Retama, Mimoseen-Bäume in struppig-dornigen Waldungen niederer Holzarten mit kleinen oder sehr fein zerteilten, wenig Schatten gebenden Blättern ausgezeichnet, nimmt den zwischen den Pampas und Anden liegenden Teil Argentiniens ein und hat von Hieronymus diesen Namen an Stelle von Grisebachs Bezeichnung als Chanarsteppe erhalten.
Ueber den Charakter der Niederstrauch-Bestände vergleiche das oben, S. 283, nach Lorentz' Skizzen darüber Angeführte.
In dieser Vegetationsregion sind auch gleichzeitig Halophyten- Bestände in reicher Mannigfaltigkeit und in allen Uebergängen zu nicht salzigen Sand- und Thonsteppen ausgebildet, von denen im fünften Abschnitt (S. 325) gleichfalls schon ein Charakterbeispiel angeführt ist.
6. Pampasregion des La Plata, die grossen zusammenhängenden Grasflächen des australen atlanti- schen Südamerikas, in denen der Reichtum an Grasarten aus Gattungen wie Melica, Stipa, Aristida, Pappophorum etc. bezüglich der hauptsächlich bestandbildenden Formen noch nicht gesichtet erscheint. Sie tritt als ein weiteres ty- pisches Glied der regenarmen ersten Abteilung von Vege- tationszone V auf.
7. Patagonische Geröllflächenregion, von den südlichen Espinale an das argentinische Patagonien zwi- schen der antarktischen Hochgebirgsregion und dem At- lantischen Ozean bedeckend.
Sie ist erst durch wenige Expeditionen und Sammlungen (zwischen Bahia Blanca und Chubut G. J., XI, 143, Roca G. J., IX, 199; Darwin, siehe Griseb. Ber. für 1843, S. 67--72; Berg) bekannt geworden, und auch dies fast nur an ihrer Nordgrenze, welche Ball bei 43 1/2° S. an der Mündung des Chubut festgesetzt sehen will. Bei der Geringfügigkeit der Niederschläge, den niederen Sommertemperaturen und dem stärkeren Ausschlage der Jahres- zeiten wird hier das Maß der V. Zone überschritten und, ohne Veränderung des andinen Florencharakters, eine eigene Abteilung der antarktischen Vegetationszone (siehe oben S. 93, Abtlg. 2) er- zeugt. Die Flora ist sehr arm und besteht aus Gewächsen, welche auf trockenen, steinigen Flächen oder in den feuchten, besser ge- schützten Thalgründen zu gedeihen vermögen. Bei Santa Cruz (50° S.) sammelte Berg noch 60 Arten und bemerkt das Zurück- treten der Gräser. Chuquiraga erinacea und andere Compositen- gesträuche sind mit Plantago-, Verbena-, Acaena-, Margyricarpus- Arten charakteristisch; selten erheben sich Sträucher bis meterhoch,
Chile. Puaregion. Argentinien.
Retama, Mimoseen-Bäume in struppig-dornigen Waldungen niederer Holzarten mit kleinen oder sehr fein zerteilten, wenig Schatten gebenden Blättern ausgezeichnet, nimmt den zwischen den Pampas und Anden liegenden Teil Argentiniens ein und hat von Hieronymus diesen Namen an Stelle von Grisebachs Bezeichnung als Chanarsteppe erhalten.
Ueber den Charakter der Niederstrauch-Bestände vergleiche das oben, S. 283, nach Lorentz’ Skizzen darüber Angeführte.
In dieser Vegetationsregion sind auch gleichzeitig Halophyten- Bestände in reicher Mannigfaltigkeit und in allen Uebergängen zu nicht salzigen Sand- und Thonsteppen ausgebildet, von denen im fünften Abschnitt (S. 325) gleichfalls schon ein Charakterbeispiel angeführt ist.
6. Pampasregion des La Plata, die grossen zusammenhängenden Grasflächen des australen atlanti- schen Südamerikas, in denen der Reichtum an Grasarten aus Gattungen wie Melica, Stipa, Aristida, Pappophorum etc. bezüglich der hauptsächlich bestandbildenden Formen noch nicht gesichtet erscheint. Sie tritt als ein weiteres ty- pisches Glied der regenarmen ersten Abteilung von Vege- tationszone V auf.
7. Patagonische Geröllflächenregion, von den südlichen Espinale an das argentinische Patagonien zwi- schen der antarktischen Hochgebirgsregion und dem At- lantischen Ozean bedeckend.
Sie ist erst durch wenige Expeditionen und Sammlungen (zwischen Bahia Blanca und Chubut G. J., XI, 143, Roca G. J., IX, 199; Darwin, siehe Griseb. Ber. für 1843, S. 67—72; Berg) bekannt geworden, und auch dies fast nur an ihrer Nordgrenze, welche Ball bei 43 ½° S. an der Mündung des Chubut festgesetzt sehen will. Bei der Geringfügigkeit der Niederschläge, den niederen Sommertemperaturen und dem stärkeren Ausschlage der Jahres- zeiten wird hier das Maß der V. Zone überschritten und, ohne Veränderung des andinen Florencharakters, eine eigene Abteilung der antarktischen Vegetationszone (siehe oben S. 93, Abtlg. 2) er- zeugt. Die Flora ist sehr arm und besteht aus Gewächsen, welche auf trockenen, steinigen Flächen oder in den feuchten, besser ge- schützten Thalgründen zu gedeihen vermögen. Bei Santa Cruz (50° S.) sammelte Berg noch 60 Arten und bemerkt das Zurück- treten der Gräser. Chuquiraga erinacea und andere Compositen- gesträuche sind mit Plantago-, Verbena-, Acaena-, Margyricarpus- Arten charakteristisch; selten erheben sich Sträucher bis meterhoch,
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Chile. Puaregion. Argentinien.
Retama, Mimoseen-Bäume in struppig-dornigen Waldungen
niederer Holzarten mit kleinen oder sehr fein zerteilten,
wenig Schatten gebenden Blättern ausgezeichnet, nimmt
den zwischen den Pampas und Anden liegenden Teil
Argentiniens ein und hat von Hieronymus diesen Namen
an Stelle von Grisebachs Bezeichnung als Chanarsteppe
erhalten.
Ueber den Charakter der Niederstrauch-Bestände vergleiche
das oben, S. 283, nach Lorentz’ Skizzen darüber Angeführte.
In dieser Vegetationsregion sind auch gleichzeitig Halophyten-
Bestände in reicher Mannigfaltigkeit und in allen Uebergängen
zu nicht salzigen Sand- und Thonsteppen ausgebildet, von denen
im fünften Abschnitt (S. 325) gleichfalls schon ein Charakterbeispiel
angeführt ist.
6. Pampasregion des La Plata, die grossen
zusammenhängenden Grasflächen des australen atlanti-
schen Südamerikas, in denen der Reichtum an Grasarten
aus Gattungen wie Melica, Stipa, Aristida, Pappophorum etc.
bezüglich der hauptsächlich bestandbildenden Formen noch
nicht gesichtet erscheint. Sie tritt als ein weiteres ty-
pisches Glied der regenarmen ersten Abteilung von Vege-
tationszone V auf.
7. Patagonische Geröllflächenregion, von den
südlichen Espinale an das argentinische Patagonien zwi-
schen der antarktischen Hochgebirgsregion und dem At-
lantischen Ozean bedeckend.
Sie ist erst durch wenige Expeditionen und Sammlungen
(zwischen Bahia Blanca und Chubut G. J., XI, 143, Roca G. J.,
IX, 199; Darwin, siehe Griseb. Ber. für 1843, S. 67—72; Berg)
bekannt geworden, und auch dies fast nur an ihrer Nordgrenze,
welche Ball bei 43 ½° S. an der Mündung des Chubut festgesetzt
sehen will. Bei der Geringfügigkeit der Niederschläge, den niederen
Sommertemperaturen und dem stärkeren Ausschlage der Jahres-
zeiten wird hier das Maß der V. Zone überschritten und, ohne
Veränderung des andinen Florencharakters, eine eigene Abteilung
der antarktischen Vegetationszone (siehe oben S. 93, Abtlg. 2) er-
zeugt. Die Flora ist sehr arm und besteht aus Gewächsen, welche
auf trockenen, steinigen Flächen oder in den feuchten, besser ge-
schützten Thalgründen zu gedeihen vermögen. Bei Santa Cruz
(50° S.) sammelte Berg noch 60 Arten und bemerkt das Zurück-
treten der Gräser. Chuquiraga erinacea und andere Compositen-
gesträuche sind mit Plantago-, Verbena-, Acaena-, Margyricarpus-
Arten charakteristisch; selten erheben sich Sträucher bis meterhoch,
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/567>, abgerufen am 24.11.2024.
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