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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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20. Hochanden und australes Südamerika.

3. Die chilenische Uebergangs-Vegeta-
tionsregion
gehört zur dritten Abteilung der V. Vege-
tationszone. Reich an endemischen Arten ist sie durch
Grisebach (V. d. E., II, 442) sehr natürlich abgegrenzt
und gekennzeichnet durch den Gegensatz zu den unter
34° S. ziemlich plötzlich beginnenden reichen südchileni-
schen (valdivischen) Wäldern und durch die der nörd-
licheren dürren Küste fehlenden Winterregen. Im Haupt-
charakter der Vegetation ist sie den beiden vorigen ähnlich,
(aus diesem Grunde, aber nicht sehr zweckmäßig, im
physik. Atlas auf Florenkarte VII, mit diesen verschmol-
zen), hat daher ärmlichen Baumwuchs, dornige Mimoseen
und Rhamneen (Colletia) und ähnliche Formen; Quisco-
Cacteen, die Puya-Bromelien (Cardones = P. coarctata)
und die Cryptocarya Peumus werden als besonders auf-
fällige Vegetationserscheinungen genannt.

Im Aconcaguagebiet hören nach Güssfeld mit 1200 m die
Cereus-Quiscostämme und Kandelaber auf; an ihre Stelle tritt zu-
nächst Colliguaya odorifera und der "Olivillo" Aextoxicum penitatum,
beides Euphorbiaceen. Bei 1500 m erscheinen die ersten Libocedrus
chilensis-Nadelhölzer (bis 1650), bilden aber keine Bestände und be-
zeichnen also hier das Eindringen der 8. Vegetationsregion. --

Auch die Cardones fehlen der Andenregion; ihr grotesker Ein-
druck wird weniger durch die Laubrosette ihrer starren, stacheligen
Schilfblätter hervorgebracht, als durch die hochaufspriessenden
Blütenschäfte mit gelbem Blütenkopf und besonders durch die
gewundenen, schenkeldicken, am Erdboden hinkriechenden Wurzel-
stöcke, welche auch das chilenische Landschaftsbild von Kittlitz
trefflich wiedergibt.

4. Andine Puna-Vegetationsregion (vergl. im
vorigen Kapitel unter Region 2a). Dieselbe nimmt die
weiten Steppenhochflächen zwischen der westlichen Cor-
dillere und der östlichen Andenkette ein, besonders durch
Stipa Ichu und Tola-Sträucher, Compositen der Gattung
Lepidophyllum, charakterisiert (Grisebach V. d. E., II, 417
und Abh. S. 399). Südlich schliesst sie sich zwischen
28° S. und 35° S. an die antarktische Hochgebirgsregion
und an die folgende (5) an.

5. Die argentinische Espinale-Region, wiederum
zur ersten Abteilung der V. Vegetationszone gehörig,
durch den Channar-Strauch Gourliaea decorticans, Bulnesia

20. Hochanden und australes Südamerika.

3. Die chilenische Uebergangs-Vegeta-
tionsregion
gehört zur dritten Abteilung der V. Vege-
tationszone. Reich an endemischen Arten ist sie durch
Grisebach (V. d. E., II, 442) sehr natürlich abgegrenzt
und gekennzeichnet durch den Gegensatz zu den unter
34° S. ziemlich plötzlich beginnenden reichen südchileni-
schen (valdivischen) Wäldern und durch die der nörd-
licheren dürren Küste fehlenden Winterregen. Im Haupt-
charakter der Vegetation ist sie den beiden vorigen ähnlich,
(aus diesem Grunde, aber nicht sehr zweckmäßig, im
physik. Atlas auf Florenkarte VII, mit diesen verschmol-
zen), hat daher ärmlichen Baumwuchs, dornige Mimoseen
und Rhamneen (Colletia) und ähnliche Formen; Quisco-
Cacteen, die Puya-Bromelien (Cardones = P. coarctata)
und die Cryptocarya Peumus werden als besonders auf-
fällige Vegetationserscheinungen genannt.

Im Aconcaguagebiet hören nach Güssfeld mit 1200 m die
Cereus-Quiscostämme und Kandelaber auf; an ihre Stelle tritt zu-
nächst Colliguaya odorifera und der „Olivillo“ Aextoxicum penitatum,
beides Euphorbiaceen. Bei 1500 m erscheinen die ersten Libocedrus
chilensis-Nadelhölzer (bis 1650), bilden aber keine Bestände und be-
zeichnen also hier das Eindringen der 8. Vegetationsregion. —

Auch die Cardones fehlen der Andenregion; ihr grotesker Ein-
druck wird weniger durch die Laubrosette ihrer starren, stacheligen
Schilfblätter hervorgebracht, als durch die hochaufspriessenden
Blütenschäfte mit gelbem Blütenkopf und besonders durch die
gewundenen, schenkeldicken, am Erdboden hinkriechenden Wurzel-
stöcke, welche auch das chilenische Landschaftsbild von Kittlitz
trefflich wiedergibt.

4. Andine Puna-Vegetationsregion (vergl. im
vorigen Kapitel unter Region 2a). Dieselbe nimmt die
weiten Steppenhochflächen zwischen der westlichen Cor-
dillere und der östlichen Andenkette ein, besonders durch
Stipa Ichu und Tola-Sträucher, Compositen der Gattung
Lepidophyllum, charakterisiert (Grisebach V. d. E., II, 417
und Abh. S. 399). Südlich schliesst sie sich zwischen
28° S. und 35° S. an die antarktische Hochgebirgsregion
und an die folgende (5) an.

5. Die argentinische Espinale-Region, wiederum
zur ersten Abteilung der V. Vegetationszone gehörig,
durch den Chañar-Strauch Gourliaea decorticans, Bulnesia

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[534/0566] 20. Hochanden und australes Südamerika. 3. Die chilenische Uebergangs-Vegeta- tionsregion gehört zur dritten Abteilung der V. Vege- tationszone. Reich an endemischen Arten ist sie durch Grisebach (V. d. E., II, 442) sehr natürlich abgegrenzt und gekennzeichnet durch den Gegensatz zu den unter 34° S. ziemlich plötzlich beginnenden reichen südchileni- schen (valdivischen) Wäldern und durch die der nörd- licheren dürren Küste fehlenden Winterregen. Im Haupt- charakter der Vegetation ist sie den beiden vorigen ähnlich, (aus diesem Grunde, aber nicht sehr zweckmäßig, im physik. Atlas auf Florenkarte VII, mit diesen verschmol- zen), hat daher ärmlichen Baumwuchs, dornige Mimoseen und Rhamneen (Colletia) und ähnliche Formen; Quisco- Cacteen, die Puya-Bromelien (Cardones = P. coarctata) und die Cryptocarya Peumus werden als besonders auf- fällige Vegetationserscheinungen genannt. Im Aconcaguagebiet hören nach Güssfeld mit 1200 m die Cereus-Quiscostämme und Kandelaber auf; an ihre Stelle tritt zu- nächst Colliguaya odorifera und der „Olivillo“ Aextoxicum penitatum, beides Euphorbiaceen. Bei 1500 m erscheinen die ersten Libocedrus chilensis-Nadelhölzer (bis 1650), bilden aber keine Bestände und be- zeichnen also hier das Eindringen der 8. Vegetationsregion. — Auch die Cardones fehlen der Andenregion; ihr grotesker Ein- druck wird weniger durch die Laubrosette ihrer starren, stacheligen Schilfblätter hervorgebracht, als durch die hochaufspriessenden Blütenschäfte mit gelbem Blütenkopf und besonders durch die gewundenen, schenkeldicken, am Erdboden hinkriechenden Wurzel- stöcke, welche auch das chilenische Landschaftsbild von Kittlitz trefflich wiedergibt. 4. Andine Puna-Vegetationsregion (vergl. im vorigen Kapitel unter Region 2a). Dieselbe nimmt die weiten Steppenhochflächen zwischen der westlichen Cor- dillere und der östlichen Andenkette ein, besonders durch Stipa Ichu und Tola-Sträucher, Compositen der Gattung Lepidophyllum, charakterisiert (Grisebach V. d. E., II, 417 und Abh. S. 399). Südlich schliesst sie sich zwischen 28° S. und 35° S. an die antarktische Hochgebirgsregion und an die folgende (5) an. 5. Die argentinische Espinale-Region, wiederum zur ersten Abteilung der V. Vegetationszone gehörig, durch den Chañar-Strauch Gourliaea decorticans, Bulnesia

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/566>, abgerufen am 24.11.2024.