigen Staudenmasse.
Das Tussock-Gras, Poa flabellata oder Dactylis caespitosa, ist
21. Antarktische Inseln.
eben genannten St. Paul-Gruppe bewegt sich das Januar- mittel von 10°C. bis 5°C. abwärts. Der milde Winter, der nur für Südgeorgien (—2°C.) und die unbekannten südlichen Gletschergestade Julimittel unter Null aufweist, ist nicht im stande, diesen sommerlichen Wärmemangel auszugleichen; doch kann man es so verstehen, wenn verhältnismäßig viele australe Sippen, wie eine Myrtacee auf den Falklandsinseln (Myrtus nummularia), weit nach Süden gehen.
Die wichtigsten Inseln sind nun kurz zu betrachten; sie zerfallen 1. in die an das Feuerland am engsten an- geschlossene Falklandgruppe, 2. in die an Australien mit Tasmanien am engsten angeschlossene Süd-Neuseeland- Aucklandgruppe, 3. in die an Tristan d’Acunha ange- schlossene Amsterdamgruppe, welche nicht zum antarkti- schen Florenelement gehört, und 4. in die Kerguelengruppe. Das antarktische Florenreich umfasst also ausserhalb Süd- amerikas die Gruppen 1, 2 und 4, sowie ausserdem noch Gebirgselemente in Tasmanien und Südostaustralien.
1. Gruppe. Falklandinseln (Maluinen). Die Flora ist noch verhältnismäßig reich. Hemsley zählt 115, Crié dagegen zählt 135 Arten Blütenpflanzen, von denen 26 endemisch sind; die Kryptogamen sind wahr- scheinlich noch viel zahlreicher (bekannt sind 86 Farne und Moose, 173 Thallophyten). Einige niedere Sträucher bilden eine immergrüne, dichte Buschvegetation (Chilio- trichum amelloides, Pernettya empetrifolia); die berühm- testen Pflanzen aber sind die nicht endemischen Balsam- bog und Tussock-Grass.
Ersteres ist eine grosse, hügelartig gewölbte Rasen bildende Umbellifere: Bolax glebaria oder richtiger Azorella glebaria, welche ausser auf den Falklandinseln noch die südamerikanischen Anden bis zu 20° S. hinauf bewohnt. So dicht ist die torfige Masse von Zweigen, welche in weitem Umkreis zu je einer einzelnen Pflanze gehören, und so stark scheidet dieselbe Harz aus, dass bei Bou- gainvilles Expedition grosse Strecken der Insel durch sie unter Feuer gesetzt wurden und die Insel hernach Ile brûlée genannt wurde, um sie wegsam zu machen (vergl. Hooker in Hookers Journ. of Bot. VIII, 74, 1856); häufig wächst Empetrum rubrum in den Zweighöhlungen dieser harzigen Staudenmasse.
Das Tussock-Gras, Poa flabellata oder Dactylis caespitosa, ist
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21. Antarktische Inseln.
eben genannten St. Paul-Gruppe bewegt sich das Januar-
mittel von 10°C. bis 5°C. abwärts. Der milde Winter,
der nur für Südgeorgien (—2°C.) und die unbekannten
südlichen Gletschergestade Julimittel unter Null aufweist,
ist nicht im stande, diesen sommerlichen Wärmemangel
auszugleichen; doch kann man es so verstehen, wenn
verhältnismäßig viele australe Sippen, wie eine Myrtacee
auf den Falklandsinseln (Myrtus nummularia), weit nach
Süden gehen.
Die wichtigsten Inseln sind nun kurz zu betrachten;
sie zerfallen 1. in die an das Feuerland am engsten an-
geschlossene Falklandgruppe, 2. in die an Australien mit
Tasmanien am engsten angeschlossene Süd-Neuseeland-
Aucklandgruppe, 3. in die an Tristan d’Acunha ange-
schlossene Amsterdamgruppe, welche nicht zum antarkti-
schen Florenelement gehört, und 4. in die Kerguelengruppe.
Das antarktische Florenreich umfasst also ausserhalb Süd-
amerikas die Gruppen 1, 2 und 4, sowie ausserdem noch
Gebirgselemente in Tasmanien und Südostaustralien.
1. Gruppe. Falklandinseln (Maluinen). Die
Flora ist noch verhältnismäßig reich. Hemsley zählt
115, Crié dagegen zählt 135 Arten Blütenpflanzen, von
denen 26 endemisch sind; die Kryptogamen sind wahr-
scheinlich noch viel zahlreicher (bekannt sind 86 Farne
und Moose, 173 Thallophyten). Einige niedere Sträucher
bilden eine immergrüne, dichte Buschvegetation (Chilio-
trichum amelloides, Pernettya empetrifolia); die berühm-
testen Pflanzen aber sind die nicht endemischen Balsam-
bog und Tussock-Grass.
Ersteres ist eine grosse, hügelartig gewölbte Rasen bildende
Umbellifere: Bolax glebaria oder richtiger Azorella glebaria, welche
ausser auf den Falklandinseln noch die südamerikanischen Anden
bis zu 20° S. hinauf bewohnt. So dicht ist die torfige Masse von
Zweigen, welche in weitem Umkreis zu je einer einzelnen Pflanze
gehören, und so stark scheidet dieselbe Harz aus, dass bei Bou-
gainvilles Expedition grosse Strecken der Insel durch sie unter
Feuer gesetzt wurden und die Insel hernach Ile brûlée genannt
wurde, um sie wegsam zu machen (vergl. Hooker in Hookers Journ.
of Bot. VIII, 74, 1856); häufig wächst Empetrum rubrum in den
Zweighöhlungen dieser harzigen Staudenmasse.
Das Tussock-Gras, Poa flabellata oder Dactylis caespitosa, ist
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/572>, abgerufen am 24.11.2024.
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