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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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2. Nord- und Mitteleuropa.

Es bleibt nun noch übrig, die wesentlichsten Züge
der einzelnen Landschaften herauszuheben, welche ich
nach acht, teilweise in sich selbst wiederum in natür-
liche Distrikte gegliederten Vegetationsregionen zu-
sammenfasse:

1. Die skandinavische Fjeldregion besitzt ark-
tisches Gepräge und umfasst den grössten Teil vom nörd-
lichen Lappland, sowie die Gebirge mit ihren im Durch-
schnitt über 900 m liegenden Alpenspitzen, vom Norden
bis Dovrefjeld und den südlichen Hamar-Alpen. Innerhalb
der lappländischen Waldregion erstrecken sich die Fjeld-
formationen beträchtlich tief, z. B. vom Gipfel bis 450 m
herab am Yllästunturi im oberen Torneaelf-Gebiet, von wo
nordwärts sich die obere Waldgrenze noch um 100 m
senkt, um den arktischen Matten und Weidengebüschen
Platz zu machen. -- Diese nehmen einen grossen Platz
im Artreichtum der norwegischen Flora ein, welche etwa
1380 Arten von Blütenpflanzen zählt, mit 1/6 des Ganzen
in den artenreichsten Gattungen: Carex (106), Hieracium
(62), Salix (43). Im südwestlichen Norwegen finden sich
nicht weit von arktischen Bürgern solche des atlantischen,
wärmeren Europas.

Gemäß Blytts Schilderung findet man auf dem Hochgebirge
unterhalb des ewigen Schnees zunächst einen vegetationslosen
Steingeröllgürtel; ihm folgt abwärts ein zusammenhängender
Teppich gelbgrauer Strauchflechten; über 1200 m hoch, im süd-
lichen Norwegen 1370 m hoch, endet dieser Teppich durch Ersatz
graugrüner Weiden von einigen Fuss Höhe mit Betula nana und
Juniperus nana, zwischen welchen Heideformation von Empetrum
nigrum, Diapensia, Phyllodoce taxifolia, Cassiopearten wie in Grön-
land auftritt, ferner Moosformation zumal von Racomitrien mit
Cladonia. So bis circa 1000 m abwärts, wo die ersten Birkenbestände
auftreten, um ein paar Hundert Fuss tiefer durch Nadelhölzer be-
reichert zu werden. Gemein ist Pedicularis lapponica.

Aus diesem Durchschnittsverhalten heben sich einzelne, reicher
arktisch-zusammengesetzte Flecke einer "Dryasformation" heraus,
welche die Florenkarte von Europa (a. a. O.) nach Blytt angibt.
"Die meisten eigentlichen Gebirgspflanzen finden sich hier auf leicht
verwitternden Schiefern als blumengeschmückte Oasen, und viele
Arten sind ausschliesslich an dieselben gebunden." Dryas octopetala,
Potentilla nivea, Oxytropis lapponica, Veronica saxatilis, Salix
reticulata sind als wichtigste zu nennen.

Endemische Arten besitzt die Region nach dem früher Ge-

2. Nord- und Mitteleuropa.

Es bleibt nun noch übrig, die wesentlichsten Züge
der einzelnen Landschaften herauszuheben, welche ich
nach acht, teilweise in sich selbst wiederum in natür-
liche Distrikte gegliederten Vegetationsregionen zu-
sammenfasse:

1. Die skandinavische Fjeldregion besitzt ark-
tisches Gepräge und umfasst den grössten Teil vom nörd-
lichen Lappland, sowie die Gebirge mit ihren im Durch-
schnitt über 900 m liegenden Alpenspitzen, vom Norden
bis Dovrefjeld und den südlichen Hamar-Alpen. Innerhalb
der lappländischen Waldregion erstrecken sich die Fjeld-
formationen beträchtlich tief, z. B. vom Gipfel bis 450 m
herab am Yllästunturi im oberen Torneaëlf-Gebiet, von wo
nordwärts sich die obere Waldgrenze noch um 100 m
senkt, um den arktischen Matten und Weidengebüschen
Platz zu machen. — Diese nehmen einen grossen Platz
im Artreichtum der norwegischen Flora ein, welche etwa
1380 Arten von Blütenpflanzen zählt, mit ⅙ des Ganzen
in den artenreichsten Gattungen: Carex (106), Hieracium
(62), Salix (43). Im südwestlichen Norwegen finden sich
nicht weit von arktischen Bürgern solche des atlantischen,
wärmeren Europas.

Gemäß Blytts Schilderung findet man auf dem Hochgebirge
unterhalb des ewigen Schnees zunächst einen vegetationslosen
Steingeröllgürtel; ihm folgt abwärts ein zusammenhängender
Teppich gelbgrauer Strauchflechten; über 1200 m hoch, im süd-
lichen Norwegen 1370 m hoch, endet dieser Teppich durch Ersatz
graugrüner Weiden von einigen Fuss Höhe mit Betula nana und
Juniperus nana, zwischen welchen Heideformation von Empetrum
nigrum, Diapensia, Phyllodoce taxifolia, Cassiopearten wie in Grön-
land auftritt, ferner Moosformation zumal von Racomitrien mit
Cladonia. So bis circa 1000 m abwärts, wo die ersten Birkenbestände
auftreten, um ein paar Hundert Fuss tiefer durch Nadelhölzer be-
reichert zu werden. Gemein ist Pedicularis lapponica.

Aus diesem Durchschnittsverhalten heben sich einzelne, reicher
arktisch-zusammengesetzte Flecke einer „Dryasformation“ heraus,
welche die Florenkarte von Europa (a. a. O.) nach Blytt angibt.
„Die meisten eigentlichen Gebirgspflanzen finden sich hier auf leicht
verwitternden Schiefern als blumengeschmückte Oasen, und viele
Arten sind ausschliesslich an dieselben gebunden.“ Dryas octopetala,
Potentilla nivea, Oxytropis lapponica, Veronica saxatilis, Salix
reticulata sind als wichtigste zu nennen.

Endemische Arten besitzt die Region nach dem früher Ge-

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[370/0402] 2. Nord- und Mitteleuropa. Es bleibt nun noch übrig, die wesentlichsten Züge der einzelnen Landschaften herauszuheben, welche ich nach acht, teilweise in sich selbst wiederum in natür- liche Distrikte gegliederten Vegetationsregionen zu- sammenfasse: 1. Die skandinavische Fjeldregion besitzt ark- tisches Gepräge und umfasst den grössten Teil vom nörd- lichen Lappland, sowie die Gebirge mit ihren im Durch- schnitt über 900 m liegenden Alpenspitzen, vom Norden bis Dovrefjeld und den südlichen Hamar-Alpen. Innerhalb der lappländischen Waldregion erstrecken sich die Fjeld- formationen beträchtlich tief, z. B. vom Gipfel bis 450 m herab am Yllästunturi im oberen Torneaëlf-Gebiet, von wo nordwärts sich die obere Waldgrenze noch um 100 m senkt, um den arktischen Matten und Weidengebüschen Platz zu machen. — Diese nehmen einen grossen Platz im Artreichtum der norwegischen Flora ein, welche etwa 1380 Arten von Blütenpflanzen zählt, mit ⅙ des Ganzen in den artenreichsten Gattungen: Carex (106), Hieracium (62), Salix (43). Im südwestlichen Norwegen finden sich nicht weit von arktischen Bürgern solche des atlantischen, wärmeren Europas. Gemäß Blytts Schilderung findet man auf dem Hochgebirge unterhalb des ewigen Schnees zunächst einen vegetationslosen Steingeröllgürtel; ihm folgt abwärts ein zusammenhängender Teppich gelbgrauer Strauchflechten; über 1200 m hoch, im süd- lichen Norwegen 1370 m hoch, endet dieser Teppich durch Ersatz graugrüner Weiden von einigen Fuss Höhe mit Betula nana und Juniperus nana, zwischen welchen Heideformation von Empetrum nigrum, Diapensia, Phyllodoce taxifolia, Cassiopearten wie in Grön- land auftritt, ferner Moosformation zumal von Racomitrien mit Cladonia. So bis circa 1000 m abwärts, wo die ersten Birkenbestände auftreten, um ein paar Hundert Fuss tiefer durch Nadelhölzer be- reichert zu werden. Gemein ist Pedicularis lapponica. Aus diesem Durchschnittsverhalten heben sich einzelne, reicher arktisch-zusammengesetzte Flecke einer „Dryasformation“ heraus, welche die Florenkarte von Europa (a. a. O.) nach Blytt angibt. „Die meisten eigentlichen Gebirgspflanzen finden sich hier auf leicht verwitternden Schiefern als blumengeschmückte Oasen, und viele Arten sind ausschliesslich an dieselben gebunden.“ Dryas octopetala, Potentilla nivea, Oxytropis lapponica, Veronica saxatilis, Salix reticulata sind als wichtigste zu nennen. Endemische Arten besitzt die Region nach dem früher Ge-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/402>, abgerufen am 22.11.2024.