Uebersicht der tropischen und australen Florenreiche.
Kapitel III. Die tropischen und australen Florenreiche.
Allgemeine Uebersicht. Der grösste Teil der hier zu einheitlicher Besprechung vereinigten Ländermassen füllt die beiden heissen, auf unserer Karte rot angelegten Gürtel der Erde. Wie man sieht, sind nicht überall an den durch unsere Vegetationsregionen gekennzeichneten Grenzen der borealen Gebiete gegen die nördlichen Tropen auch gleichzeitig starke klimatische Grenzen: in Nord- afrika und Arabien, in China und rings um den mexi- kanischen Meerbusen greifen die Klimagürtel hinüber und herüber in das Reich der südlichen borealen und der nördlichen Tropen-Vegetationsregionen. Die innere Be- gründung dieser in der Natur vollzogenen Grenzbildung zu erkennen ist schwierig; wahrscheinlich gibt hier die Zusammenwirkung der Wärme mit der periodischen Luft- und Bodenfeuchtigkeit den Ausschlag, wenn nicht oft in dem Widerstande der altangesessenen Formationen gegen- über fremden Eindringlingen (welche letzteren die nörd- lichen Sippen darstellen würden) der kleinste Umstand ausschlaggebend sein kann. Wenn dann mit dem 30.° S. und auf den Gebirgen noch viel früher die gemäßigten Klimagürtel wieder beginnen, so erzeugen sie andere Bilder als im Norden, Bilder, welche viel mehr mit den tropi- schen Sippen als den in ähnlichem Klima wachsenden borealen in Zusammenhang stehen. Besonders aber fehlen die grossen Ländermassen mit kalt-gemäßigtem oder winterkaltem Klima, welche die entscheidende Rolle für die Florenentwickelung des Nordens gespielt haben; wo ihre Anklänge auftreten, in Südamerika, in Tasmanien und dem kühleren Neuseeland, auf den antarktischen Inseln, da liegen sie in weit zerstreuten kleinen Gebirgs- gruppen oder isolierten Kontinentalausläufern und Inseln, deren geographische Lage mehr einer eigenen Floren- entwickelung als der spezifischen Ausbildung eines ge- gebenen grossen, allgemein herrschenden Florenelements
Uebersicht der tropischen und australen Florenreiche.
Kapitel III. Die tropischen und australen Florenreiche.
Allgemeine Uebersicht. Der grösste Teil der hier zu einheitlicher Besprechung vereinigten Ländermassen füllt die beiden heissen, auf unserer Karte rot angelegten Gürtel der Erde. Wie man sieht, sind nicht überall an den durch unsere Vegetationsregionen gekennzeichneten Grenzen der borealen Gebiete gegen die nördlichen Tropen auch gleichzeitig starke klimatische Grenzen: in Nord- afrika und Arabien, in China und rings um den mexi- kanischen Meerbusen greifen die Klimagürtel hinüber und herüber in das Reich der südlichen borealen und der nördlichen Tropen-Vegetationsregionen. Die innere Be- gründung dieser in der Natur vollzogenen Grenzbildung zu erkennen ist schwierig; wahrscheinlich gibt hier die Zusammenwirkung der Wärme mit der periodischen Luft- und Bodenfeuchtigkeit den Ausschlag, wenn nicht oft in dem Widerstande der altangesessenen Formationen gegen- über fremden Eindringlingen (welche letzteren die nörd- lichen Sippen darstellen würden) der kleinste Umstand ausschlaggebend sein kann. Wenn dann mit dem 30.° S. und auf den Gebirgen noch viel früher die gemäßigten Klimagürtel wieder beginnen, so erzeugen sie andere Bilder als im Norden, Bilder, welche viel mehr mit den tropi- schen Sippen als den in ähnlichem Klima wachsenden borealen in Zusammenhang stehen. Besonders aber fehlen die grossen Ländermassen mit kalt-gemäßigtem oder winterkaltem Klima, welche die entscheidende Rolle für die Florenentwickelung des Nordens gespielt haben; wo ihre Anklänge auftreten, in Südamerika, in Tasmanien und dem kühleren Neuseeland, auf den antarktischen Inseln, da liegen sie in weit zerstreuten kleinen Gebirgs- gruppen oder isolierten Kontinentalausläufern und Inseln, deren geographische Lage mehr einer eigenen Floren- entwickelung als der spezifischen Ausbildung eines ge- gebenen grossen, allgemein herrschenden Florenelements
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0479"n="447"/><fwplace="top"type="header">Uebersicht der tropischen und australen Florenreiche.</fw><lb/><divn="2"><head>Kapitel III.<lb/><hirendition="#g">Die tropischen und australen Florenreiche</hi>.</head><lb/><p><hirendition="#b">Allgemeine Uebersicht.</hi> Der grösste Teil der<lb/>
hier zu einheitlicher Besprechung vereinigten Ländermassen<lb/>
füllt die beiden heissen, auf unserer Karte rot angelegten<lb/>
Gürtel der Erde. Wie man sieht, sind nicht überall an<lb/>
den durch unsere Vegetationsregionen gekennzeichneten<lb/>
Grenzen der borealen Gebiete gegen die nördlichen Tropen<lb/>
auch gleichzeitig starke klimatische Grenzen: in Nord-<lb/>
afrika und Arabien, in China und rings um den mexi-<lb/>
kanischen Meerbusen greifen die Klimagürtel hinüber und<lb/>
herüber in das Reich der südlichen borealen und der<lb/>
nördlichen Tropen-Vegetationsregionen. Die innere Be-<lb/>
gründung dieser in der Natur vollzogenen Grenzbildung<lb/>
zu erkennen ist schwierig; wahrscheinlich gibt hier die<lb/>
Zusammenwirkung der Wärme mit der periodischen Luft-<lb/>
und Bodenfeuchtigkeit den Ausschlag, wenn nicht oft in<lb/>
dem Widerstande der altangesessenen Formationen gegen-<lb/>
über fremden Eindringlingen (welche letzteren die nörd-<lb/>
lichen Sippen darstellen würden) der kleinste Umstand<lb/>
ausschlaggebend sein kann. Wenn dann mit dem 30.° S.<lb/>
und auf den Gebirgen noch viel früher die gemäßigten<lb/>
Klimagürtel wieder beginnen, so erzeugen sie andere Bilder<lb/>
als im Norden, Bilder, welche viel mehr mit den tropi-<lb/>
schen Sippen als den in ähnlichem Klima wachsenden<lb/>
borealen in Zusammenhang stehen. Besonders aber fehlen<lb/>
die grossen Ländermassen mit kalt-gemäßigtem oder<lb/>
winterkaltem Klima, welche die entscheidende Rolle für<lb/>
die Florenentwickelung des Nordens gespielt haben; wo<lb/>
ihre Anklänge auftreten, in Südamerika, in Tasmanien<lb/>
und dem kühleren Neuseeland, auf den antarktischen<lb/>
Inseln, da liegen sie in weit zerstreuten kleinen Gebirgs-<lb/>
gruppen oder isolierten Kontinentalausläufern und Inseln,<lb/>
deren geographische Lage mehr einer eigenen Floren-<lb/>
entwickelung als der spezifischen Ausbildung eines ge-<lb/>
gebenen grossen, allgemein herrschenden Florenelements<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[447/0479]
Uebersicht der tropischen und australen Florenreiche.
Kapitel III.
Die tropischen und australen Florenreiche.
Allgemeine Uebersicht. Der grösste Teil der
hier zu einheitlicher Besprechung vereinigten Ländermassen
füllt die beiden heissen, auf unserer Karte rot angelegten
Gürtel der Erde. Wie man sieht, sind nicht überall an
den durch unsere Vegetationsregionen gekennzeichneten
Grenzen der borealen Gebiete gegen die nördlichen Tropen
auch gleichzeitig starke klimatische Grenzen: in Nord-
afrika und Arabien, in China und rings um den mexi-
kanischen Meerbusen greifen die Klimagürtel hinüber und
herüber in das Reich der südlichen borealen und der
nördlichen Tropen-Vegetationsregionen. Die innere Be-
gründung dieser in der Natur vollzogenen Grenzbildung
zu erkennen ist schwierig; wahrscheinlich gibt hier die
Zusammenwirkung der Wärme mit der periodischen Luft-
und Bodenfeuchtigkeit den Ausschlag, wenn nicht oft in
dem Widerstande der altangesessenen Formationen gegen-
über fremden Eindringlingen (welche letzteren die nörd-
lichen Sippen darstellen würden) der kleinste Umstand
ausschlaggebend sein kann. Wenn dann mit dem 30.° S.
und auf den Gebirgen noch viel früher die gemäßigten
Klimagürtel wieder beginnen, so erzeugen sie andere Bilder
als im Norden, Bilder, welche viel mehr mit den tropi-
schen Sippen als den in ähnlichem Klima wachsenden
borealen in Zusammenhang stehen. Besonders aber fehlen
die grossen Ländermassen mit kalt-gemäßigtem oder
winterkaltem Klima, welche die entscheidende Rolle für
die Florenentwickelung des Nordens gespielt haben; wo
ihre Anklänge auftreten, in Südamerika, in Tasmanien
und dem kühleren Neuseeland, auf den antarktischen
Inseln, da liegen sie in weit zerstreuten kleinen Gebirgs-
gruppen oder isolierten Kontinentalausläufern und Inseln,
deren geographische Lage mehr einer eigenen Floren-
entwickelung als der spezifischen Ausbildung eines ge-
gebenen grossen, allgemein herrschenden Florenelements
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/479>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.