4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.
in grossen Scharen vergesellschaftet, z. B. Pentanema divaricatum, Linum spicatum, Diarthron vesiculosum.
Im übrigen prägt die Kultur der Dattelpalme, für die auf Fischers ausgezeichnete Monographie (G. M., Ergänzungsheft Nr. 64) zu verweisen bleibt, dieser Region ihren Charakter auf. "Vom persischen Golfe landeinwärts erheben sich allenthalben um die Städte und Dörfer die dunkelgrünen eintönigen Palmenhaine, bald gross und reich, bald in beschränkter Ausdehnung, je nachdem die Lage und die Wasserverhältnisse mehr oder weniger günstige sind" (Stapf). Unter den Kulturpflanzen ist die Baumwolle als besondere, subtropische Auszeichnung hervorzuheben. -- Man er- sieht aus diesem allen, dass die hier bezeichnete 8. Vegetations- region einen vermittelnden Anschluss an das im III. Kapitel zu schildernde Sahara-Gebiet ausübt.
Mitten in der Steppe erheben sich stellenweise bewaldete Höhen vom ost-mediterranen Typus; so z. B. ist das Sindschar- Gebirge (36° 20' N. zwischen Euphrat und Tigris) mitten in der mesopotamischen Steppe bewaldet; seine Höhe beträgt gegen 1000 m, sein Baumwuchs besteht aus niederen Eichen und Feigenbäumen, gemäß Sachaus Angaben.
9. Orientalische Gebirgswald- und Glacial- region. Mit "Dschaengael" bezeichnet der Perser die Gehölzformationen der Sträucher und Bäume gemeinsam, mit "Saerhadd" das kalte Land, das Sommerweideland seiner Nomaden. Nur bei genügender Milde und Feuch- tigkeit ist die Gehölzformation ansehnlich entwickelt, in dem hier unter Orient zusammengefassten Länderbezirk am üppigsten an den gegen das Kaspische Meer hin ge- richteten Berggehängen mit der äussersten Ostgrenze von Fagus silvatica.
Platanus orientalis, Pterocarya caucasica, Juglans regia, Fra- xinus, Carpinus, Zelkova crenata, Acer-, Populus- und quercus- Arten sind charakteristisch bis zu verhältnismäßig grossen Höhen; dann folgen, und oft im direkten Anschluss an die Steppenforma- tionen, im Bereich des längeren Schnees die Hochgebirgsforma- tionen, welche kaum Spuren von den "alpinen Beständen" im engeren mitteleuropäischen Sinne zeigen. Am Ararat (Gipfel des Trachytkegels Gorgan mit der höchsten Baumvegetation) ist die Baumlinie auf 2552 m festgestellt, die Schneelinie an derselben NW-Seite zu 4150 m, über welche sich der Gipfel noch bis 5163 m erhebt (s. Verh. Ges. Erdkunde, Berlin, IX, 64), was schon zu Abichs und Wagners Forschungszeiten die bedeutende Elevation über dieselben Linien am Kaukasus bethätigte, um so interessanter, als Armeniens landschaftlicher Charakter am wenigsten durch Waldungen bestimmt wird. Birken, Zitterpappeln und Weiden bilden die höchsten Gehölze; auch Quercus Robur kommt noch
4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.
in grossen Scharen vergesellschaftet, z. B. Pentanema divaricatum, Linum spicatum, Diarthron vesiculosum.
Im übrigen prägt die Kultur der Dattelpalme, für die auf Fischers ausgezeichnete Monographie (G. M., Ergänzungsheft Nr. 64) zu verweisen bleibt, dieser Region ihren Charakter auf. „Vom persischen Golfe landeinwärts erheben sich allenthalben um die Städte und Dörfer die dunkelgrünen eintönigen Palmenhaine, bald gross und reich, bald in beschränkter Ausdehnung, je nachdem die Lage und die Wasserverhältnisse mehr oder weniger günstige sind“ (Stapf). Unter den Kulturpflanzen ist die Baumwolle als besondere, subtropische Auszeichnung hervorzuheben. — Man er- sieht aus diesem allen, dass die hier bezeichnete 8. Vegetations- region einen vermittelnden Anschluss an das im III. Kapitel zu schildernde Sahara-Gebiet ausübt.
Mitten in der Steppe erheben sich stellenweise bewaldete Höhen vom ost-mediterranen Typus; so z. B. ist das Sindschar- Gebirge (36° 20′ N. zwischen Euphrat und Tigris) mitten in der mesopotamischen Steppe bewaldet; seine Höhe beträgt gegen 1000 m, sein Baumwuchs besteht aus niederen Eichen und Feigenbäumen, gemäß Sachaus Angaben.
9. Orientalische Gebirgswald- und Glacial- region. Mit „Dschaengael“ bezeichnet der Perser die Gehölzformationen der Sträucher und Bäume gemeinsam, mit „Saerhadd“ das kalte Land, das Sommerweideland seiner Nomaden. Nur bei genügender Milde und Feuch- tigkeit ist die Gehölzformation ansehnlich entwickelt, in dem hier unter Orient zusammengefassten Länderbezirk am üppigsten an den gegen das Kaspische Meer hin ge- richteten Berggehängen mit der äussersten Ostgrenze von Fagus silvatica.
Platanus orientalis, Pterocarya caucasica, Juglans regia, Fra- xinus, Carpinus, Zelkova crenata, Acer-, Populus- und quercus- Arten sind charakteristisch bis zu verhältnismäßig grossen Höhen; dann folgen, und oft im direkten Anschluss an die Steppenforma- tionen, im Bereich des längeren Schnees die Hochgebirgsforma- tionen, welche kaum Spuren von den „alpinen Beständen“ im engeren mitteleuropäischen Sinne zeigen. Am Ararat (Gipfel des Trachytkegels Gorgan mit der höchsten Baumvegetation) ist die Baumlinie auf 2552 m festgestellt, die Schneelinie an derselben NW-Seite zu 4150 m, über welche sich der Gipfel noch bis 5163 m erhebt (s. Verh. Ges. Erdkunde, Berlin, IX, 64), was schon zu Abichs und Wagners Forschungszeiten die bedeutende Elevation über dieselben Linien am Kaukasus bethätigte, um so interessanter, als Armeniens landschaftlicher Charakter am wenigsten durch Waldungen bestimmt wird. Birken, Zitterpappeln und Weiden bilden die höchsten Gehölze; auch Quercus Robur kommt noch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0434"n="402"/><fwplace="top"type="header">4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.</fw><lb/>
in grossen Scharen vergesellschaftet, z. B. Pentanema divaricatum,<lb/>
Linum spicatum, Diarthron vesiculosum.</p><lb/><p>Im übrigen prägt die Kultur der Dattelpalme, für die auf<lb/>
Fischers ausgezeichnete Monographie (<hirendition="#i">G. M.</hi>, Ergänzungsheft Nr. 64)<lb/>
zu verweisen bleibt, dieser Region ihren Charakter auf. „Vom<lb/>
persischen Golfe landeinwärts erheben sich allenthalben um die<lb/>
Städte und Dörfer die dunkelgrünen eintönigen Palmenhaine, bald<lb/>
gross und reich, bald in beschränkter Ausdehnung, je nachdem<lb/>
die Lage und die Wasserverhältnisse mehr oder weniger günstige<lb/>
sind“ (Stapf). Unter den Kulturpflanzen ist die Baumwolle als<lb/>
besondere, subtropische Auszeichnung hervorzuheben. — Man er-<lb/>
sieht aus diesem allen, dass die hier bezeichnete 8. Vegetations-<lb/>
region einen vermittelnden Anschluss an das im III. Kapitel zu<lb/>
schildernde <hirendition="#g">Sahara-Gebiet</hi> ausübt.</p><lb/><p>Mitten in der Steppe erheben sich stellenweise bewaldete<lb/>
Höhen vom ost-mediterranen Typus; so z. B. ist das Sindschar-<lb/>
Gebirge (36° 20′ N. zwischen Euphrat und Tigris) mitten in der<lb/>
mesopotamischen Steppe bewaldet; seine Höhe beträgt gegen 1000 m,<lb/>
sein Baumwuchs besteht aus niederen Eichen und Feigenbäumen,<lb/>
gemäß Sachaus Angaben.</p><lb/><p>9. <hirendition="#g">Orientalische Gebirgswald- und Glacial-<lb/>
region</hi>. Mit „<hirendition="#i">Dschaengael</hi>“ bezeichnet der Perser die<lb/>
Gehölzformationen der Sträucher und Bäume gemeinsam,<lb/>
mit „<hirendition="#i">Saerhadd</hi>“ das kalte Land, das Sommerweideland<lb/>
seiner Nomaden. Nur bei genügender Milde und Feuch-<lb/>
tigkeit ist die Gehölzformation ansehnlich entwickelt, in<lb/>
dem hier unter Orient zusammengefassten Länderbezirk<lb/>
am üppigsten an den gegen das Kaspische Meer hin ge-<lb/>
richteten Berggehängen mit der äussersten Ostgrenze von<lb/><hirendition="#i">Fagus silvatica</hi>.</p><lb/><p>Platanus orientalis, Pterocarya caucasica, Juglans regia, Fra-<lb/>
xinus, Carpinus, Zelkova crenata, Acer-, Populus- und quercus-<lb/>
Arten sind charakteristisch bis zu verhältnismäßig grossen Höhen;<lb/>
dann folgen, und oft im direkten Anschluss an die Steppenforma-<lb/>
tionen, im Bereich des längeren Schnees die Hochgebirgsforma-<lb/>
tionen, welche kaum Spuren von den „alpinen Beständen“ im<lb/>
engeren mitteleuropäischen Sinne zeigen. Am Ararat (Gipfel des<lb/>
Trachytkegels Gorgan mit der höchsten Baumvegetation) ist die<lb/>
Baumlinie auf 2552 m festgestellt, die Schneelinie an derselben<lb/>
NW-Seite zu 4150 m, über welche sich der Gipfel noch bis 5163 m<lb/>
erhebt (s. Verh. Ges. Erdkunde, Berlin, IX, 64), was schon zu<lb/>
Abichs und Wagners Forschungszeiten die bedeutende Elevation<lb/>
über dieselben Linien am Kaukasus bethätigte, um so interessanter,<lb/>
als Armeniens landschaftlicher Charakter am wenigsten durch<lb/>
Waldungen bestimmt wird. Birken, Zitterpappeln und Weiden<lb/>
bilden die höchsten Gehölze; auch Quercus Robur kommt noch<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[402/0434]
4. Atlantische Flora, Mittelmeerländer und Orient.
in grossen Scharen vergesellschaftet, z. B. Pentanema divaricatum,
Linum spicatum, Diarthron vesiculosum.
Im übrigen prägt die Kultur der Dattelpalme, für die auf
Fischers ausgezeichnete Monographie (G. M., Ergänzungsheft Nr. 64)
zu verweisen bleibt, dieser Region ihren Charakter auf. „Vom
persischen Golfe landeinwärts erheben sich allenthalben um die
Städte und Dörfer die dunkelgrünen eintönigen Palmenhaine, bald
gross und reich, bald in beschränkter Ausdehnung, je nachdem
die Lage und die Wasserverhältnisse mehr oder weniger günstige
sind“ (Stapf). Unter den Kulturpflanzen ist die Baumwolle als
besondere, subtropische Auszeichnung hervorzuheben. — Man er-
sieht aus diesem allen, dass die hier bezeichnete 8. Vegetations-
region einen vermittelnden Anschluss an das im III. Kapitel zu
schildernde Sahara-Gebiet ausübt.
Mitten in der Steppe erheben sich stellenweise bewaldete
Höhen vom ost-mediterranen Typus; so z. B. ist das Sindschar-
Gebirge (36° 20′ N. zwischen Euphrat und Tigris) mitten in der
mesopotamischen Steppe bewaldet; seine Höhe beträgt gegen 1000 m,
sein Baumwuchs besteht aus niederen Eichen und Feigenbäumen,
gemäß Sachaus Angaben.
9. Orientalische Gebirgswald- und Glacial-
region. Mit „Dschaengael“ bezeichnet der Perser die
Gehölzformationen der Sträucher und Bäume gemeinsam,
mit „Saerhadd“ das kalte Land, das Sommerweideland
seiner Nomaden. Nur bei genügender Milde und Feuch-
tigkeit ist die Gehölzformation ansehnlich entwickelt, in
dem hier unter Orient zusammengefassten Länderbezirk
am üppigsten an den gegen das Kaspische Meer hin ge-
richteten Berggehängen mit der äussersten Ostgrenze von
Fagus silvatica.
Platanus orientalis, Pterocarya caucasica, Juglans regia, Fra-
xinus, Carpinus, Zelkova crenata, Acer-, Populus- und quercus-
Arten sind charakteristisch bis zu verhältnismäßig grossen Höhen;
dann folgen, und oft im direkten Anschluss an die Steppenforma-
tionen, im Bereich des längeren Schnees die Hochgebirgsforma-
tionen, welche kaum Spuren von den „alpinen Beständen“ im
engeren mitteleuropäischen Sinne zeigen. Am Ararat (Gipfel des
Trachytkegels Gorgan mit der höchsten Baumvegetation) ist die
Baumlinie auf 2552 m festgestellt, die Schneelinie an derselben
NW-Seite zu 4150 m, über welche sich der Gipfel noch bis 5163 m
erhebt (s. Verh. Ges. Erdkunde, Berlin, IX, 64), was schon zu
Abichs und Wagners Forschungszeiten die bedeutende Elevation
über dieselben Linien am Kaukasus bethätigte, um so interessanter,
als Armeniens landschaftlicher Charakter am wenigsten durch
Waldungen bestimmt wird. Birken, Zitterpappeln und Weiden
bilden die höchsten Gehölze; auch Quercus Robur kommt noch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/434>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.