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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Gliederung und Klima.
licheren Teile der Ländergruppe. Von dem Durchschnitt
sind aber drei sehr verschiedene Abweichungsdistrikte
herauszuheben: zunächst zeichnen sich die atlantischen
Inseln und Gestade durch eine sehr viel grössere Gleich-
förmigkeit im Klima aus als die orientalischen Konti-
nentalgebiete, und die Azoren liegen in Köppens "konstant
gemäßigtem" Gürtel. Dagegen bildet das armenische
Hochland um Ersirum und Eriwan eine kalte Enklave mit
3--5 Monaten Frostdauer und kaum einem Monat über
20°C. andauernder Hitze im Jahresmittel, so dass hier
ein Klima sehr ähnlich in seinem Temperaturgange etwa
dem von Sarepta an der Wolga besteht. Die letzte Ab-
weichung besteht in der Hitze des orientalischen Anteils
von Damaskus bis zu den Westgrenzen Indiens, welcher
Bezirk grossenteils innerhalb der 30°C.-Sommerhitzen-
kurve liegt und ausserdem, wie unsere Karte zeigt, mit
zu den unter 20 cm Niederschlagshöhen im Jahresmittel
aufweisenden Ländern gehört. Dazu gesellt sich das
excessive Klima der iranischen Steppen: trotz der Nähe
mit ewigem Schnee bedeckter Gebirge hier die glühende
Sonnenhitze eines dürren Sommers!

"Auf der Hochebene zwischen Ispahan und Schiras (über
2300 m) und südlich von Schiras häufen sich die Schneemassen
derart an, dass mitunter sogar die Telegraphenleitungen unter
ihrer Last zusammenbrechen. Nicht vor dem April verschwindet
hier in feuchten Jahren der Schnee, um sich nun rasch auf die
Hochkämme zurückzuziehen. Wo sich diese indessen über 3500 m
erheben, erhält er sich bis in den Hochsommer ... Aber so hoch
auch diese Gebirge aufragen und solange sich der Schnee auf
ihnen behauptet, so hüllen sich doch ihre Häupter von der zweiten
Hälfte des Frühlings an kaum jemals mehr in die feuchten Schleier
der Nebel. Hoch zieht über ihnen dann und wann flüchtiges Ge-
wölk hinweg, ihre silbernen Zacken und Bänder aber leuchten Tag
um Tag mit gleicher Pracht in die glühende Landschaft zu ihren
Füssen hinaus. So erklärt es sich, dass trotz der reichen Schnee-
fälle in den Hochlagen auch die Niederschlagsmenge des west-
lichen und südwestlichen Hochlands 30 cm kaum übersteigt,
während sie für das ostpersische Binnengebiet gar nur auf 10 cm
veranschlagt wird und selbst in Buschir am Aussenfusse des südira-
nischen Randgebietes in manchen Jahren nur 13--16 cm beträgt"
(Stapf, a. a. O. S. 231).

Aehnlich hohe Hitzegrade, aber nicht unvermittelt
an die Schneehäupter der Hochgebirge anstossend, kom-

Gliederung und Klima.
licheren Teile der Ländergruppe. Von dem Durchschnitt
sind aber drei sehr verschiedene Abweichungsdistrikte
herauszuheben: zunächst zeichnen sich die atlantischen
Inseln und Gestade durch eine sehr viel grössere Gleich-
förmigkeit im Klima aus als die orientalischen Konti-
nentalgebiete, und die Azoren liegen in Köppens „konstant
gemäßigtem“ Gürtel. Dagegen bildet das armenische
Hochland um Ersirum und Eriwan eine kalte Enklave mit
3—5 Monaten Frostdauer und kaum einem Monat über
20°C. andauernder Hitze im Jahresmittel, so dass hier
ein Klima sehr ähnlich in seinem Temperaturgange etwa
dem von Sarepta an der Wolga besteht. Die letzte Ab-
weichung besteht in der Hitze des orientalischen Anteils
von Damaskus bis zu den Westgrenzen Indiens, welcher
Bezirk grossenteils innerhalb der 30°C.-Sommerhitzen-
kurve liegt und ausserdem, wie unsere Karte zeigt, mit
zu den unter 20 cm Niederschlagshöhen im Jahresmittel
aufweisenden Ländern gehört. Dazu gesellt sich das
excessive Klima der iranischen Steppen: trotz der Nähe
mit ewigem Schnee bedeckter Gebirge hier die glühende
Sonnenhitze eines dürren Sommers!

„Auf der Hochebene zwischen Ispahan und Schiras (über
2300 m) und südlich von Schiras häufen sich die Schneemassen
derart an, dass mitunter sogar die Telegraphenleitungen unter
ihrer Last zusammenbrechen. Nicht vor dem April verschwindet
hier in feuchten Jahren der Schnee, um sich nun rasch auf die
Hochkämme zurückzuziehen. Wo sich diese indessen über 3500 m
erheben, erhält er sich bis in den Hochsommer … Aber so hoch
auch diese Gebirge aufragen und solange sich der Schnee auf
ihnen behauptet, so hüllen sich doch ihre Häupter von der zweiten
Hälfte des Frühlings an kaum jemals mehr in die feuchten Schleier
der Nebel. Hoch zieht über ihnen dann und wann flüchtiges Ge-
wölk hinweg, ihre silbernen Zacken und Bänder aber leuchten Tag
um Tag mit gleicher Pracht in die glühende Landschaft zu ihren
Füssen hinaus. So erklärt es sich, dass trotz der reichen Schnee-
fälle in den Hochlagen auch die Niederschlagsmenge des west-
lichen und südwestlichen Hochlands 30 cm kaum übersteigt,
während sie für das ostpersische Binnengebiet gar nur auf 10 cm
veranschlagt wird und selbst in Buschir am Aussenfusse des südira-
nischen Randgebietes in manchen Jahren nur 13—16 cm beträgt“
(Stapf, a. a. O. S. 231).

Aehnlich hohe Hitzegrade, aber nicht unvermittelt
an die Schneehäupter der Hochgebirge anstossend, kom-

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[389/0421] Gliederung und Klima. licheren Teile der Ländergruppe. Von dem Durchschnitt sind aber drei sehr verschiedene Abweichungsdistrikte herauszuheben: zunächst zeichnen sich die atlantischen Inseln und Gestade durch eine sehr viel grössere Gleich- förmigkeit im Klima aus als die orientalischen Konti- nentalgebiete, und die Azoren liegen in Köppens „konstant gemäßigtem“ Gürtel. Dagegen bildet das armenische Hochland um Ersirum und Eriwan eine kalte Enklave mit 3—5 Monaten Frostdauer und kaum einem Monat über 20°C. andauernder Hitze im Jahresmittel, so dass hier ein Klima sehr ähnlich in seinem Temperaturgange etwa dem von Sarepta an der Wolga besteht. Die letzte Ab- weichung besteht in der Hitze des orientalischen Anteils von Damaskus bis zu den Westgrenzen Indiens, welcher Bezirk grossenteils innerhalb der 30°C.-Sommerhitzen- kurve liegt und ausserdem, wie unsere Karte zeigt, mit zu den unter 20 cm Niederschlagshöhen im Jahresmittel aufweisenden Ländern gehört. Dazu gesellt sich das excessive Klima der iranischen Steppen: trotz der Nähe mit ewigem Schnee bedeckter Gebirge hier die glühende Sonnenhitze eines dürren Sommers! „Auf der Hochebene zwischen Ispahan und Schiras (über 2300 m) und südlich von Schiras häufen sich die Schneemassen derart an, dass mitunter sogar die Telegraphenleitungen unter ihrer Last zusammenbrechen. Nicht vor dem April verschwindet hier in feuchten Jahren der Schnee, um sich nun rasch auf die Hochkämme zurückzuziehen. Wo sich diese indessen über 3500 m erheben, erhält er sich bis in den Hochsommer … Aber so hoch auch diese Gebirge aufragen und solange sich der Schnee auf ihnen behauptet, so hüllen sich doch ihre Häupter von der zweiten Hälfte des Frühlings an kaum jemals mehr in die feuchten Schleier der Nebel. Hoch zieht über ihnen dann und wann flüchtiges Ge- wölk hinweg, ihre silbernen Zacken und Bänder aber leuchten Tag um Tag mit gleicher Pracht in die glühende Landschaft zu ihren Füssen hinaus. So erklärt es sich, dass trotz der reichen Schnee- fälle in den Hochlagen auch die Niederschlagsmenge des west- lichen und südwestlichen Hochlands 30 cm kaum übersteigt, während sie für das ostpersische Binnengebiet gar nur auf 10 cm veranschlagt wird und selbst in Buschir am Aussenfusse des südira- nischen Randgebietes in manchen Jahren nur 13—16 cm beträgt“ (Stapf, a. a. O. S. 231). Aehnlich hohe Hitzegrade, aber nicht unvermittelt an die Schneehäupter der Hochgebirge anstossend, kom-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/421>, abgerufen am 22.11.2024.