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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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20. Hochanden und australes Südamerika.
regionen ausgedrückte Gliederung der Vegetation des
mittleren und südlichen Südamerikas leicht auf klima-
tologischer Grundlage verstehen, indem alle Abteilungen
der V. und VI. Vegetationszone (siehe S. 92--93) hier an-
einander lagern, besiedelt von anderen Elementen als denen
des neotropischen Florenreichs. Wie gewöhnlich wird auch
hier durch die Sanftheit der Uebergänge an manchen
Stellen eine Unbestimmtheit der Grenzen erzeugt. Es
ist aber besonders zum weiteren Verständnis vorher noch
nötig, der Sonderung des austral-amerikanischen
Florenelements von dem antarktischen
kurz zu ge-
denken.

Wo immer nämlich die Tropenformationen mit ihren
Charaktersippen an Palmen, Araceen, Bambusen, Clusia-
ceen, Meliaceen, Lianen von Malpighiaceen, Bignonia-
ceen etc. gegen Süden einen plötzlichen Abschluss finden,
werden sie durch eine Xerophytenvegetation abgelöst, in
welcher sich noch ein guter Teil der zugehörigen kon-
tinentalen Gattungen aus den Tropen vorfindet (z. B. in
Amerika Bromeliaceen), aber in neuen Gliedern und in
ganz anderer Anordnung, z. B. als Dornbäume von Acacien,
Ilicineen, Rhamnaceen, in Verbindung mit Staudensippen,
welche in den Tropen fehlen oder selten sind, wie Ge-
raniaceen, Umbelliferen etc. Dabei können auch einzelne
Sippen die Tropen vom Norden nach dem Süden oder
umgekehrt durchdringen. In allen diesen Stücken aber
erscheint das australe Florenreich jedes Kontinents selb-
ständig, also in Afrika, Australien und Südamerika je-
weilig verschieden und nur durch nicht sehr zahlreiche
ausgezeichnete Ordnungen, wie die Proteaceen sind, syste-
matisch verbunden. Nach dem im Abschnitt III (S. 111) be-
sprochenen de Candolleschen Gesetz, wonach die starken
Systemsippen inhärente klimatische Charaktere haben, er-
scheinen also die australen Floren als Ausscheideglieder der
hinsichtlich ihres Ursprungs als älter vorausgesetzten
Tropenfloren in nächster Nachbarschaft. Wo nun aber in
regenreicher südlicher Breite, ungefähr von 40° S. an und
in Gebirgen entsprechend nördlicher, auf die australe
xerophile und warmgemäßigte Buschflora folgend eine neue

20. Hochanden und australes Südamerika.
regionen ausgedrückte Gliederung der Vegetation des
mittleren und südlichen Südamerikas leicht auf klima-
tologischer Grundlage verstehen, indem alle Abteilungen
der V. und VI. Vegetationszone (siehe S. 92—93) hier an-
einander lagern, besiedelt von anderen Elementen als denen
des neotropischen Florenreichs. Wie gewöhnlich wird auch
hier durch die Sanftheit der Uebergänge an manchen
Stellen eine Unbestimmtheit der Grenzen erzeugt. Es
ist aber besonders zum weiteren Verständnis vorher noch
nötig, der Sonderung des austral-amerikanischen
Florenelements von dem antarktischen
kurz zu ge-
denken.

Wo immer nämlich die Tropenformationen mit ihren
Charaktersippen an Palmen, Araceen, Bambusen, Clusia-
ceen, Meliaceen, Lianen von Malpighiaceen, Bignonia-
ceen etc. gegen Süden einen plötzlichen Abschluss finden,
werden sie durch eine Xerophytenvegetation abgelöst, in
welcher sich noch ein guter Teil der zugehörigen kon-
tinentalen Gattungen aus den Tropen vorfindet (z. B. in
Amerika Bromeliaceen), aber in neuen Gliedern und in
ganz anderer Anordnung, z. B. als Dornbäume von Acacien,
Ilicineen, Rhamnaceen, in Verbindung mit Staudensippen,
welche in den Tropen fehlen oder selten sind, wie Ge-
raniaceen, Umbelliferen etc. Dabei können auch einzelne
Sippen die Tropen vom Norden nach dem Süden oder
umgekehrt durchdringen. In allen diesen Stücken aber
erscheint das australe Florenreich jedes Kontinents selb-
ständig, also in Afrika, Australien und Südamerika je-
weilig verschieden und nur durch nicht sehr zahlreiche
ausgezeichnete Ordnungen, wie die Proteaceen sind, syste-
matisch verbunden. Nach dem im Abschnitt III (S. 111) be-
sprochenen de Candolleschen Gesetz, wonach die starken
Systemsippen inhärente klimatische Charaktere haben, er-
scheinen also die australen Floren als Ausscheideglieder der
hinsichtlich ihres Ursprungs als älter vorausgesetzten
Tropenfloren in nächster Nachbarschaft. Wo nun aber in
regenreicher südlicher Breite, ungefähr von 40° S. an und
in Gebirgen entsprechend nördlicher, auf die australe
xerophile und warmgemäßigte Buschflora folgend eine neue

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[530/0562] 20. Hochanden und australes Südamerika. regionen ausgedrückte Gliederung der Vegetation des mittleren und südlichen Südamerikas leicht auf klima- tologischer Grundlage verstehen, indem alle Abteilungen der V. und VI. Vegetationszone (siehe S. 92—93) hier an- einander lagern, besiedelt von anderen Elementen als denen des neotropischen Florenreichs. Wie gewöhnlich wird auch hier durch die Sanftheit der Uebergänge an manchen Stellen eine Unbestimmtheit der Grenzen erzeugt. Es ist aber besonders zum weiteren Verständnis vorher noch nötig, der Sonderung des austral-amerikanischen Florenelements von dem antarktischen kurz zu ge- denken. Wo immer nämlich die Tropenformationen mit ihren Charaktersippen an Palmen, Araceen, Bambusen, Clusia- ceen, Meliaceen, Lianen von Malpighiaceen, Bignonia- ceen etc. gegen Süden einen plötzlichen Abschluss finden, werden sie durch eine Xerophytenvegetation abgelöst, in welcher sich noch ein guter Teil der zugehörigen kon- tinentalen Gattungen aus den Tropen vorfindet (z. B. in Amerika Bromeliaceen), aber in neuen Gliedern und in ganz anderer Anordnung, z. B. als Dornbäume von Acacien, Ilicineen, Rhamnaceen, in Verbindung mit Staudensippen, welche in den Tropen fehlen oder selten sind, wie Ge- raniaceen, Umbelliferen etc. Dabei können auch einzelne Sippen die Tropen vom Norden nach dem Süden oder umgekehrt durchdringen. In allen diesen Stücken aber erscheint das australe Florenreich jedes Kontinents selb- ständig, also in Afrika, Australien und Südamerika je- weilig verschieden und nur durch nicht sehr zahlreiche ausgezeichnete Ordnungen, wie die Proteaceen sind, syste- matisch verbunden. Nach dem im Abschnitt III (S. 111) be- sprochenen de Candolleschen Gesetz, wonach die starken Systemsippen inhärente klimatische Charaktere haben, er- scheinen also die australen Floren als Ausscheideglieder der hinsichtlich ihres Ursprungs als älter vorausgesetzten Tropenfloren in nächster Nachbarschaft. Wo nun aber in regenreicher südlicher Breite, ungefähr von 40° S. an und in Gebirgen entsprechend nördlicher, auf die australe xerophile und warmgemäßigte Buschflora folgend eine neue

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/562>, abgerufen am 24.11.2024.