sagten, wie überhaupt Skandinavien, nicht; doch ist geographisch bemerkenswert Gentiana aurea (involucrata), welche nur hier, in Island und Grönland verbreitet ist.
2. Die finnländisch-skandinavische Waldregion erstreckt sich von den arktischen Birkengebüschen, bezw. den obersten Weissbirkenbeständen durch die tieferen Ge- lände, vom Nordkap und der Südhälfte der Halbinsel Kola bis zur Vegetationslinie der Eiche, also im Durch- schnitt bis zum 61.° N. Die nordeuropäische Weissbirke (Betula pubescens oder B. odorata) als am weitesten vor- geschobener Baum, die Fichte und Kiefer bilden fast ausschliesslich den Waldbestand, der auch nicht reich an Stauden und Untergehölz ist. Massenhaft treten die Vac- cinien im Walde, auch mit Calluna, auf; Linnaea borealis ist charakteristisch gemein und steigt nur selten über die Birkenbestände aufwärts.
Auf den Parallelismus der zeitlichen Vegetationsentwicke- lung mit den Daten des Zufrierens und Auftauens der Seen mag nach den schönen Beobachtungen in Schweden kurz hinge- wiesen werden (G. J., VIII, 242). Sehr genaue Studien über die Anordnung der Formationen im einzelnen und ihrer Charakter- arten veröffentlichte Hult (G. J., IX, 162; Geogr. Mittlgn. Littber. 1886, Nr. 293).
3. Ural und westuralische Waldregion. Die- selbe nimmt den europäischen Nordosten südlich der Samojedentundra auf und zeigt bedeutende Vegetations- anschlüsse an Westsibirien zumal durch das Auftreten von Abies sibirica (siehe die Vegetationslinie auf dem Kärtchen!), Larix sibirica und Pinus Cembra mit Fichten und Birken; unter den Fichten mischt sich hier die ge- wöhnliche Picea excelsa mit der sibirischen Form P. obovata.
Dazu gesellen sich ebensowohl boreal-europäische als boreal- sibirische Stauden und Halbsträucher, von ersteren Calluna etc., von letzteren Anemone altaica, Cerastium dahuricum etc. Im Norden greift die Tundra weit ein und Birkenformationen in Mooren, mit Linnaea, Rubus chamaemorus, Betula nana, ferner Carex-Sümpfe mit Pedicularis sind maßgebend.
Man kann die Südgrenze dieser Region nach der südlichen Vegetationslinie der sibirischen Tanne, oder nach der nördlichen Vegetationslinie der mitteleuropäischen
Skandinavien. Nördliches Russland.
sagten, wie überhaupt Skandinavien, nicht; doch ist geographisch bemerkenswert Gentiana aurea (involucrata), welche nur hier, in Island und Grönland verbreitet ist.
2. Die finnländisch-skandinavische Waldregion erstreckt sich von den arktischen Birkengebüschen, bezw. den obersten Weissbirkenbeständen durch die tieferen Ge- lände, vom Nordkap und der Südhälfte der Halbinsel Kola bis zur Vegetationslinie der Eiche, also im Durch- schnitt bis zum 61.° N. Die nordeuropäische Weissbirke (Betula pubescens oder B. odorata) als am weitesten vor- geschobener Baum, die Fichte und Kiefer bilden fast ausschliesslich den Waldbestand, der auch nicht reich an Stauden und Untergehölz ist. Massenhaft treten die Vac- cinien im Walde, auch mit Calluna, auf; Linnaea borealis ist charakteristisch gemein und steigt nur selten über die Birkenbestände aufwärts.
Auf den Parallelismus der zeitlichen Vegetationsentwicke- lung mit den Daten des Zufrierens und Auftauens der Seen mag nach den schönen Beobachtungen in Schweden kurz hinge- wiesen werden (G. J., VIII, 242). Sehr genaue Studien über die Anordnung der Formationen im einzelnen und ihrer Charakter- arten veröffentlichte Hult (G. J., IX, 162; Geogr. Mittlgn. Littber. 1886, Nr. 293).
3. Ural und westuralische Waldregion. Die- selbe nimmt den europäischen Nordosten südlich der Samojedentundra auf und zeigt bedeutende Vegetations- anschlüsse an Westsibirien zumal durch das Auftreten von Abies sibirica (siehe die Vegetationslinie auf dem Kärtchen!), Larix sibirica und Pinus Cembra mit Fichten und Birken; unter den Fichten mischt sich hier die ge- wöhnliche Picea excelsa mit der sibirischen Form P. obovata.
Dazu gesellen sich ebensowohl boreal-europäische als boreal- sibirische Stauden und Halbsträucher, von ersteren Calluna etc., von letzteren Anemone altaica, Cerastium dahuricum etc. Im Norden greift die Tundra weit ein und Birkenformationen in Mooren, mit Linnaea, Rubus chamaemorus, Betula nana, ferner Carex-Sümpfe mit Pedicularis sind maßgebend.
Man kann die Südgrenze dieser Region nach der südlichen Vegetationslinie der sibirischen Tanne, oder nach der nördlichen Vegetationslinie der mitteleuropäischen
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Skandinavien. Nördliches Russland.
sagten, wie überhaupt Skandinavien, nicht; doch ist geographisch
bemerkenswert Gentiana aurea (involucrata), welche nur hier, in
Island und Grönland verbreitet ist.
2. Die finnländisch-skandinavische Waldregion
erstreckt sich von den arktischen Birkengebüschen, bezw.
den obersten Weissbirkenbeständen durch die tieferen Ge-
lände, vom Nordkap und der Südhälfte der Halbinsel
Kola bis zur Vegetationslinie der Eiche, also im Durch-
schnitt bis zum 61.° N. Die nordeuropäische Weissbirke
(Betula pubescens oder B. odorata) als am weitesten vor-
geschobener Baum, die Fichte und Kiefer bilden fast
ausschliesslich den Waldbestand, der auch nicht reich an
Stauden und Untergehölz ist. Massenhaft treten die Vac-
cinien im Walde, auch mit Calluna, auf; Linnaea borealis
ist charakteristisch gemein und steigt nur selten über die
Birkenbestände aufwärts.
Auf den Parallelismus der zeitlichen Vegetationsentwicke-
lung mit den Daten des Zufrierens und Auftauens der Seen
mag nach den schönen Beobachtungen in Schweden kurz hinge-
wiesen werden (G. J., VIII, 242). Sehr genaue Studien über die
Anordnung der Formationen im einzelnen und ihrer Charakter-
arten veröffentlichte Hult (G. J., IX, 162; Geogr. Mittlgn. Littber.
1886, Nr. 293).
3. Ural und westuralische Waldregion. Die-
selbe nimmt den europäischen Nordosten südlich der
Samojedentundra auf und zeigt bedeutende Vegetations-
anschlüsse an Westsibirien zumal durch das Auftreten
von Abies sibirica (siehe die Vegetationslinie auf dem
Kärtchen!), Larix sibirica und Pinus Cembra mit Fichten
und Birken; unter den Fichten mischt sich hier die ge-
wöhnliche Picea excelsa mit der sibirischen Form P.
obovata.
Dazu gesellen sich ebensowohl boreal-europäische als boreal-
sibirische Stauden und Halbsträucher, von ersteren Calluna etc.,
von letzteren Anemone altaica, Cerastium dahuricum etc. Im
Norden greift die Tundra weit ein und Birkenformationen in Mooren,
mit Linnaea, Rubus chamaemorus, Betula nana, ferner Carex-Sümpfe
mit Pedicularis sind maßgebend.
Man kann die Südgrenze dieser Region nach der
südlichen Vegetationslinie der sibirischen Tanne, oder
nach der nördlichen Vegetationslinie der mitteleuropäischen
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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/403>, abgerufen am 22.11.2024.
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