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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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16. Australien. -- Tasmanien.
hoch, nimmt die Mitte der Insel, ein wenig gegen Nord verschoben
ein und zeichnet sich durch ausgedehnte und tiefe Süsswasserseen
aus, die Quellen aller bedeutenden Flüsse der Insel. Dies Tafel-
land ist grösstenteils mit schönen Grasflächen bedeckt und steht
nur am St. Clairsee mit bedeutenden Berghängen im unmittel-
baren Zusammenhange, während es sonst in einer Reihe sanfter
Terrassen abfällt; ähnliche kleinere und weniger hohe grasbedeckte
Tafelflächen gibt es auch sonst noch an verschiedenen Stellen der
Insel. Von noch bedeutenderer Ausdehnung aber sind die Gebirgs-
ketten, welche schon an der nordöstlichen Spitze der Insel bei
Kap Portland ansteigen und mit jähem Abfall gegen die Ostküste
in zahlreichen verzweigten Ketten mit wilden Berglandschaften,
in der Eldon-Range etwa 1500 m hoch ansteigend, erst am Südkap
enden. Die Berghäupter sind meistens nackt und mit wild durch-
einandergeworfenen Felsblöcken bedeckt; wo der in Tasmanien
eine so bedeutende Rolle spielende eigenartige "Grünstein" den
Boden gebildet hat und die Abhänge nicht zu steil sind, herrscht
geschlossener Wald. Die gigantischen Stämme von Eucalyptus
amygdalina und obliqua erreichen mit lang sich verschmälernder
Spitze eine ausserordentliche Höhe; das Unterholz wird von fast
undurchdringlichen Dickichten aus Pomaderris elliptica, Fagus
Cunninghamii und Baumfarnen, zumal Dicksonia antarctica, ge-
bildet, und der Boden ist mit kleinen Farnen und Moosen bedeckt.
Auch die Thalgehänge der kleineren Flüsse sind in gleicher Weise
fast stets dicht waldbedeckt, aber eben nur so lange sie aus den
Bergketten ihre Zuflüsse bekommen, während sie beim Eintritt in
das offene Tafelland oder in die tieferen Ebenen Grasfluren frei
von vollkommenem Baumwuchs zur Seite bekommen. Dort ist
ein auch bis Neusüdwales verbreitetes Riedgras (Button-grass der
Einwohner): Gymnoschoenus sphaerocephalus, die häufigste Pflanze,
zusammen mit Xyris gracilis und Schizaea bifida, dazu viele Moose,
Flechten und Schwämme. Ueberall in den höheren Regionen der
Bergsysteme im Westen und Süden der Insel ist der Boden gleich-
falls waldfrei und offen, durch zu grosse Feuchtigkeit dürftig; der
Schnee liegt hier mehrere Monate lang und macht mit seinem
Schmelzwasser diese Gegenden zu Niederlassungen ungeeignet.

Fagus Cunninghamii, welche mit zierlich myrtenartigem Laube
in allen möglichen Färbungen ebenfalls scrubartige Buschforma-
tionen bildet, ist ebenfalls mit Viktoria gemeinsam, endemisch
dagegen F. Gunnii. Von den 11 Arten tasmanischer Coniferen
haben nur zwei in Viktoria--Neusüdwales weitere Verbreitung ge-
funden, die übrigen sind als Arten endemisch. In 3 Arten ist
Arthrotaxis vertreten, von welcher eine, A. cupressoides, einige
der an der Nordseite Tasmaniens gelegenen Berge mit ihrem
dichten Wuchs vollständig unzugänglich macht. Dacrydium Frank-
linii und Phyllocladus asplenifolia zeigen nahe Beziehungen zu
Neuseeland an, Fitzroya Archeri dagegen solche zu der antarktisch-
amerikanischen F. patagonica.


16. Australien. — Tasmanien.
hoch, nimmt die Mitte der Insel, ein wenig gegen Nord verschoben
ein und zeichnet sich durch ausgedehnte und tiefe Süsswasserseen
aus, die Quellen aller bedeutenden Flüsse der Insel. Dies Tafel-
land ist grösstenteils mit schönen Grasflächen bedeckt und steht
nur am St. Clairsee mit bedeutenden Berghängen im unmittel-
baren Zusammenhange, während es sonst in einer Reihe sanfter
Terrassen abfällt; ähnliche kleinere und weniger hohe grasbedeckte
Tafelflächen gibt es auch sonst noch an verschiedenen Stellen der
Insel. Von noch bedeutenderer Ausdehnung aber sind die Gebirgs-
ketten, welche schon an der nordöstlichen Spitze der Insel bei
Kap Portland ansteigen und mit jähem Abfall gegen die Ostküste
in zahlreichen verzweigten Ketten mit wilden Berglandschaften,
in der Eldon-Range etwa 1500 m hoch ansteigend, erst am Südkap
enden. Die Berghäupter sind meistens nackt und mit wild durch-
einandergeworfenen Felsblöcken bedeckt; wo der in Tasmanien
eine so bedeutende Rolle spielende eigenartige „Grünstein“ den
Boden gebildet hat und die Abhänge nicht zu steil sind, herrscht
geschlossener Wald. Die gigantischen Stämme von Eucalyptus
amygdalina und obliqua erreichen mit lang sich verschmälernder
Spitze eine ausserordentliche Höhe; das Unterholz wird von fast
undurchdringlichen Dickichten aus Pomaderris elliptica, Fagus
Cunninghamii und Baumfarnen, zumal Dicksonia antarctica, ge-
bildet, und der Boden ist mit kleinen Farnen und Moosen bedeckt.
Auch die Thalgehänge der kleineren Flüsse sind in gleicher Weise
fast stets dicht waldbedeckt, aber eben nur so lange sie aus den
Bergketten ihre Zuflüsse bekommen, während sie beim Eintritt in
das offene Tafelland oder in die tieferen Ebenen Grasfluren frei
von vollkommenem Baumwuchs zur Seite bekommen. Dort ist
ein auch bis Neusüdwales verbreitetes Riedgras (Button-grass der
Einwohner): Gymnoschoenus sphaerocephalus, die häufigste Pflanze,
zusammen mit Xyris gracilis und Schizaea bifida, dazu viele Moose,
Flechten und Schwämme. Ueberall in den höheren Regionen der
Bergsysteme im Westen und Süden der Insel ist der Boden gleich-
falls waldfrei und offen, durch zu grosse Feuchtigkeit dürftig; der
Schnee liegt hier mehrere Monate lang und macht mit seinem
Schmelzwasser diese Gegenden zu Niederlassungen ungeeignet.

Fagus Cunninghamii, welche mit zierlich myrtenartigem Laube
in allen möglichen Färbungen ebenfalls scrubartige Buschforma-
tionen bildet, ist ebenfalls mit Viktoria gemeinsam, endemisch
dagegen F. Gunnii. Von den 11 Arten tasmanischer Coniferen
haben nur zwei in Viktoria—Neusüdwales weitere Verbreitung ge-
funden, die übrigen sind als Arten endemisch. In 3 Arten ist
Arthrotaxis vertreten, von welcher eine, A. cupressoides, einige
der an der Nordseite Tasmaniens gelegenen Berge mit ihrem
dichten Wuchs vollständig unzugänglich macht. Dacrydium Frank-
linii und Phyllocladus asplenifolia zeigen nahe Beziehungen zu
Neuseeland an, Fitzroya Archeri dagegen solche zu der antarktisch-
amerikanischen F. patagonica.


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[502/0534] 16. Australien. — Tasmanien. hoch, nimmt die Mitte der Insel, ein wenig gegen Nord verschoben ein und zeichnet sich durch ausgedehnte und tiefe Süsswasserseen aus, die Quellen aller bedeutenden Flüsse der Insel. Dies Tafel- land ist grösstenteils mit schönen Grasflächen bedeckt und steht nur am St. Clairsee mit bedeutenden Berghängen im unmittel- baren Zusammenhange, während es sonst in einer Reihe sanfter Terrassen abfällt; ähnliche kleinere und weniger hohe grasbedeckte Tafelflächen gibt es auch sonst noch an verschiedenen Stellen der Insel. Von noch bedeutenderer Ausdehnung aber sind die Gebirgs- ketten, welche schon an der nordöstlichen Spitze der Insel bei Kap Portland ansteigen und mit jähem Abfall gegen die Ostküste in zahlreichen verzweigten Ketten mit wilden Berglandschaften, in der Eldon-Range etwa 1500 m hoch ansteigend, erst am Südkap enden. Die Berghäupter sind meistens nackt und mit wild durch- einandergeworfenen Felsblöcken bedeckt; wo der in Tasmanien eine so bedeutende Rolle spielende eigenartige „Grünstein“ den Boden gebildet hat und die Abhänge nicht zu steil sind, herrscht geschlossener Wald. Die gigantischen Stämme von Eucalyptus amygdalina und obliqua erreichen mit lang sich verschmälernder Spitze eine ausserordentliche Höhe; das Unterholz wird von fast undurchdringlichen Dickichten aus Pomaderris elliptica, Fagus Cunninghamii und Baumfarnen, zumal Dicksonia antarctica, ge- bildet, und der Boden ist mit kleinen Farnen und Moosen bedeckt. Auch die Thalgehänge der kleineren Flüsse sind in gleicher Weise fast stets dicht waldbedeckt, aber eben nur so lange sie aus den Bergketten ihre Zuflüsse bekommen, während sie beim Eintritt in das offene Tafelland oder in die tieferen Ebenen Grasfluren frei von vollkommenem Baumwuchs zur Seite bekommen. Dort ist ein auch bis Neusüdwales verbreitetes Riedgras (Button-grass der Einwohner): Gymnoschoenus sphaerocephalus, die häufigste Pflanze, zusammen mit Xyris gracilis und Schizaea bifida, dazu viele Moose, Flechten und Schwämme. Ueberall in den höheren Regionen der Bergsysteme im Westen und Süden der Insel ist der Boden gleich- falls waldfrei und offen, durch zu grosse Feuchtigkeit dürftig; der Schnee liegt hier mehrere Monate lang und macht mit seinem Schmelzwasser diese Gegenden zu Niederlassungen ungeeignet. Fagus Cunninghamii, welche mit zierlich myrtenartigem Laube in allen möglichen Färbungen ebenfalls scrubartige Buschforma- tionen bildet, ist ebenfalls mit Viktoria gemeinsam, endemisch dagegen F. Gunnii. Von den 11 Arten tasmanischer Coniferen haben nur zwei in Viktoria—Neusüdwales weitere Verbreitung ge- funden, die übrigen sind als Arten endemisch. In 3 Arten ist Arthrotaxis vertreten, von welcher eine, A. cupressoides, einige der an der Nordseite Tasmaniens gelegenen Berge mit ihrem dichten Wuchs vollständig unzugänglich macht. Dacrydium Frank- linii und Phyllocladus asplenifolia zeigen nahe Beziehungen zu Neuseeland an, Fitzroya Archeri dagegen solche zu der antarktisch- amerikanischen F. patagonica.

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/534>, abgerufen am 25.11.2024.