Süden eine entfernte Wiederkehr borealer Florenvertei- lungsverhältnisse, welche gewiss eine gute Beleuchtung zu den allgemeinen Klimawirkungen auf die Auswahl der für die Besetzung jedes Gebietes passendsten Sippen er- teilt, und wir sehen mit ihr den bedeutenden Rest tropi- scher Formationsbestände unter höheren südlichen Breiten schwinden.
Nunmehr wird der Sinn der folgenden Einteilung in Vegetationsregionen verständlich sein, von denen die drei letzten zum antarktischen Florenreich gehören und ihre Ausläufer bis in die Hochregionen der tropischen Anden ausdehnen.
1. Peruanische Küstensteppen und andine Vegetationsregion am Westgehänge der Cordilleren- kette und bis zu den inneren Steppenhochflächen der Anden. Sie zerfällt wesentlich in drei Höhenregionen, von denen a) die untere zwischen 10°--14° S. nach Ball bis 2400 m Höhe reicht mit dürren Formationen und zu den, auf der Karte mit rotem Stern ausgezeichneten, direkt aus den Tropen sich ableitenden xerophilen Misch- gebieten gehört. Beispiele: Cereus peruvianus, Prosopis limensis, Acacia tortuosa. Dann folgt bis 3900 m oder sogar bis gegen 4000 m: b) die "Cordilleraregion" mit gemäßigte Wärme liebenden amerikanischen Gattungen (Calceolaria, Alonsoa, Lupinus, Clematis, Echeveria, Nico- tiana etc.), und darauf endlich c) die alpine Cordilleren- formation, welche aber über der unter 4. zu nennen- den Punaregion nicht bei 4000 m, sondern dem rauhen Klima des Innenplateaus der Anden folgend schon bei 3650 m beginnt und bis zur Schneelinie, welche in diesen Breiten um 5000 m liegt, das Hochgebirge einnimmt.
Eine sehr gute Skizze der Uebereinanderfolge verschiedener Formationen von der Küste bei Lima bis hinauf zu der Cordillere um Chicla hat Ball (G. J., XI, 143, vergl. auch Englers botan. Jahrb. Syst. VII, Litt. S. 103) entworfen. Die mittlere Cordillera- region wird hier an ihrer unteren Grenze durch das bekannte Heliotropium peruvianum, und an ihrer oberen Grenze durch halb- strauchige Calceolarien (virgata, lobata, tenuis, ovata, bartsiaefolia) und grosse Hörste von Lupinus paniculatus bezeichnet, und zwar fand Ball diese obere Grenze viel höher, als sie früheren Reisenden zufolge hätte angenommen werden können und in Grisebachs
20. Hochanden und australes Südamerika.
Süden eine entfernte Wiederkehr borealer Florenvertei- lungsverhältnisse, welche gewiss eine gute Beleuchtung zu den allgemeinen Klimawirkungen auf die Auswahl der für die Besetzung jedes Gebietes passendsten Sippen er- teilt, und wir sehen mit ihr den bedeutenden Rest tropi- scher Formationsbestände unter höheren südlichen Breiten schwinden.
Nunmehr wird der Sinn der folgenden Einteilung in Vegetationsregionen verständlich sein, von denen die drei letzten zum antarktischen Florenreich gehören und ihre Ausläufer bis in die Hochregionen der tropischen Anden ausdehnen.
1. Peruanische Küstensteppen und andine Vegetationsregion am Westgehänge der Cordilleren- kette und bis zu den inneren Steppenhochflächen der Anden. Sie zerfällt wesentlich in drei Höhenregionen, von denen a) die untere zwischen 10°—14° S. nach Ball bis 2400 m Höhe reicht mit dürren Formationen und zu den, auf der Karte mit rotem Stern ausgezeichneten, direkt aus den Tropen sich ableitenden xerophilen Misch- gebieten gehört. Beispiele: Cereus peruvianus, Prosopis limensis, Acacia tortuosa. Dann folgt bis 3900 m oder sogar bis gegen 4000 m: b) die „Cordilleraregion“ mit gemäßigte Wärme liebenden amerikanischen Gattungen (Calceolaria, Alonsoa, Lupinus, Clematis, Echeveria, Nico- tiana etc.), und darauf endlich c) die alpine Cordilleren- formation, welche aber über der unter 4. zu nennen- den Punaregion nicht bei 4000 m, sondern dem rauhen Klima des Innenplateaus der Anden folgend schon bei 3650 m beginnt und bis zur Schneelinie, welche in diesen Breiten um 5000 m liegt, das Hochgebirge einnimmt.
Eine sehr gute Skizze der Uebereinanderfolge verschiedener Formationen von der Küste bei Lima bis hinauf zu der Cordillere um Chicla hat Ball (G. J., XI, 143, vergl. auch Englers botan. Jahrb. Syst. VII, Litt. S. 103) entworfen. Die mittlere Cordillera- region wird hier an ihrer unteren Grenze durch das bekannte Heliotropium peruvianum, und an ihrer oberen Grenze durch halb- strauchige Calceolarien (virgata, lobata, tenuis, ovata, bartsiaefolia) und grosse Hörste von Lupinus paniculatus bezeichnet, und zwar fand Ball diese obere Grenze viel höher, als sie früheren Reisenden zufolge hätte angenommen werden können und in Grisebachs
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20. Hochanden und australes Südamerika.
Süden eine entfernte Wiederkehr borealer Florenvertei-
lungsverhältnisse, welche gewiss eine gute Beleuchtung
zu den allgemeinen Klimawirkungen auf die Auswahl der
für die Besetzung jedes Gebietes passendsten Sippen er-
teilt, und wir sehen mit ihr den bedeutenden Rest tropi-
scher Formationsbestände unter höheren südlichen Breiten
schwinden.
Nunmehr wird der Sinn der folgenden Einteilung in
Vegetationsregionen verständlich sein, von denen die drei
letzten zum antarktischen Florenreich gehören und ihre
Ausläufer bis in die Hochregionen der tropischen Anden
ausdehnen.
1. Peruanische Küstensteppen und andine
Vegetationsregion am Westgehänge der Cordilleren-
kette und bis zu den inneren Steppenhochflächen der
Anden. Sie zerfällt wesentlich in drei Höhenregionen, von
denen a) die untere zwischen 10°—14° S. nach Ball
bis 2400 m Höhe reicht mit dürren Formationen und zu
den, auf der Karte mit rotem Stern ausgezeichneten,
direkt aus den Tropen sich ableitenden xerophilen Misch-
gebieten gehört. Beispiele: Cereus peruvianus, Prosopis
limensis, Acacia tortuosa. Dann folgt bis 3900 m oder
sogar bis gegen 4000 m: b) die „Cordilleraregion“ mit
gemäßigte Wärme liebenden amerikanischen Gattungen
(Calceolaria, Alonsoa, Lupinus, Clematis, Echeveria, Nico-
tiana etc.), und darauf endlich c) die alpine Cordilleren-
formation, welche aber über der unter 4. zu nennen-
den Punaregion nicht bei 4000 m, sondern dem rauhen
Klima des Innenplateaus der Anden folgend schon bei
3650 m beginnt und bis zur Schneelinie, welche in diesen
Breiten um 5000 m liegt, das Hochgebirge einnimmt.
Eine sehr gute Skizze der Uebereinanderfolge verschiedener
Formationen von der Küste bei Lima bis hinauf zu der Cordillere
um Chicla hat Ball (G. J., XI, 143, vergl. auch Englers botan.
Jahrb. Syst. VII, Litt. S. 103) entworfen. Die mittlere Cordillera-
region wird hier an ihrer unteren Grenze durch das bekannte
Heliotropium peruvianum, und an ihrer oberen Grenze durch halb-
strauchige Calceolarien (virgata, lobata, tenuis, ovata, bartsiaefolia)
und grosse Hörste von Lupinus paniculatus bezeichnet, und zwar
fand Ball diese obere Grenze viel höher, als sie früheren Reisenden
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/564>, abgerufen am 24.11.2024.
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